Tage wie Chili und Honig: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Tage wie Chili und Honig: Roman' von Helena Steegmann
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Inhaltsangabe zu "Tage wie Chili und Honig: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:336
Verlag: Knaur TB
EAN:9783426518786

Rezensionen zu "Tage wie Chili und Honig: Roman"

  1. 3
    03. Jul 2016 

    Kein Feuerwerk...

    Nana ist eine junge Frau, die vor den Scherben ihres Lebens steht. Ihre Mutter ist seit einigen Monaten tot, und der kleine Delikatessenladen in einem Dorf im Alten Land, den sie gemeinsam mit ihrer Mutter und über ihren Tod hinaus betrieben hat, steht vor dem Aus. Ausgerechnet an Heiligabend schließt Nana den Laden ein letztes Mal ab, doch statt den Abend einsam in der dunklen Wohnung über dem Geschäft zu verbringen, setzt sich die junge Frau kurzerhand in ihr Auto und fährt nach Hamburg.

    Einfach alles hinter sich lassen, so ihre Devise, auch wenn es noch keinen Plan gibt, wie es jetzt weitergehen könnte. Nana findet tatsächlich auch zu der späten Stunde noch ein keines Zimmer in einer Pension, und mehr als ein Koffer und ein fast leergeräumtes Konto scheinen ihr nicht mehr geblieben zu sein. Doch die kommenden Tage bergen einige Überraschungen. So erhält Nana beispielsweise durch Zufall die Möglichkeit, die Kolumne in einer angesehenen Zeitschrift zu übernehmen und sich dort kritisch über die Gourmetrestaurants Hamburgs auszulassen. Rasch steigt ihr Ansehen, und Nanas Ruf eilt ihr voraus - doch gibt es dabei ein Problem, von dem zunächst keiner etwas ahnt. Plötzlich und unerwartet hat Nana nämlich der Geschmackssinn verlassen - und der Geruchssinn gleich noch dazu.

    Eine recht üble Methode ermöglicht es Nana noch eine ganze Zeit lang, ihre Kritiken dennoch zu verfassen. Die Besuche der unter die Lupe genommenen Restaurants absolviert sie mit wechselnder Begleitung, die Nana ausgiebig zu den einzelnen Gängen befragt. Und so finden die Äußerungen und Eindrücke ihrer jeweiligen Begleitung ohne deren Wissen oder Zustimmung Einzug in die Kolumne. Klar, dass das irgendwann auffliegen muss - und schon steht Nana wieder vor dem Nichts. Wird eine kulinarische Reise quer durch Italien und über die Gewürzmärkte Istanbuls Klarheit in ihr Leben bringen und den Geschmackssinn wiedererwecken können? Nana beschließt, ihren langgehegten Traum zu leben...

    "...und sobald sich doch irgendein Gedanke in meine Hirnwindungen schleicht, löst er sich auf wie die Schäfchenwolken hoch über mir am Himmel. Ich genieße einfach das, was eine Reise für mich ausmacht: wenn 'weit weg' zu 'ganz nah' wird und hinter jeder Kurve etwas wartet, das dem Leben eine neue Richtung geben könnte."

    Nana ist ein Charakter, den ich versucht habe, sympathisch zu finden. Auch wenn vieles nachvollziehbar ist wie die Trauer über den Tod ihrer Mutter, die bis dahin Nanas Lebensmittelpunkt war, oder die Wut und Enttäuschung über den Vater, den sie kaum je einmal zu Gesicht bekommen hat oder auch die Ratlosigkeit hinsichtlich ihres weiteren Lebensweges, haben mich die Naivität und Oberflächlichkeit der jungen Frau zunehmend genervt. Auch wenn sie am Ende eher auf dem Weg ist, zu sich selbst zu finden, fand ich es phasenweise kaum erträglich, wenn Nana sich plötzlich wieder auf etwas anders konzentrierte und dafür sich anbahnende Freunschaften fallen ließ oder auch wenn sie vor Problemen entweder wieder einmal die Augen verschloss oder davor weglief. Die einzige Konstanz in Nanas Leben scheint die Liebe zu kulinarsichen Genüssen zu sein - und das war mir letztlich zu wenig, um diesen Charakter wirklich sympathisch zu finden, auch wenn die Begeisterung hinsichtlich besonderer Geschmackserlebenisse spürbar war.

    Mir scheint, das Rezept für diesen Roman ist nicht ganz aufgegangen: aus den Zutaten Chaos, Trauer, Zufälle, Liebe, Sebstfindung, Lebensträume und Delikatessen ist eher ein Einheitsbrei denn ein Hochgenuss geworden. Kein kulinarisches oder literarisches Feuerwerk ist hier für mich entbrannt, und insgesamt war die Geschichte in ihrem locker-leichtem Schreibstil zwar eine ganz nette Unterhaltung für Zwischendurch, aber eben nichts, was bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Daran ändert auch der originelle, zum Buch gehörende Blog Chili&Honig leider nichts.

    © Parden

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