Tage des Verlassenwerdens: Roman

Rezensionen zu "Tage des Verlassenwerdens: Roman"

  1. 4
    26. Mär 2021 

    Trauma und Folgen

    „Tage des Verlassenwerdens“ ist ein schwieriges Buch, aber auch ein interessantes Buch. Der Hauptcharakter Olga führt ihr eigentlich zufriedenes Leben mit ihrem Mann Mario und ihren Kindern Ilaria und Gianni und ihrem Hund Otto in Turin. Und dann tobt das Leben! Sie wird verlassen, ihr Mann hat eine jüngere Geliebte, Olga muss sich mit einer gänzlich neuen Situation zurechtfinden. Und Olga, die sich eigentlich für stark und selbstbewusst gehalten hatte, mutiert, wird zu einem definitiv anstrengenden Charakter. Dabei schafft es Elena Ferrante einen unheimlichen Sog in diesem Drama zu erzeugen, denn obwohl der Charakter der Olga anfänglich abstößt, denn dieses Übertriebene und Wahnhafte macht Olga nicht liebenswert, sondern zu einer Furie, der man nicht begegnen will, lässt das Geschilderte die Leser auch nachdenklich werden. Denn dieses Thema ist nicht so abwegig. Denn dies ist etwas, was passieren kann, den Menschen auch passiert. Und wie geht man dann damit um, wenn die eigene Welt in Trümmern liegt und alles sicher Geglaubte in den Fingern zerrinnt. Man an die Grenzen kommt, auch an soziale Grenzen, gerade wenn man plötzlich alleinerziehend ist. Nun wird aber nicht jede’r Verlassene, nicht jede’r Alleinerziehende zu einer Olga, zum Glück, dennoch gibt es genau dieses Verhalten. Denn trotz des wirklich schwierigen Charakters Olga ist "Tage des Verlassenwerdens" ein interessantes Buch, dass ein Thema anspricht, über das lieber geschwiegen wird. Aber dadurch, dass es essentielle Fragen aufwirft, ist es auch ein absolut interessantes Thema. Denn eigentlich zeigt es auch eine Verantwortung des Einzelnen seiner näheren Umgebung gegenüber auf. Und man sollte sich gedanklich auch einmal mit dieser Frage befassen, denn dieses sich so plötzlich aufbauende Loch ist angstmachend, aber nicht unmöglich. Aber es gibt Wege heraus, ein Glück!!!

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  1. Die Verlassene

    Dabei ist es ja nur eine banale Geschichte, die sich überall ereignet. Ehemann verlässt Ehefrau und Kinder, hat eine heimliche Geliebte. Die Ehefrau fällt danach aus allen Wolken und in ein tiefes seelisches Loch, weil sie nichts geahnt hat.

    Aber nun kommt Elena Ferrante ins Spiel. Sie macht daraus ein regelrechtes Drama, bei dem einem der Atem stockt beim Lesen. Denn man lernt die verlassene Ehefrau, die Olga heißt und 38 Jahre alt ist bis in die Haarwurzel kennen. Als Leserin leidet man mit ihr mit, man kann ihre Wut, die sehr lange dauert bestens verstehen. Aber wir erfahren auch nach und nach, wie es überhaupt so weit gekommen ist.

    Olga hat s verliert teilweise die Kontrolle, über sich und die Kinder und den Hund, den der Ehemann zurück ließ. Es zeigen sich Abgründe auf, die man kaum nachvollziehen kann, die einen aber doch recht schocken. Die Geschichte habe ich verschlungen, weil die Autorin mich quasi dermaßen reinzieht, das man das Buch kaum mehr aus der Hand legen kann.

    Da Elena Ferrante weiterhin die Anonymität wählt, kommt einem dennoch der Gedanke, es könnten auch persönliche Erfahrungen in der Geschichte stecken, über die sie so authentisch berichtet. Vielleicht macht gerade dieses das Geheimnisvolle aus, weil man nichts über sie weiß. Ich bin gespannt über noch weitere Bücher der Autorin.

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