Svendborg 1937: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Svendborg 1937: Roman' von Tanja Jeschke
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Svendborg 1937: Roman"

Ausgerechnet nach Svendborg auf der dänischen Insel Fünen flüchten die Dinkelspiels vor den Nazis. Ein verschlafenes Hafenstädtchen, in dem eine angeheiratete Tante ihnen Unterkunft gibt. Die ist freilich nicht so ganz glücklich über die Gäste, die sich ihrerseits im komplett veränderten Alltag zurechtfinden müssen. Die Schwestern Meret und Ricarda entdecken das Motorradfahren für sich und lernen eine ungewöhnliche Hausgemeinschaft kennen, deren Oberhaupt Bert Brecht sie jedoch nie treffen. Für beide Mädchen sind Brechts Frauen jedoch richtungsweisend, und als Ricarda beschließt, auf eigene Faust nach Deutschland zu ihrem Verlobten zurückzukehren, ändert sich nicht nur für Meret alles …

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
Verlag: Picus Verlag
EAN:9783711721280

Rezensionen zu "Svendborg 1937: Roman"

  1. In der Fremde

    Die jüdische Familie Dinkelspiel lässt 1937 Stuttgart hinter sich, da sie in Deutschland keine Zukunft für sich sehen. Sie kommen bei der besten Freundin von Merets Großmutter unter, die auf der dänischen Insel Fünen lebt. Die Tante sieht es als ihre Pflicht an, die Dinkelspiels aufzunehmen, ist aber nicht erfreut über ihre Gäste. Aber auch für die Familie und ganz besonders für die 17-jährige Meret und ihre ältere Schwester Ricarda ist es nicht leicht, sich mit der Situation zurechtzufinden. Doch dann lernen sie die ungewöhnliche Hausgemeinschaft um Bertold Brecht kennen, wobei sie den Hausherrn selbst nie kennenlernen. Ricarda beschließt dann zu ihrem Verlobten nach Deutschland zurückzukehren, was für die Familie alles verändert.
    Dieser Roman erzählt ein stückweit die Geschichte der realen Familie Dinkelspiel. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, ist aber auch ein wenig ungewöhnlich.
    Die Geschichte hat mich nicht richtig erreicht. Die Bedrohung, die sich in Deutschland breit macht, ist in Dänemark nicht so richtig zu spüren. Das Leben der jüdischen Emigranten in Dänemark plätschert so vor sich hin.
    Die Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt. Wir lernen die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Meret kennen, für die es in dem Alter bestimmt besonders schwer ist, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Doch sie fügt sich in die Situation. Ricarda dagegen sehnt sich nach ihrem Verlobten und trifft eine Entscheidung, die Konsequenzen hat.
    Es ist ein ruhig erzählter Roman, der die Geschichte einer jüdischen Familie in der Fremde erzählt. Die Geschichte ist zwar interessant, konnte mich aber dennoch nicht packen.

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  1. Auf zu neuen Ufern...

    Dass es sich bei dem Buch um keine leichte Kost handeln würde, das war mir bewusst, aber dass ich so berührt sein werde und teilweise kämpfen musste, das war mir nicht klar.

    Diese Geschichte dreht sich um eine gelungene Flucht vor den Nazis der Familie Dinkelspiel. Sie kommen bei ihrer Tante auf der Insel Fünen in Dänemark unter.

    Besonders gelungen fand ich, dass sowohl das alltägliche Leben der Familie im Exil geschildert wird als auch das der Tante, die zwar notgedrungen hilft, aber der die Verwandten eigentlich eher lästig sind.

    Erst durch diesen Roman ist mir bewusst geworden wie man sich als Geflüchteter fühlen muss, denn natürlich vermisst man seine Heimat und ist nur weggegangen, weil man sonst sein Leben gelassen hätte. Und es zeigt sich wie schwer so ein Exilleben sein kann, da man nicht nur Beruf und Materielles verliert, sondern auch liebgewonnene Menschen, die dort geblieben sind und deren Schicksal ungewiss ist.

    Spannend als nicht religiöser Mensch fand ich, dass sich mit der Frage vom "Jüdisch sein" auseinandergesetzt wird. Dies las sich nicht immer verständlich, weil mir schlichtweg Wissen fehlt, aber ich konnte die Bedeutung von Religion besser nachvollziehen.

    Das Thema wird sehr sanft und emotional dem Leser nahegebracht, was sehr gut passte. Die Gefühlswert ist eh schon angespannt, da wäre eine unruhige Erzählweise eher lästig. Zudem wird sehr ausführlich und anschaulich beschrieben. Das muss man mögen, da es nicht immer leicht zu lesen ist.

    Fazit: Ein Roman mit Anspruch, für den man sich entsprechend Zeit nehmen sollte und dann wird man mit besonderen Schilderungen belohnt.

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