Sturmhöhe

Inhaltsangabe zu "Sturmhöhe"
Als Findelkind kommt der junge Heathcliff in das Anwesen Wuthering Heights, das der rauen Witterung der englischen Küste schutzlos ausgesetzt ist. Von Gutsbesitzer Mr. Earnshaw liebevoll aufgenommen, führt seine Anwesenheit jedoch schon bald zu Zwietracht in der Familie. Tochter Catherine erkennt in dem fremden Jungen eine verwandte Seele und verliebt sich in ihn, doch ihr Bruder Hindley ist voller Neid auf den Eindringling. Er beginnt ihn zu quälen und verstößt ihn nach dem Tod des Vaters. Als Catherine sich für eine Heirat mit dem reichen Nachbarn entscheidet, schwört Heathcliff Rache … «Sturmhöhe» blieb der einzige Roman von Emily Brontë, der noch zu ihren Lebzeiten veröffentlich wurde. Er wurde zu einem Fixstern am weltliterarischen Firmament.

So geht Atmosphäre
Sturmumtoste Hügel, Schneestürme, die Massen an Schnee bringen, sinnlose männliche brachiale Ausraster und schmachtende Frauen – all das und noch viel mehr bietet „Sturmhöhe“ (englisch: Wuthering Heights) von Emily Bronte.
Seit geraumer Zeit bringt der Penguin Verlag in der „Penguin Edition“ Klassiker der Weltliteratur neu heraus; versehen mit farbenfrohen Umschlägen und zumeist mit (mal mehr mal weniger erhellendem) Nachwort. Wer also günstig seine Klassikerbibliothek ausbauen will, ist mit dieser Reihe, die laufend erweitert wird, bestens bedient. Wenn jemand ein Haar in der Suppe finden will: gelegentlich könnte das Korrektorat etwas gründlicher arbeiten. Gerade im vorliegenden Buch ist eine Reihe an Fehlern zu entdecken. Das soll zukünftige Leserinnen und (hoffentlich) Leser (dazu später mehr) aber nicht davon abhalten, sich das Buch zuzulegen.
Emily Bronte hat mit ihrem ersten und (leider) einzigen Roman ein wahrhaft progressives Werk vorgelegt, dass damals (die Erstausgabe erschien 1847) auf „[…] weitverbreitetes Unverständnis und teils heftige Ablehnung {stieß}.“ (S. 498).
Aus damaliger Sicht (vielleicht) verständlich, heute einfach nur lachhaft. Ist die Geschichte um Catherine, Heathcliff etc. doch nichts anderes als die älteste Geschichte der Welt – nur irgendwie und in gewisser Weise tragischer und mit durchaus streitbaren Figuren.
Dafür sorgt Emily Bronte schon mit ihrer ambivalenten Charakterzeichnung. Als Leser erlebt man etliche Emotionen (von Mitleid über „Ich möchte sie/ ihn schütteln“ bis hin zu Trauer und Wut) hautnah und spürbar bei JEDEM Charakter. Das ist mir bisher selten bzw. noch nie in der Intensität bei einer Lektüre passiert. Hut ab vor Frau Bronte *g*.
Und noch etwas hat die Schwester von „Jane Eyre“-Autorin Charlotte Bronte geschafft: ein einzigartiges Verweben von Naturstimmungen und den menschlichen Charakteren. Hört sich vielleicht diffus an, aber selten wurde das (englische) Wetter so „menschlich“ dargestellt. Stürmt es in „Wuthering Heights“, gibt es auch einen Sturm in den Häusern Wuthering Heights oder Thrushcross Grange, scheint die Sonne, ist auch das Gemüt der Charaktere sonnig bzw. leichter etc. Es gibt zahlreiche Stellen in „Sturmhöhe“, die meine Aussage bekräftigen.
Es wird mir auf immer und ewig ein Rätsel bleiben, warum es so wenig Männer gibt, die Bücher wie „Sturmhöhe“ lesen bzw. nicht als das erkennen, was es ist – nämlich ein rundum gelungenes Lesevergnügen ohne Kitsch, dafür aber mit sprichwörtlichem doppelten Boden.
Absolute Leseempfehlung und deshalb auch glasklare 5*!
©kingofmusic
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