Still Missing

Buchseite und Rezensionen zu 'Still Missing' von Chevy Stevens
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Still Missing"

Was würdest du tun, wenn dich jemand am helllichten Tag entführt? Wenn du ihm vollkommen ausgeliefert bist? Wenn es aus dieser Hölle kein Entkommen gibt? Würdest du töten? Und wäre dann wirklich alles vorbei?

Format:Taschenbuch
Seiten:416
EAN:9783596187164

Rezensionen zu "Still Missing"

  1. Grusel - Gänsehaut

    Eine kurze Information vorweg an alle Vielleser. Checkt bitte eure Lesestatistik, denn" Still Missing " ist eine Neuauflage des 2011 erschienenen Buches.
    Macht nichts, war trotzdem spannend. Durchaus ein Buch, was man re-readen kann, und das ist sehr selten bei mir. Ich finde es stark, wie die Autorin alles aus Annies Sichtweise erzählt und dabei die perfekte Mischung findet aus klaustrophobischen Gefühlsbeschreibungen und Annies durchaus sarkastisch - selbstkritisch-reflektierter Eigendarstellung.
    Okay, dass sie überlebt, scheint klar, sonst könnte sie ja nicht erzählen, allerdings hat man gerade zu Beginn oft das Gefühl sterben wäre einfacher, als diese grenzen - und uferlose Ungewissheit in der Hütte zu erleben.
    Zudem wird sie" auf dem Berg" dressiert wie ein Hündchen, bekommt possierliche Kleider an und muss sich an völlig überzogene und irrationale Routinen halten.
    Das Buch war immer höchst spannend und durch die Abwechslung im Zeitstrahl: jetzt/ " auf dem Berg", war nicht nur die Tätersuche hinausgezögert, sondern man lernt gerade als weiblicher Leser ( nein , ich gendere nicht, niemals !) seine eigenen Grenzen kennen. Für mich hatte das Buch einen sehr hohen Gänsehautfaktor, dieser generiert sich bei mir aber durch die Umstands – und Umgebungsbeschreibungen, nicht durch den grausamen Täter an sich. Zumal er ja nur aus Annies Sicht beschrieben wird, lernt man ihn ja nicht wirklich kennen, nur sein Handeln und seine Konditionierungen an Annie lösen Unwohlsein aus.
    Die Auflösung ist erschreckend und ebenfalls gänsehautbereitend und ich wünsche Annie von ganzem Herzen, dass sie es eines Tages schaffen wird ein relativ angstfreies Leben leben zu können.

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  1. Der Albtraum endet nicht, wo man es erwarten würde

    Die Grundidee des Thrillers ist sehr einfach:

    Eine junge Frau wird entführt und lebt danach ein Jahr lang auf engstem Raum mit einem Entführer, der sie misshandelt, missbraucht und in jeder Hinsicht kontrolliert. Da sie die Geschichte ihrer Therapeutin erzählt, weiß der Leser allerdings von Anfang an, dass Annie dieser Gefangenschaft irgendwann, irgendwie entkommen wird

    Wenn man weiß, wie es ausgeht... Ist das dann nicht langweilig?

    Nein. Nein, absolut nicht, denn in meinen Augen ist die Umsetzung als Thriller und als psychologisches Drama sehr gelungen und spannend! Die Autorin gönnt ihrer Heldin und dem Leser keine Atempause - immer, wenn man denkt, jetzt kann es nicht mehr schlimmer kommen... Ja, dann kommt es schlimmer. Aber dabei suhlt sich das Buch nicht in genüsslichen, unnötig grausamen Schilderungen detaillierter Gewalt, sondern erzeugt seinen Schrecken mehr über Annies Emotionen.

    Annie kämpft mit allen Mitteln um ihr Überleben, tut schreckliche, erniedrigende Dinge und versucht dennoch, sich und ihr innerstes Wesen nicht aufzugeben. Ich fand sie unglaublich tapfer - und hochintelligent, denn sie versucht, den Täter zu analysieren und sich so zu benehmen, dass es ihre Überlebenschancen verbessert.

    Das Buch endet nicht mit Annies Befreiung. In einem Film käme nach dem tränenreichen Happy End direkt der Abspann, aber in "Still Missing" ist die Geschichte damit noch lange nicht vorbei. Nach einem Jahr voller Angst, Schmerz und unvorstellbarem Verlust kann Annie nicht einfach so mit ihrem Leben weitermachen, als wäre nichts passiert, und zunächst ist wenig "happy" an diesem "end". Und das fand ich gut, denn es ist realistisch, und wird dabei bewegend und fesselnd geschildert.

    Außerdem muss Annie schnell feststellen, dass mehr hinter ihrer Entführung steckte, als sie bisher geglaubt hatte... Der zweite Teil des Buches hat noch einige Überraschungen zu bieten.

    In den ersten Kapiteln war ich mir noch nicht sicher, ob mir der Schreibstil gefällt oder nicht. Er ist sehr einfach, mit eher schlichten Sätzen, was mir normal nicht so liegt. Aber im Laufe des Buches fand ich es immer passender, schließlich erzählt Annie die Geschichte ihrer Therapeutin und macht sich da sicher keine Gedanken darüber, sich gewählt oder originell auszudrücken! Der Stil hat mich dann doch schnell gepackt und in die Geschehnisse hinein gezogen, und für mich klang Annie sehr glaubhaft, als wäre das alles tatsächlich passiert.

    Ich habe schnell das Gefühl gehabt, Annie wirklich zu kennen. Ich habe mit ihr gelitten, sie bewundert, ihr die Daumen gedrückt... Ich habe mich unendlich über ihre egoistische Mutter geärgert, die sogar nach der Entführung ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass ihre eigenen Probleme viel wichtiger und schwerwiegender sind als Annies Probleme. Ich habe mich selten so oft über einen Charakter geärgert wie über diese Mutter! Ich, ich, ich, ich... Nur sie leidet, nur sie hat es schwer, und natürlich hat gefälligst jeder zu springen, wenn sie mit den Fingern schnippt.

    Auch der Entführer ist ein Charakter, den ich nur hassen konnte - obwohl sogar Annie ein wenig Mitleid mit ihm empfindet. Ich fand alle Charaktere gut geschrieben. Ich habe sie geliebt oder gehasst, aber kalt gelassen hat mich eigentlich keiner, und das ist für mich das Wichtigste.

    Fazit:
    "Still Missing" ist leider eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. In den letzten Jahren sind immer wieder Fälle bekannt geworden, in denen entführte Frauen lange Zeit in Gefangenschaft leben mussten, von Natascha Kampusch bis zu den Entführungen von Cleveland, Ohio.

    Annie, die junge Frau in diesem Buch, wird nach der Arbeit entführt und verbringt danach ein grauenhaftes Jahr mit einem Entführer, der sie zwingt, eine perverse Ehe-Idylle mit ihm zu leben. Der Leser weiß von Anfang an, dass sie entkommen wird, aber damit ist die Geschichte noch lange nicht vorbei... Ich konnte das Buch gar nicht mehr weglegen, obwohl die Autorin auf billige Schockeffekte verzichtet und ganz auf die Wirkung von Annies Emotionen vertraut. Ich fand es sehr spannend und überraschend!

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