Station Eleven

Buchseite und Rezensionen zu 'Station Eleven' von Emily St. John Mandel
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Station Eleven"

Format:Taschenbuch
Seiten:384
Verlag: Picador
EAN:9781447268970

Rezensionen zu "Station Eleven"

  1. 3
    26. Dez 2015 

    Illusion

    Endlich steht er als König Lear auf der Bühne, doch lange kann er sein Glück nicht genießen. Noch auf der Bühne erleidet Arthur Leander einen Herzinfarkt und stirbt. Ein tragisches Ereignis, welches allerdings schon kurz darauf an Bedeutung verliert, denn aus Moskau landet ein Flugzeug mit Menschen, die mit der Georgischen Grippe infiziert sind. Dieser Virus ist eine wahre Geißel, innerhalb von Wochen ist der größte Teil der Menschheit ausgestorben. Die Zivilisation wie sie bekannt war, ist ausgelöscht. Die wenigen Überlebenden ziehen als Nomaden durchs Land oder siedeln in verlassenen Gebäuden. Zwanzig Jahre nach der Grippe befindet sich unter ihnen eine fahrende Schauspieler-Truppe, die Shakespeare-Stücke aufführt.

    Sollte das der Menschheit bevorstehen? Der Ausbruch einer Krankheit, die ihre Wirte so schnell tötet, dass sie in kürzester Zeit ausgelöscht sind und mit ihr auch der Virus selbst? Immer geht es ums Überleben, auch ums Überleben der Viren. Aus dieser Sicht scheint das Szenario eher unwahrscheinlich, aber dennoch äußerst erschreckend. So sehr basiert das heutige Alltagsleben auf Energie und deren Selbstverständlichkeit, dass die Abwesenheit derselben nur katastrophale Folgen haben kann. Die westliche reiche Welt kann in dieser Situation nur kapitulieren, eine bessere Chance haben sicher die, die heute schon mit wenig auskommen müssen. Dies wird hier allerdings nicht beleuchtet, wäre aber eine interessante Frage.

    In ruhigem Fluss wird die durch verschiedene Zeitebenen etwas verschlungene Geschichte erzählt. Durch die oft beschreibende Wortwahl kann es ein wenig schwierig sein, sich der Handlung zu öffnen. Doch je länger man den Protagonisten folgt und langsam begreift über welchen Weg die einzelnen Handlungsstränge zu einem Höhepunkt zusammengefügt werden, desto fesselnder wird das Buch. Nichtsdestotrotz ist die Vermutung, dass die Zivilisation eher eine Illusion ist, die sehr schnell verschwindet, wenn eine tragende Säule wegfällt, wohl sehr realistisch, aber nicht sehr schön. Oder ist es ein Tief, das von der Menschheit überwunden werden kann.
    3,5 Sterne

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