Spiegelwelten: Die zwölf Bücher

Buchseite und Rezensionen zu 'Spiegelwelten: Die zwölf Bücher' von Rolf Glöckner
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Spiegelwelten: Die zwölf Bücher"

Format:Taschenbuch
Seiten:188
EAN:9783944571058

Rezensionen zu "Spiegelwelten: Die zwölf Bücher"

  1. Drachen, Prophezeiungen, Zeitreise und ein intergalaktischer Bös

    Der Autor entzündet in "Spiegelwelten" ein wahres Feuerwerk an Einfällen und skurillen Charakteren, in einem bunten Genremix aus Fantasy und Science Fiction. Jedes Kapitel bringt neue, originelle Ideen und unerwartete Wendungen, und das Ganze wird mit gutmütigem Humor und Wortwitz erzählt. Welten hinter dem Spiegel, Prophezeiungen, Zeitreisen, Drachen, ein intergalaktischer Bösewicht, und in der Mitte aller Geschehnisse eine scheinbar ganz normale menschliche Familie...

    Die jugendlichen Protagonisten, um die sich das Buch dreht, sind liebenswerte Teenager, die mit viel selbstlosem Mut gegen das Böse kämpfen und mir sehr sympathisch waren. Allerdings benehmen sie sich für mein Empfinden oft deutlich jünger, als sie tatsächlich sind, fast eher wie Kinder im späten Grundschulalter, und sie sprechen meist auf eine eher förmliche, altmodische Art. Daher bin ich mir nicht sicher, ob sich junge Leser im gleichen Alter mit ihnen identifizieren können, oder ob das Buch nicht doch eher kleinere Kinder anspricht? Andererseits habe ich das Buch auch als Erwachsene gerne gelesen, weil es mich an die Klassiker meiner Kindheit erinnert hat, wie z.B. die Chroniken von Narnia von C.S. Lewis.

    Es gibt unglaublich viele Charaktere, die ich aber sehr schnell auseinanderhalten konnte, denn jeder von ihnen wird lebendig und mit vielen Details geschildert, so dass er unverwechselbar wird. Sehr schön fand ich, dass hier ganz verschiedene Wesen mit völlig unterschiedlichen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, aufeinandertreffen, und dass sie nur gegen das Böse kämpfen können, wenn sie zusammenhalten und sich gegenseitig helfen. Eine sehr positive Botschaft!

    Es steht eine Menge auf dem Spiel, denn das Schicksal von zwölf Welten hängt davon ab, dass deren magische Bücher vom bösen Raubmond zurückerobert werden. Die Zeit drängt, und so wird die Geschichte in schnellem Tempo erzählt und bleibt eigentlich immer spannend bis zum großen Finale. Eigentlich, denn die Konflikte werden alle sehr schnell und relativ problemlos bewältigt. Manchmal kam es mir ein wenig zu praktisch vor, dass jedes Mal, wenn ein Problem entsteht, einer der Charaktere genau die passende Fähigkeit oder den passenden Gegenstand aus der Tasche zaubert.

    Das Buch kommt ohne große Gewalt oder Blutvergießen aus, und auch das Ende ist versöhnlich und positiv, was ich sehr angenehm fand.

    Schade fand ich, dass Tom und Carolyn, die doch eigentlich die Helden der Geschichte sind, meist gesagt bekommen, was sie zu tun haben und wie es weitergeht. Sie müssen nur wenig selbst herausfinden oder entscheiden, und an vielen der wichtigsten Ereignisse sind sie nicht einmal direkt handelnd beteiligt. Sie reagieren mehr, als dass sie aktiv agieren, und manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass es die menschlichen Charaktere gar nicht zwingend geben müsste, weil sie nichts tun, was nicht auch ein anderer Verbündeter übernehmen könnte. Es wird mehrmals gesagt, dass die Menschen diejenigen waren, die die Völker geeint und damit den Widerstand ins Leben gerufen haben, aber den Eindruck hatte ich eigentlich nicht, abgesehen davon, dass Carolyn eben zufällig diejenige ist, die das zwölfte Buch gefunden hat.

    Der Schreibstil liest sich gediegen und anspruchsvoll, dabei aber dennoch unterhaltsam und flüssig, mit vielen lebendigen Beschreibungen voller bunter Details. Im Ganzen wirkt "Spiegelwelten" von der Sprache her eher wie klassische Fantasy für kindliche Leser als "moderne" Fantasy, was ja nichts Schlechtes sein muss.

    Ich bin mir aber unschlüssig, wem ich das Buch empfehlen würde. Eigentlich ist es ja generell so, dass ein Buch mit Helden im Teenageralter auch Leser im Teenageralter ansprechen soll, aber rein vom Gefühl her würde ich sagen, dass das hier nicht das ideale Publikum ist. Das kindliche Benehmen der jungen Helden, die kindgerechte Botschaft, die kaum vorhandene Gewalt und die klassische Sprache erwecken in mir eher den Eindruck, dass es ein schönes Buch für Kinder von etwa 8 bis 10 Jahren wäre, sowie für junggebliebene Erwachsene, die mit dieser Art von Fantasy aufgewachsen sind.

    Allerdings ist die Sprache für kleinere Kinder vielleicht manchmal etwas schwer, denn Wörter wie "Usurpator", "Äquivalenz", "Anachronismus" oder "Bombarden" werden die meisten Kinder nicht kennen.

    Fazit:
    Eine klassische Fantasygeschichte, die sich durch die positive Botschaft und das kindgerechte Ende meiner Meinung nach vor allem für kindliche Leser eignet. Lebendige, bunte Charaktere aus zwölf ganz unterschiedlichen Welten müssen zusammenarbeiten, um dem fiesen Raubmond die magischen Bücher zu entreissen, die er ihnen gestohlen hat, und der Autor bringt dabei genug Ideen für ein dutzend Bücher ein. Ein wenig gedämpft wurde meine Begeisterung über diesen Einfallsreichtum dadurch, dass mir die Konflikte etwas zu schnell und leicht aufgelöst und die jugendlichen Helden eher von der Geschichte mitgerissen werden anstatt die Geschehnisse aktiv zu steuern. Dennoch fand ich das Buch sehr lesenswert.

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