Sommerhit: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Sommerhit: Roman' von Tom Liehr
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Sommerhit: Roman"

Ein gutes Leben ist die beste Rache!



Vom „Tal der Ahnungslosen“ ins West-Berlin der 80er Jahre – Falk Lutter hat es wirklich nicht leicht im vermeintlichen Land der Träume. „Sommerhit“ erzählt die Geschichte von einem, der auszog, es allen zu zeigen: eine meisterhaft ausbalancierte Tragikomödie über Heimatgefühle, Außenseitertum, Lebensträume und nicht zuletzt Familie und Freundschaft.



„Ein Autor, den man in einem Atemzug mit Nick Hornby nennen kann.“ Radio AFK

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:336
EAN:

Rezensionen zu "Sommerhit: Roman"

  1. 4
    23. Sep 2016 

    Vollobst

    Für Falk Lutter ist es eine Reise in die Vergangenheit. Nie hätte er damit gerechnet, zu einem Klassentreffen eingeladen zu werden. 27 Jahre ist schon ein eigenartiges Jubiläum, der Jahrgang 1984 aus Berlin. Im Jahr 1980 ist er gemeinsam mit seiner Mutter aus der DDR geflohen. Eigentlich war es der Vater, der fortwollte aus diesem System. Der jedoch kehrte in die Heimat zurück, um nach Falks Schwester Sonja zu suchen, die bei der Grenzkontrolle festgehalten wurde. Die Eltern versuchten allerdings, ihrem Jungen möglichst unbeschwerte Ferien in Ungarn zu bereiten. Dort lernte Falk auch Karen kennen, die keine Berührungsängste mit dem Jungen aus Ostdeutschland hatte. Wie anders war es doch in dem Jahrgang in Berlin, dort blieb er immer der Ostler und Außenseiter.

    Warum sollte Falk zu dem Klassentreffen fahren. Zu Menschen, die ihn und auch andere vor langer Zeit einfach nur mies behandelt hatten. Doch wie einer während der Veranstaltung so treffend bemerkt, war er froh, Außenseiter gewesen zu sein, denn so habe er Zeit gehabt sich mit sich selbst zu beschäftigen. Genau genommen ist am ehesten aus den Außenseitern was geworden. Die Cliquenanführer und ihre Gefolgschaft sind eher genauso dumm, dreist und überheblich geblieben und fühlen sich in ihrem kleinen nichtsnutzigen Leben auch noch toll. Auch Falk hat seinen Weg gemacht, schon immer hatte er eine besondere Affinität zur Musik, er hat sich seinen Traum erfüllt und verdient sein Geld als Musiker.

    Eine typisch untypische Biografie eines ost/westdeutschen Jugendlichen stellt Tom Liehr mit seinem Buch „Sommerhit“ vor. Quasi unfreiwillig geflohen, von seinen Mitschülern drangsaliert, macht Falk Lutter seinen Weg. Mit der eigenen eher wellenarmen westdeutschen Vergangenheit nicht zu vergleichen. Falk wird in eine Welt hineingeworfen, die er zunächst nicht versteht. Die halbe Familie verloren, die Mutter im Zweifel, ob der Schritt richtig war. Die eher positiven Urlaubserfahrungen stehen den Erlebnissen mit seiner Schulklasse entgegen, in der sich tatsächlich die fiesesten Charaktere versammelt zu haben scheinen, die und die Mitläufer, gegen die die Außenseiter keine Chance haben. Gibt es in allen Schulen, könnte man denken, doch diese Früchtchen sind schon besonders hinterhältig und gemein. Da ist man nicht mehr zu Scherzen aufgelegt. Froh, dass Falk seinen Weg gemacht hat, gönnt man Falk seinen Auftritt, dem jedoch auch wieder ein Wermutstropfen beigemischt ist.

    Ein Buch wie eine Reise in die Vergangenheit, die einem zum Teil sehr bekannt vorkommt, die einen aber auch einen anderen Blickwinkel einnehmen lässt. Und sich wünschen lässt, dass die Menschen mehr für andere einstehen würden und nachdenken würden bevor sie Handlungen begehen, deren Folgen nicht abschätzbar sind. Eine bittersüße Lebensgeschichte, die zu lesen sich lohnt.

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