Solidarität (übermorgen)

Buchseite und Rezensionen zu 'Solidarität (übermorgen)' von Natascha Strobl
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Inhaltsangabe zu "Solidarität (übermorgen)"

Diskussionen zu "Solidarität (übermorgen)"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:128
EAN:9783218013789

Rezensionen zu "Solidarität (übermorgen)"

  1. Polemisch und unausgegoren.

    Kurzmeinung: Ein gutes Thema vollkommen in den Sand gesetzt.

    Eine solidarische Klammer aus allen möglichen Schichten und Klassen soll den Kapitalismus aus seinem Sattel heben und einer postkapitalistischen Gesellschaft Raum geben. Dies sei dann eine Gesellschaft, die ohne jede Ausgrenzung und Konkurrenzkampf auskäme. Wie dies zu bewerkstelligen wäre, wie diese Gesellschaft dann funktioneren könnte, darüber schweigt die Autorin. Aber genau das, wäre doch interessant gewesen! Kommentar: Der Kommunismus hat die klassenlose Gesellschaft gewagt- und dann gemerkt, dass er ohne Klassen nicht auskommt.
    Die von dem Essay "Solidarität" gegebene Botschaft hört sich für mich wie folgt an: „Zerstört alles, danach können wir etwas Neues aufbauen, wir wissen nicht, was, aber es wird besser sein.“ Wer das große Wir sein soll, ist unklar. Alle, die dann noch übrig geblieben sind ???- unter welcher Führung, no idea. Antworten darf man von Stobls Text leider nicht erwarten, nicht einmal zarteste Lösungsansätze werden vorgestellt.

    Der Text von N. Strobl ist unwissenschaftlich. Er bleibt Definitionen schuldig, er arbeitet mit Schlagworten, undifferenzierten Schuldzuweisungen, unbelegten Behauptungen und mit Binsenwahrheiten. Stobls Text ist zutiefst polemisch. Was die gelobte und geliebte „Moderne“ sein soll, was sie beinhaltet und was nicht und wie die Autorin die Probleme der Menschheit beheben will oder (von wem?) beheben lassen will, davon findet man kein Wort. Eindeutig findet Strobl "Eigenverantwortung" des Einzelnen unwichtig, wenigstens solange die Reichen und die Großkonzerne so weitermachen wie bisher. Ich wünschte, sie hätte Eigenverantwortung nicht so abschätzig behandelt und dafür genauer ausgeführt, was gegen die Auswüchse der Großkonzerne zu tun ist, wie man die Reichen besteuert und Steuervermeidungen von Konzernen abschafft, etc. etc. Anfangen könnte man beispielsweise ebenfalls damit, dass die Begüterten kein Kindergeld mehr bekommen. Aber von solchen Konkretismen ist kein Wort im Text zu finden. Es bleibt bei der schwammigen Aufforderung "solidarisch" zu sein, mit wem? No idea. Mit jedem? Ich wette mit dem globalen Süden (Zynismus der Rezensentin). Nein, um fair zu sein, Strobl sagt, mit jedem, der benachteiligt ist. Aber auch dies ist einfach zu schwammig. Das ist ein Schlagen nach Wind.

    Selbst als im letzten Drittel NGOs zu Wort kommen, die für Strobl exemplarisch für Solidarität stehen, bleibt es bei schwammigen Grußworten dieser Organisationen. Wieder wird nicht erklärt, was die einzelnen Organisationen machen, was sie auszeichnet und was sie nicht so gut machen. Vor allem aber, werden viele dieser NGOs von den von Strobl so sehr geschmähten Konservativen finanziert, nämlich von Spenden, die letztlich aus dem kapitalitischen System stammen. Woher sonst?

    Schade, dass ein Text über in der Tat notwendige Solidarität so schwammig, unwissenschaftlich und polemisch daherkommt. Natürlich hat auch dieser Text seine "Körner der Wahrheit", wenn die Großkonzerne als die großen CO2Verbraucher angeklagt werden oder sie des Greenwashings beschuldigt werden. Was wir indes bräuchten, wären mündige Verbraucher. Die wiederum bräuchten echten investigativen Journalismus, der wiederum – vom Kapital bezahlt würde. Von wem sonst?

    Fazit: Eine verschenkte Möglichkeit. Schwammig, unklar, unwissenschaftlich. Eine Brandrede, von der man kaum weiß, was sie erreichen will. Anarchie?

    Kategorie: Essay.
    Verlag: Kremayr & Scheriau, 2023

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