SoKo Heidefieber: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'SoKo Heidefieber: Kriminalroman' von Henschel, Gerhard
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "SoKo Heidefieber: Kriminalroman"

Kurz nach einer Lesung aus seinem neuen Kriminalroman Heidefieber wird der Schriftsteller Armin Breddeloh in einem Teich bei Bad Bevensen gefunden. Tot und mit zwei Glasaugen – genau wie ein Opfer in seinem Roman! Hauptkommissar Gerold und Oberkommissarin Schubert aus Uelzen nehmen die Ermittlungen auf und haben einen ersten Verdacht: Missgönnte ein anderer Krimiautor dem Kollegen den Erfolg? Schon wenig später trifft es die Verfasser der Romane Spiel mir das Lied vom Westerwald und Showdown auf Juist, und auch am Tegernsee, im Fläming und in der Steiermark gibt es bald Opfer. Die SoKo Heidefieber tappt jedoch im Dunkeln und der vom Verband deutschsprachiger Krimiautoren engagierte Privatdetektiv erweist sich als Niete. Erst als der Täter ein Bekennerschreiben hinterlässt, kommt plötzlich Bewegung in die Sache

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:288
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "SoKo Heidefieber: Kriminalroman"

  1. Turbulente Persiflage auf Regional-Krimis

    MEINE MEINUNG
    Mit seinem jüngsten Roman „SoKo Heidefieber“ hat der für seine Martin-Schlosser-Romanreihe bekannte Autor Gerhard Henschel ein kleines Kriminalprojekt eingeschoben, in dem er das boomende Genre der Regional-Krimis genüsslich auf die Schippe nimmt. Es gibt kaum einen Landstrich, der nicht mit einem eigenen Regional-Krimi aufwarten kann, und so lässt Henschel in seinem konsequenterweise als Überregionalkrimi bezeichneten Werk einen skrupellosen Serienmörder auf zahlreiche Autoren von Regional-Krimis in ganz Deutschland los. Da die Regional-Krimis ja grade derart in Mode sind, überbieten sich die Autoren in ihren Romanen geradezu mit ausgefallenen und extrem blutrünstig beschriebenen Morden. Und genau hierauf hat sich der mysteriöse Täter spezialisiert – er wählt für die Schriftsteller exakt die Tötungsmethode aus, die sie im eigenen Krimi beschrieben haben.
    Die Idee eine bitterböse Krimi-Persiflage zu schreiben ist wirklich genial. Henschel holt in seinem Roman zu einem gigantischen Rundumschlag aus und spielt mit jedem erdenklichen Klischee, das dem Leser in diesen Krimis zugemutet wird. Ob nun egozentrischer Profiler, abgehalfteter Privatdetektiv, schleimiger Verleger oder auch die Ermittler der SoKo bestehend aus Hauptkommissar Gerold Gerold und seiner Assistentin Oberkommissarin Schubert, die natürlich in Windeseile auch privat seine Partnerin wird, alles ist hier vertreten. Zudem macht er sich über die genre-typischen Versatzstücke wie hölzerne Schreibweise, konsequent eingestreute, dialektgefärbte Passagen und platte Metaphern lustig und spart auch nicht an derber Medienschelte. Was als sehr unterhaltsames Lesevergnügen mit reichlich Schmunzelfaktor beginnt, artet dann aber leider in einer reichlich absurden und zunehmend blutrünstigen Handlung quer durch Deutschland aus, die immer überdrehtere und groteskere Ausmaße annimmt und schließlich in einem fulminanten Finale in Berlin gipfelt.
    Während mich die vielen Anspielungen auf die Regionalkrimis, die kreativen Seitenhieb auf die Literaturszene und überspitzt gezeichneten Figuren noch bestens unterhalten und begeistern konnten, wurde mir die absurde Handlung irgendwann zu viel und entsprach immer weniger meinem persönlichen Lesegeschmack.
    FAZIT
    Eine äußerst ideenreiche, bitterböse Persiflage auf die bunte Welt der Regional-Krimis.
    Unterhaltsames Lesevergnügen oder abwegiger Klamauk –hier scheiden sich je nach persönlichem Geschmack des Lesers wohl die Geister!

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  1. 4
    20. Mai 2020 

    Regionalkrimi ade

    Es fängt ganz harmlos an. Oder auch nicht so harmlos. Nach einer Lesung in Bad Bevensen wird der Autor Armin Breddeloh tot in einem Teich aufgefunden. An der Stelle seiner Augen findet die Polizei Glasaugen und damit gleicht die Situation des Auffindens einer Szene aus einem seiner Heidekrimis. Die herbeigerufenen Kriminalbeamten sind erstmal ratlos. Obschon der Autor nicht übermäßig sympathisch war, scheint doch niemand einen Grund gehabt zu haben, eine solche Tat zu begehen. Der Fall wird noch rätselhafter als in kurzer Folge ein Autor von Regionalkrimis nach dem anderen ermordet wird. Und immer wieder werden Szenen aus den Büchern nachgestellt.

    Da sie mit dem ersten Fall befasst waren werden auch Kommissar Gerold Gerold und seine Kollegin Ute Fischer Mitglieder der Soko Heidefieber. Dabei lernen sie ein erstaunlich buntes Völkchen von Kriminalkommissaren und Kollegen aus den übergeordneten Behörden kennen. Diese geballte Ladung des kriminalistischen Wissens müsste doch dazu führen, dass der Täter in Null Komma Nichts gefasst wird. So einfach ist es allerdings nicht, denn unter den Koryphäen tummeln sich auch einige Koniferen. Und ein Autor nach dem anderen lernt seine eigenen Bücher auf eine sehr persönliche Art kennen. Eine Erfahrung, die sie nicht mehr teilen können.

    Ganz gewiss satirisch oder ironisch ist diese Verballhornung des Genres der Regionalkrimis. Wie sehr man das mag, könnte vielleicht auch von der Sympathie abhängen, die man für die Regionalkrimis und ihre Autoren empfindet. Und auch daran, ob man dieses Hingemetzel der Krimischreiber und überhaupt die geringe Überlebensrate der handelnden Personen gutheißt. Es wirkt so ein wenig als habe der Schriftsteller deutlich machen wollen, wie man die Szene der Regionalkrimi-Schreibenden auch noch sehen kann, wobei seine Zitate aus den Romanen der Verstorbenen oder Versterbenden von plakativ niedriger Qualität sind. Was der Zweck dieses Buches sein soll bleibt ebenso ungewiss wie die Motivation des Täters. Denkt man sich einfach nicht allzu viel bei der Lektüre dieses Romans so hat man einen bissig unterhaltsamen Text in wohl absichtlich schlechter Schreibe mit manchmal kaum verständlichen Mundartbeigaben. Dass das Lesen dennoch so sehr vergnüglich ausfallen kann, ist eine sehr positive Überraschung.

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  1. Krimi-Persiflage

    Es gibt kaum ein Buchgenre das so blüht wie der Regionalkrimi. Fast jede Gegend, jede Stadt hat ihren eigenen Autor. In den Titeln werden gern Begriffe wie Tod, Fieber, Mord, Blut mit der jeweiligen Landschaft kombiniert. Da wird es Zeit, dass dieses Genre auch mal auf’s Korn genommen wird.

    Da wird kurz nach einer Lesung ein beliebter Regionalkrimi-Autor gemeuchelt und zwar haargenau so, wie in seinem Buch beschrieben. Es bleibt nicht bei einem Toten, quer durch die Bundesrepublik sterben die Autoren nach ihren eigenen ausgedachten Methoden.

    Eine Soko wird gebildet, da tummeln sich die üblichen geltungssüchtigen und schwafelnden Profiler und Besserwisser, auch ein schmieriger Privatdetektiv darf seinen Kurzauftritt absolvieren, aber die Arbeit bleibt natürlich an Kommissar Gerold Gerold (er heißt wirklich so) und seiner Mitarbeiterin hängen. Aber gut, das bringt die beiden dann auch noch privat sehr viel näher.

    Ja, das ist eine Persiflage und der Autor scheut keine Mühen. Es darf auch ein echter Schriftsteller, Frank Schulz, Autor der Onno Viets Krimis, auftreten und muss dabei sehr viel erleiden. (Entweder ist er mit Henschel gut befreundet, oder Henschel übt Rache) Auch Ex-Verleger Haffmanns mischt mit. So gibt es jede Menge Anspielungen auf die Literatur- und Krimiszene und ich hätte fast noch einen Kurzauftritt von Matzbach, einem Detektiv aus der Haffmanns Verlag Riege, erwartet.
    Aber es ist zu viel! Das Gag Feuerwerk brennt zu schnell ab und es wird bald fade. Ich habe mich anfangs mit den Anspielungen und dem namedropping noch amüsiert, aber bald merkte ich, dass meine Augen immer schneller zum Seitenende wanderten und ich mich wirklich motivieren musste, weiterzulesen. Henschel spart nicht mit Seitenhieben auf Medien, Überschriften in fetten Großbuchstaben und Talkshow-Geschwafel stellt er gnadenlos bloß.

    Bei Regio-Krimis spielt ja auch Dialekt ein Rolle und da dürfen auch diese Passagen nicht fehlen und da die Handlung quer durch die Bundesrepublik führt, wird geschwäbelt, platt gesnackt und berlinert.

    Als Idee gefiel mir der „Überregionalkrimi“, die Ausführung fand ich dann doch nicht ganz gelungen. Es war nicht mein Buch, aber für die vielen Insider-Anspielungen gibt es einen Extra-Stern.

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