Sörensen hat Angst (Sörensen ermittelt, Band 1)

Buchseite und Rezensionen zu 'Sörensen hat Angst (Sörensen ermittelt, Band 1)' von Sven Stricker
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Sörensen hat Angst (Sörensen ermittelt, Band 1)"

Format:Taschenbuch
Seiten:432
EAN:9783499271182

Rezensionen zu "Sörensen hat Angst (Sörensen ermittelt, Band 1)"

  1. 4
    28. Aug 2021 

    Ein verregneter Nordfriesland-Krimi...

    Nach einigen Schicksalsschlägen lässt sich Kriminalhauptkommissar Sörensen von Hamburg nach Katenbüll in Nordfriesland versetzen. Denn er leidet unter einer Angststörung und hofft, dass der kleine Ort ihm ein ruhiges, beschauliches (Arbeits-)Leben bescheren wird. Doch Katenbüll ist grau und trostlos, es regnet permanent, die Einheimischen haben nicht gerade auf Sörensen gewartet. Und es kommt noch schlimmer. Gleich nach Sörensens Ankunft wird Bürgermeister Hinrichs tot im Pferdestall gefunden. Schon die ersten Blicke hinter die Kleinstadtkulisse zeigen dem Kommissar: Hier kann man es wirklich mit der Angst bekommen.

    Eine massive Angststörung hat Kriminalhauptkommissar Sörensen - und doch ist er wieder im Dienst. Das kleine nordfriesische Dorf Katenbüll ist jedoch total verregnet und matschig - und auch der sich entwickelnde Krimi ist düster, durchbrochen von kleinen humorigen Passagen. Man ahnt schon zu Beginn Abgründe, selbst als sie noch nicht offensichtlich sind...

    "Immer schön die Nase oben behalten, dachte er. Und wenn der Rest des Körpers nach unten wegsackte, die Nase gehörte nach oben..."

    Passagenweise dominierte die psychische Problematik von KHK Sörensen sehr, so dass beim Lesen schon die Frage auftauchte, ob jemand in diesem Zustand tatsächlich als ermittelnder Polizist arbeitsfähig sein kann. Doch je mehr der Fall des ermordeten Bürgermeisters sowie dessen verschwundenen Sohnes Sörensen beansprucht, desto mehr ist er in der Lage, seine Angstzuständen zu minimieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

    Zu Sörensens Entsetzen bleibt es nicht bei dem einen Toten, und je tiefer er gräbt, desto größer scheinen die Abgründe, die sich einmal quer durchs Dorf ziehen. An seiner Seite stehen vor allem Jennifer Holstenbeck, seine jüngere Kollegin bei der Polizei, und Malte, der bemühte Praktikant. Außerdem hält ihm ein zugelaufener Hund die Treue, und Sörensen merkt schon bald, wie ihm das Tier ans Herz zu wachsen beginnt. Die Charakterzeichnung der Dorfbewohner einschließlich der Kollegen von der Schutzpolizei gerät z.T. durchaus klischeehaft, was dem Unterhaltungswert jedoch keinen Abbruch tut.

    Der Autor stellt mit Sörensen, dessen Vornamen nicht einmal er selbst kennt, einen sehr besonderen Charakter vor. Die Angsstörung wird sehr plastisch geschildert, so dass man sich gut vorsellen kann, wie es Sörensen ergeht. Trotzdem lässt er den KHK nicht in ständigem Selbstmitleid versinken, sondern zeigt, was trotzdem möglich ist. Alles in allem zeichnet Sven Stricker hier ein düsteres Dorfbild, passend zur ewig grauen Wetterlage, und sorgt dafür, dass beim Leser immer wieder die Frage aufploppt, in was für einer Welt heutzutage Kinder und Jugendliche groß werden.

    "Sörensen lächelte und schaffte es, dabei grimmig und ironisch gleichzeitig auszusehen. 'Ach wissen Sie (...), manchmal muss man einen Menschen gar nicht so gut kennen, um von ihm enttäuscht zu sein. Ich kenn Sie zum Beispiel überhaupt nicht - und glaub Ihnen trotzdem schon kein Wort.'"

    Diese Themen - allesamt düster, schwer und wenig hoffnungsvoll - könnten für eine mittelschwere Depression sorgen. Zum Ausgleich liefert der Autor jedoch immer wieder passend Passagen voller lakonsich-schwarz-bitterem Humor, was mir gut gefallen hat. Das hilft in jedem Fall, die düsteren Wahrheiten zu ertragen. Stellenweise musste ich beim Lesen laut lachen, was die gerade eben zugeschnürte Kehle wieder etwas zu lockern vermochte...

    Ein paar langatmige Passagen, nicht immer ganz sauber recherchierte Abläufe - ja, das ist ein kleiner Minuspunkt. Aber alles in allem hat der erste Krimi aus der Reihe um HKH Sörensen mich gut unterhalten, und gerade die gelungene Balance zwischen ernsthaft-düsteren Themen und dem trockenen Humor samt einigen wohl platzierten Seitenhieben auf Politik, Wirtschaft und Sensations-Journalismus hat mir gut gefallen. Band zwei wird daher sicher noch folgen...

    © Parden

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  1. 4
    17. Aug 2021 

    Schöne Aussicht

    Zwei Jahre hat er krankheitsbedingt nicht gearbeitet. Aber nun wird er es wieder packen, Kriminalhauptkommissar Sörensen hat deshalb absichtlich nach einem Einsatzort gesucht, der so in der Provinz versteckt ist, dass Verbrechen wirklich unwahrscheinlich sind. Er hat sich seinen neuen Kollegen und Kolleginnen in Katenbüll gerade erst vorgestellt, als die Nachricht hereinkommt, dass der Bürgermeister tot aufgefunden wurde. Das darf doch wohl nicht wahr sein, noch nicht mal richtig angekommen und schon ist es vorbei mit der Ruhe. Und schon hat Sörensen wieder Probleme mit seiner Angststörung und auch Probleme mit dieser Kleinstadt, die auf der Landkarte nicht leicht zu finden ist.

    In seinem ersten Fall wagt es Sörensen trotz seiner psychischen Probleme, seine Arbeit wieder aufzunehmen. Sein Wunsch, am liebsten erstmal eine ruhige Kugel zu schieben, bis es ihm wirklich besser geht, wird ihm nicht erfüllt. Er muss sich an dem neuen Ort zurechtfinden, mit den neuen Kollegen bekannt machen und gleich einen Mordfall bearbeiten. Der Bürgermeister sollte doch ein renommiertes Mitglied der Gemeinde sein, wer kann also etwas davon haben, ihn umzubringen. Gemeinsam mit Jennifer Holstenbeck macht er sich auf die Suche nach der Lösung. Gefunden wird Sörensen erstmal von Cord, dem Hund.

    Sörensen kämpft gegen seine Erkrankung, in schwachen Momenten versinkt er in Selbstmitleid. Allerdings merkt er auch, dass es auch hellere Momente gibt. Seine Kabbeleien mit Jenni und Cord bringen durchaus helle Flecken in sein Leben. Dass er letztlich ein gewiefter Ermittler ist, lässt sich nicht lange verbergen. Der Fall gestaltet sich komplizierter und überraschender als zunächst gedacht. Dabei ist auch Jennifer Holstenbecks Anteil nicht zu verachten. Sie hat die Ortskenntnis, eine sympathische Art und sie bietet Sörensen die nötige Unterstützung, wenn er mal durchatmen muss. Dieser erste Band der Krimireihe wurde bereits verfilmt, wobei die Stimmung des Buches ausgesprochen gut herausgearbeitet wurde. Die Besetzung von Bjarne Mädel als Sörensen ist einfach treffend. Und so hat man mit diesen trockenen norddeutschen Tonfall in Buch und Film einen Krimi, der trotz des ernsthaften Themas in den richtigen Augenblicken sehr gut unterhält.

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