So weit der Wind uns trägt: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'So weit der Wind uns trägt: Roman' von Ana Veloso
1
1 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "So weit der Wind uns trägt: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:752
Verlag: Knaur HC
EAN:9783426662830

Rezensionen zu "So weit der Wind uns trägt: Roman"

  1. 1
    20. Aug 2015 

    Telenovela...

    Sinnlich, leidenschaftlich und sehnsuchtsvoll! Portugal im Jahre 1908: Die fünfzehnjährige Jujú und der zwei Jahre ältere Fernando schwören sich ewige Liebe – doch zwischen ihnen liegen Welten, denn Jujú ist die Tochter des reichen Großgrundbesitzers Carvalho aus dem Alentejo und Fernando der Sohn armer Bauern. Ein hinreißender Roman über eine verbotene Liebe und gleichzeitig eine große Familiensaga vor dem Hintergrund der jüngeren Geschichte Portugals.

    Anfangs erschien das Buch ganz vielversprechend. Die Verbindung Julianas, genannt Jujú, und Fernandos steht unter keinem guten Stern. Von Kindesbeinen an treffen sie sich immer wieder, doch zunehmend geschieht dies heimlich und gegen den Widerstand ihrer Familien. Besonders die Familie des Großgrundbesitzers Carvalho hat ganz andere Pläne mit Jujú: das Erlernen standesgemäßen Verhaltens und später eine passende Heirat, damit Geld wieder zu Geld findet. Auch wenn Jujú und Fernando sich dagegen sträuben, kommt es trotz ihrer Liebe letztlich zur Trennung, und vor allem Jujú, obschon eigentlich ein trotziger Dickkopf, gibt es nach einem Auslandsaufenthalt auf, gegen die Pläne ihrer Familie zu rebellieren. Sie heiratet den attraktiven Rui, Spross einer angesehenen Familie, und lässt ihren Fernando fallen - nicht jedoch ohne zuvor noch eine Nacht mit ihm zu verbringen.
    Was niemand ahnt: diese eine heimliche Nacht bleibt nicht ohne Folgen. Laura ist das Kind der beiden, doch Jujú behält dieses Geheimnis ein Leben lang für sich. Wohin mag das führen?

    Um es vorwegzunehmen: das Buch hat mich enttäuscht. Es ist weder eine romantische Liebesgeschichte, wie der Klappentext vermuten lassen könnte, noch ist es eine gelungene Familiensaga. Ganz davon abgesehen, dass die groß angekündigte Geschichte von Jujú und Fernando alles andere als wirklich romantisch ist, werden auch die restlichen Familienmitglieder für eine Familiensaga viel zu kurz abgehandelt. Keiner der Charaktere entwickelt Tiefe, und zu niemandem kann man eine Beziehung aufbauen, weil immer nur einzelne Ereignisse grob skizziert werden, um nach einem viel zu kurzen Kapitel schon wieder zu anderen Personen zu wechseln. Wichtige Momente der Geschichte werden in einem Portugal um die Jahrhundertwende bis in die Gegenwart hinein nur angerissen, die Entwicklung der Personen übersprungen, einmal aufgegriffene Ansätze nie wieder erwähnt, Schlüsselszenen fallengelassen. Die Geschichten der verschiedenen Generationen ähneln sich, und es fehlt dadurch einfach an Spannung.
    Die großen Zeitsprünge, wenn gerade ein vielversprechender Handlungsstrang angerissen wird, sind ebenso nervtötend wie die indirekte Erzählweise. Durch die erlebte Rede und den ständigen Einsatz des Konjunktivs ensteht eine noch viel größere Distanz zwischen Leser und Protagonisten als ohnehin schon. Das "Familiengeheimnis", das irgendwann eigentlich für alle offensichtlich sein könnte, wäre vielleicht spannend geworden, wird aber in einem hingeworfenen Happy-End verwurstet, das da schon keinen mehr interessiert - und hier hoffe ich, dass ich damit nicht zu viel verraten habe...

    Die Autorin zieht kurz vor Schluss selbst den Vergleich zu einer
    Telenovela. Ja, dem kann man sich anschließen - aber dann ist es eine
    von den echt seichten Seifenopern... Enttäuschend - und das über eine
    solche Länge!

    © Parden

    Teilen