So gehn wir denn hinab
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Inhaltsangabe zu "So gehn wir denn hinab"
Ein so gewaltiger wie zärtlicher Roman, der von den Schrecken der Sklaverei erzählt und von Annis, einer jungen Frau, die in sich die Stärke, Zuversicht und ― Widerstandskraft findet, um sich selbst zu befreien. Annis wird in Sklaverei geboren. Als sie noch ein Kind ist, verkauft ihr Vater, der Plantagenbesitzer, ihre Mutter und, ein paar Jahre später, auch sie an die Sklavenhändler. Von den Reisplantagen South Carolinas treiben sie Annis und ihre Mitgefangenen zu den Sklavenmärkten von New Orleans. Aneinander gekettet und der Brutalität ihrer Aufseher sowie den Naturgewalten ausgesetzt, kämpfen sich die Geschundenen Hunderte Kilometer durch ein erbarmungsloses Land. Die »Lady«, die Annis schließlich kauft, ist für ihre Grausamkeit und Willkür gefürchtet. Auf ihrer Zuckerrohrplantage muss Annis fortan schuften und jeder Funke von Widerstand wird hart bestraft. Trost und Hoffnung findet Annis in der Liebe ihrer Mutter, die sie immer noch im Herzen trägt, und in der Erinnerung an die Geschichten, die ihre Mutter ihr von ihrer Großmutter Aza erzählte, einer afrikanischen Kriegerin. Sie handeln von einer Welt jenseits der gnadenlosen Wirklichkeit, einer Welt voller Mythen und Geister; aus ihnen schöpft Annis die Kraft, sich ihren Peinigern zu widersetzen, und den Willen, sich aus der Sklaverei zu befreien. Als sie auf Bastian trifft, der mit einer Gruppe der Sklaverei entkommener Frauen und Männer in der Wildnis Louisianas lebt, nimmt der Gedanke an Flucht immer konkretere Gestalt an und Annis entschließt sich, für ein Leben in Freiheit alles zu riskieren.
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Die Vorgängerromane von Jesmyn Ward waren derart beeindruckend, das ich dieses Buch lesen MUSSTE. Es geht wieder um... - alasca vor 2 Wochen
Jesmyn Wards Romane sind einfach eine Wucht. Sie schöpft aus dem Vollen: in erster Linie aus der Geschichte der... - dracoma vor 2 Wochen
"So gehen wir denn hinab ins finstre Reich"
Annis, die Ich-Erzählerin, wird in der Sklaverei geboren. Ihre Mutter hält die Erinnerungen an ihre Herkunft aus einer afrikanischen Kriegerinnen-Familie in Dahomey lebendig, und die Erinnerung v. a. an ihre Großmutter Aza bedeuten für Annis die Sicherung ihrer eigenen Identität, geben ihr Selbstbewusstsein und auch das Vermögen, ihre jetzige Lage zu ertragen. Der Verkauf ihrer Mutter löst bei ihr eine Trauerphase aus, die mit hoher Empathie und in eindrücklichen, fast lyrischen Bildern erzählt wird.
Schließlich wird auch Annis von ihrem Vater, dem weißen Plantagenbesitzer, an Händler verkauft. Annis erzählt von dem langen qualvollen Fußmarsch von South Carolina hinunter zum Sklavenmarkt in New Orleans, und auch hier sind es die bestechend starken und zugleich reduzierten Bilder, die den Leser atemlos weiterlesen lassen. Auf diesem Marsch und auch bei der harten Arbeit bei ihrer neuen Besitzerin helfen ihr die Visionen von ihren Ahnen und die Verbindung zu ihren vertrauten Naturgeistern, ihre Lage zu überstehen. Die Begegnung mit den Geistern nimmt gegen Schluss des Romans allerdings einen derart breiten Raum ein, dass Realität und Fiktion ineinander übergehen.
Jesmyn Ward ist eine begnadete Erzählerin. Ihre kraftvolle Sprache und ihr stets ruhiger Erzählton, ohne Aufgeregtheiten und ohne Larmoyanz, fesseln den Leser und lassen damit eine Zeit wieder lebendig werden, die in ihrer Menschenverachtung und Unmenschlichkeit immer noch präsent ist. Die Übersetzung gibt Jesmyns Ward Sprachgewalt angemessen wieder, allerdings stören mich einige zeitgenössische Wendungen („Narrativ“), die die Wucht des Erzählens mindern.
Annis bewahrt sich ihr Bewusstsein, ein Mensch und keine Ware zu sein. Neben der Verankerung in der Familiengeschichte hilft ihr dabei auch die Literatur. Damit greift Jesmyn Ward eine Facette ihres Romans „Vor dem Sturm“ auf. Annis ist Analphabetin, aber sie belauscht den Unterricht ihrer Halbschwestern und hört Dantes Göttliche Komödie. Sie ist fasziniert, die Verse begleiten sie, und sie sieht Parallelen zu ihrem eigenen Weg.
„So gehen wir denn hinab ins finstre Reich“: Annis geht diesen Weg hinab in die Hölle der Sklaverei. Auch der Leser geht diesen Weg mit ihr, und damit geht er zugleich den Weg zurück in eine Zeit der Willkür und Grausamkeit. Mit dem Hinweis auf Dante ist aber auch Hoffnung verbunden, denn auch Dante steigt aus dem Inferno wieder herauf in das Licht des Paradieses.
Fazit: Eine wuchtige Erzählung, die den Kampf vieler Menschen lebendig erhält.
4,5/5*