Shutter Island (detebe)

Buchseite und Rezensionen zu 'Shutter Island (detebe)' von Dennis Lehane
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Shutter Island (detebe)"

Shutter Island, eine abgelegene Insel vor der amerikanischen Ostküste, ist Schauplatz des nervenaufreibenden Thrillers von Erfolgsautor Dennis Lehane. Aus einer Klinik für geistesgestörte Gewalttäter ist die Mörderin Rachel Solando ausgebrochen. Als US-Marshal Teddy Daniels eintrifft, um die Flüchtige zu suchen, stößt er auf eine Atmosphäre eisiger Ablehnung. Weder Dr. Cawley, der ärztliche Leiter, noch sein stellvertretender Anstaltsleiter McPherson im Ashecliffe Hospital scheinen an der Suche nach der flüchtigen Rachel Solando sonderlich interessiert zu sein.

Dennoch wird den beauftragten US-Marshals Daniels und Aule schnell klar, dass der Patientin jemand bei ihrer Flucht geholfen haben muss. Kurz vor der Ankunft der Polizisten auf der Insel hat sich zu allem Überfluss Solandos behandelnder Arzt Lester Sheehan in den Urlaub verabschiedet und ist nicht erreichbar. Einblick in Personalakten wird den Ermittlern verweigert, ihre Waffen müssen sie abgeben. Aber ein Zahlenrätsel, das die Entflohene in ihrer Zelle zurückgelassen hat, bringt Daniels auf die Spur eines mysteriösen Patienten Nr. 67 im berüchtigten Trakt C, obwohl Cawley beteuert, auf der Insel seien nur 66 Patienten untergebracht. Von Migräneanfällen geplagt, sieht sich der Marshal zunehmenden Attacken auf seine Psyche ausgesetzt.

Nach fünf erfolgreichen Kriminalromanen um das Ermittlerduo Gennaro und Kenzie und seinem Meisterwerk Mystic River, beweist Dennis Lehane seine überragende Klasse auch in Shutter Island, einem gewalttätigen Werk, nicht etwa, weil körperliche Gewalt eine dominierende Rolle im Buch spielen würde, sondern weil sich die Hauptfiguren des Romans mit beispielloser psychischer Aggression begegnen. Raffiniert zieht Lehane den Leser in einen Strudel Schrecken erregender Ereignisse und lässt ihn schließlich zweifelnd und bestürzt mit einem meisterhaft inszenierten Finale alleine. Ohne Trost, ohne Erlösung, zweifellos aber mit dem überaus beglückenden Gefühl, hervorragende Literatur genossen zu haben. Dennis Lehanes grandioser Thriller gehört zum Besten, was das Genre in den letzten Jahren zu bieten hatte. Niemand, der dieses Buch gelesen hat, wird es schnell vergessen können! --Ulrich Deurer

Format:Taschenbuch
Seiten:432
Verlag: Diogenes
EAN:9783257243352

Rezensionen zu "Shutter Island (detebe)"

  1. 5
    02. Jan 2020 

    Was für ein Thriller!! Chapeau!!

    Chapeau!

    Für mich war das ein Psychothriller, der sich wirklich zu lesen gelohnt hat.

    Lehane schreibt spannend, die Geschichte ist schlüssig und ich konnte Stimmungen und atmosphärische Veränderungen spüren und erleben. Der Leser wird bis zuletzt auf eine falsche Fährte geführt und die rätselhafte, unheimliche und schaurige Atmosphäre auf der Insel „Shutter Island“ vermittelte sich mir unschwer.
    Vor meinem geistigen Auge entstanden Bilder oder spielten sich Szenen eines Films ab. Die Charaktere, v. a. der Protagonist Edward (Teddy) Daniels, wurden mir schnell vertraut.
    Mir gefiel es, dass Lehane sich vor allem zu Beginn viel Zeit ließ, um z. B. das Kennenlernen und sich Annähern der beiden US -Marshals Teddy und Chuck zu beschreiben und ich mochte die beiläufigen drum-herum Gespräche, die das Ganze recht stimmig und flüssig wirken ließen. Ich fand auch Gefallen an den Rückblenden und an den ab und zu eingestreuten Träumen.
    Schreibstil und Sprache mochte ich und passen zum Genre.

    Was den Plot betrifft, geht es um die seit einigen Stunden aus der forensischen Klinik auf Shutter Island vermisste Patientin Rachel Solando. Eine Kriegswitwe, die während eines psychotischen Anfalls, ihre drei Kinder in einem See ertränkt hat und nach wie vor der Meinung ist, dass sie am Leben sind.
    Ihr Verschwinden ist völlig rätselhaft. Es ist nicht vorstellbar, wie sie ohne Hilfe aus einem von außen abgeschlossenen Zimmer mit vergittertem Fenster an mehreren Wachen vorbei aus einem Hochsicherheitsgebäude fliehen kann. Teddy und Chuck, zwei US-Marshals, kommen auf die Insel, um die Vermisste zu finden. Das Klinikpersonal wirkt nicht besonders kooperativ. Fast so, als würde es etwas verschweigen.

    Was das Thema des Thrillers angeht, und das wird einem erst am Ende klar, geht es um seelische Abwehrmechanismen und um die Heilbarkeit psychischer bzw. psychiatrischer Erkrankungen.

    Jeder von uns wendet gar nicht so selten unbewusst psychische Strategien an, um mit der Realität besser klarzukommen.
    Wir verdrängen Gefühle oder verleugnen Tatsachen, um manches besser zu ertragen. Das zu tun kann notwendig und sinnvoll sein und durchaus seine Berechtigung haben.

    Im Roman wird uns vor Augen geführt, wie die Grenze des Gesunden überschritten wird. Eine nicht aushaltbare Realität wird nicht nur verdrängt und verleugnet, sondern führt über diese Mechanismen hinaus zu Realitätsverlust, Wahnvorstellungen und zur Erschaffung von und Flucht in Parallel- und Scheinwelten. Und schließlich zu psychischer bzw. psychiatrischer Erkrankung.

    Sich daraus ergebende Fragen, könnten sein
    - Kann/darf man diesen Menschen nicht in seiner Scheinwelt belassen?
    – Soll / muss / darf man ihn in die Realität zurückholen?
    - Geht das überhaupt oder ist die Seele, die an diesen Schutzmechanismen festhält schlicht und ergreifend mächtiger?
    – Wie kann man diesen Menschen in die Realität zurückholen? Durch Medikamente oder durch non-invasive Methoden (hier: Inszenierung) wie Psychotherapie?

    Hier im Roman, der ja in der Nachkriegszeit spielt, wird als Alternative eine grausame Methode der Nazis aufgegriffen, die Lobotomie. Heute natürlich völlig undenkbar!

    Mein einziger Kritikpunkt sind die zahlreichen Fehler im Buch. Rechtschreibfehler oder auch zu viele oder zu wenige Buchstaben bzw. Wörter. Der Lektor/die Lektorin hat in der Taschenbuchausgabe von 2015 keine besonders gute Arbeit geleistet. Aber das kann man ja nicht dem Autor anlasten.

    Fazit: Dieser m. E. fabelhaft und raffiniert konstruierte page turner fesselte mich ziemlich schnell. Recht bald war ich begeistert und am Ende sogar fasziniert, weil Lehane eben nicht nur eine spannende Geschichte erfunden hat, sondern ein für mich zumindest hoch interessantes Thema aufgegriffen hat.
    Und zu keinem Zeitpunkt der Geschichte bin ich auch nur annähernd auf die Idee gekommen, dass sie so ausgehen könnte wie sie ausgegangen ist. Erst ganz zum Schluss wird der Leser durch eine ziemlich abgefahrene Auflösung überrascht.

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  1. Monster oder guter Mann?

    Wo ist Rachel Solando?
    Auf Shutter Island, einer kleinen Insel vor Boston, befindet sich das Ashecliffe Hospital, eine Anstalt für psychisch abnorme Schwerverbrecher. Wie konnte die Patientin entkommen? Teddy Daniels und Chuck Aule, zwei US-Marshalls sollen dieses Rätsel lösen. Doch sind weder Ärzte noch Pflegepersonal kooperativ, dann zwingt ein verheerender Orkan die beiden, auf der Insel zu verweilen.
    Dennis Lehane hat mit Shutter Island ein wahrliches Meisterwerk geschaffen. Viele werden den ebenso großartigen Film mit Leonardo DiCaprio kennen, der wirklich sehr nahe am Buch ist. Also wer das Buch lesen möchte: Bitte nicht den Film zuvor ansehen. Es entgeht einem sonst ein wahres Lesevergnügen, weiß um die Tricks und Codes, mit denen Lehane arbeitet.
    Lehane transportiert eine einzigartige beklemmende Atmosphäre. Die Insel, die von der Außenwelt abgeschnitten wird, die dubiosen Vorgänge in der Anstalt, die Paranoia der Mc Carthy Ära.
    Teddy Edward ist ein Mann der Gewalt, aber gleichzeitig durch seine Kriegserlebnisse und den Tod seiner Ehefrau traumatisiert. Durch den Einfluss der düsteren Stimmung auf der Insel, verstärkt durch seine eigenen Dämonen der Vergangenheit, verschiebt sich bald das Bild von Wirklichkeit und Einbildung.
    Dennis Lehane strickt seinen Text nicht einfach nur glatt. Er verwendet kompliziert verschlungene Zopfmuster mit versteckten Fäden. Er wiegt den Leser solange in Sicherheit, bis er nicht mehr unterscheiden kann zwischen schwarz und weiß, richtig und falsch, real oder kompletten Irrsinn. Monster oder guter Mann? Selten noch habe ich so ein perfides Spiel um Realitätsverlust und Wahrnehmungsverschiebung gelesen. Auch wenn zum Schluss der Leser glaubt, Bescheid zu wissen: Sind wir uns wirklich sicher?

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  1. 4
    01. Jan 2017 

    Leuchtturm

    Die US-Marshalls Edward Daniels und Chuck Aule werden zu einem Einsatz auf eine Insel geschickt, auf der geisteskranke Verbrecher festgehalten werden. Eine der Insassinnen ist spurlos aus ihrer Zelle verschwunden. Sie soll vor einigen Jahren ihre Kinder umgebracht haben. Die Untersuchungen gestalten sich von Anfang an seltsam, so müssen die Ermittler schon bei der Ankunft ihre Waffen abgeben und sie erhalten auch nicht Zugang zu allen Unterlagen und Akten. Bei der Untersuchung des Zimmers der Entflohenen ergibt sich, dass sie eigentlich nicht ungesehen entkommen konnte. Die Marshalls vermuten, dass auf dieser Insel nicht alles so sein kann wie es scheint.

    Liest man den Titel des Buches, denkt man natürlich sofort auch an die Verfilmung mit Leonardo DiCaprio, der einem möglicherweise als ausgesprochen spannend und mystisch in Erinnerung geblieben ist. Und wie so oft stellt sich auch die Frage, Buch oder Film? Liegt es schon eine Weile zurück, dass man Bekanntschaft mit Buch oder Film gemacht hat, und ist die Erinnerung an das Medium des ersten Kennenlernens schon etwas verblasst, wird man keinen Favoriten ausmachen können. Sowohl das Buch als auch der Film sind ausgesprochen spannend und lesenswert bzw. sehenswert. Dennis Lehane versteht es ausgezeichnet mit wenigen Worten eine Stimmung zu erzeugen, die einen schaudern lässt. Eine düstere Gefängnis-Insel, ein heranziehender Sturm, die Abgeschiedenheit, das drohende Abgeschnitten werden vom Festland. Man ist mitten drin in den Nachforschungen, die zwar zielgerichtet, aber irgendwie eigenartig ablaufen. Das Verschwinden der Frau ist fast wie bei diesen Krimi-Rätseln, in denen es gilt, den Hergang vermeintlich unmöglicher Ereignisse zu klären. Wird es den Marshalls gelingen, das Rätsel um Shutter Island zu lösen.

    Zum Einstieg in die Kriminalromane und Thriller von Dennis Lehane ist dieser packende Roman bestens geeignet. Gebannt verfolgt man die Ermittlungen und grübelt über die Ungereimtheiten, die sich ergeben und die schließlich verblüffend aber auch erschütternd einfach erklärt werden. Vor dem Hintergrund der 1950er Jahre beschreibt die Rahmenhandlung zusätzlich eine Zeit des Aufbruchs in der Behandlung psychisch kranker Menschen, die nicht mehr zu bloßen Objekten gemacht werden, die einfach weggesperrt werden.

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