Sh*tshow: Erzählung

Rezensionen zu "Sh*tshow: Erzählung"

  1. Gespaltenes Amerika

    Erzähler David und seine Frau Ellie leben in einem hübschen Haus in Tucson, Arizona. Sie waren Uni-Professoren, sind zufrieden mit ihrem Leben, haben einen beständigen Freundeskreis. Bis, ja bis Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wird. Diese Tatsache bringt einiges in ihrem Leben und auch im Leben ihrer Freunde durcheinander.

    Es beginnt mit einer orange-braunen Wurst im Whirlpool im Garten (die Farbe ist gewiss kein Zufall). Irgendjemand entledigt sich dort nun regelmäßig seiner Ausscheidungen. Die Polizei kann nichts tun, eine Abdeckung bringt kurzfristige Entlastung. Ellie reagiert leicht hysterisch. Spekuliert wird über die Ursache: Hat der Wahlaufruf zu Gunsten Hillary Clintons einen Widersacher auf den Plan gerufen? Die Wurst im Pool war indessen nur der Anfang, es wird noch schlimmer, unangenehme Entwicklungen nehmen ihren Lauf.

    Richard Russo ist ein versierter Erzähler. Er schildert Brüche, die durch Menschen, Familien und Freundeskreise gehen und setzt sie mit dem aktuellen Präsidenten und der Situation des Landes in Verbindung. Es ist nicht nur der Gestank eines Hauses, sondern der Gestank einer Nation, den er zu thematisieren versucht. Gut gelungen ist meines Erachtens die Gesellschaftskritik. In den Dialogen zeigen sich versteckte Rassismen und Vorurteile. Man spürt die Spaltung, die nicht nur die Gesellschaft, sondern im Kleinen auch Freunde, Familien und Eheleute trennen kann. Die Ursachen wirken auf mich jedoch etwas weit hergeholt, beziehungsweise werden sie mir nicht ganz klar und einleuchtend nahe gebracht. Vielleicht vermag ich auch einfach die amerikanische Mentalität nicht so gut zu verstehen.

    Die nur netto 68 Seiten starke Erzählung eignet sich gut für zwischendurch, einen großen Erkenntnisgewinn hat sie mir allerdings nicht beschert. Die anderen Werke Richard Russos halte ich für weit lesenswerter.

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