Seelensprung: Ein Leben in zwei Welten

Buchseite und Rezensionen zu 'Seelensprung: Ein Leben in zwei Welten' von Susanna Kaysen
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Seelensprung: Ein Leben in zwei Welten"

"Was war an mir so gestört, dass ein Arzt mich in weniger als einer halben Stunde in die Klapsmühle steckte?" -- Eine berechtigte Frage für Susanna Kaysen, entpuppte sich doch ihre auf wenige Wochen anvisierte Einweisung in die Psychiatrie als fast 2-jähriger Aufenthalt. Zugegeben, die junge Susanna hatte Probleme mit dem Einpassen in gesellschaftliche Regeln (aber die hatten in den späten 60er-Jahren einige). Ob sie jedoch wirklich ein Fall für eine Nervenheilanstalt war, sei dahingestellt. Kaysen selbst wurde jedenfalls, das beschreibt sie in einer der interessantesten Passagen des Buches, "nicht einfach bekloppt", sondern war sich ihrer Fehlwahrnehmungen der Realität durchaus bewusst.

Den Alltag in jener Heilanstalt beschreibt Kaysen in ihrem Buch ohne Wut auf das System, aber mit viel Gespür für Details und lakonischen Blick auf eine Einrichtung, die für viele ihrer Mitpatientinnen "ebensosehr Zufluchtsort wie Gefängnis war". Ganz anders als Einer flog über das Kuckucksnest, mit dem Kaysens Buch und der daraus entstandene Film oft verglichen werden, ist Durchgeknallt nicht die Beschreibung einer düsteren Verwahranstalt für Außenseiter, sondern liefert episodenhafte Aufnahmen aus einer zwar oft seltsam anmutenden, aber für Kaysen letztlich hilfreichen Institution. Trotzdem hinterlassen zwei Jahre in dieser Umgebung Spuren auf der zur Heilung vorgesehenen Seele und Susanna Kaysen hat ihre Erlebnisse im psychiatrischen Krankenhaus denn auch als eine Art Therapie von der Therapie niedergeschrieben. Der Bericht von der Suche dieses unsicheren Mädchens nach sich selbst und ihr Schicksal dabei hinterlässt eines jedenfalls mit Gewissheit: Den Zweifel, wer denn nun eigentlich verrückt ist, die drinnen in der Klinik oder wir hier draußen. --Joachim Hohwieler

Diskussionen zu "Seelensprung: Ein Leben in zwei Welten"

Format:Taschenbuch
Seiten:224
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442742370

Rezensionen zu "Seelensprung: Ein Leben in zwei Welten"

  1. Der Film ist besser

    Susanna Kaysen hatte Pech: Auf Grund eines psychologischen Gutachtens wird sie im Amerika der 60er Jahre in eine psychiatrische Klinik eingewiesen – mit einer Störung, deren Symptome so vage sind, das sie sich bei fast jedem jungen Mädchen nachweisen ließen. In der Klinik verliert sie sich mit drei anderen jungen Frauen in einer imaginären Welt. Erst mit Hilfe der leitenden Psychologin und einer handfesten Krankenschwester findet sie zurück in die Wirklichkeit.

    Ich entdeckte dieses Buch beim Bloggerportal von randomhouse und da mich die Arbeitsweise in psychiatrischen Kliniken im Wandel der Zeit sehr interessiert, habe ich mir das Buch angefordert. Doch beim Lesen merkte ich sehr schnell, dass mir das alles bekannt vor kam. Aber ich war mir sicher, dass ich dieses Buch noch nie gelesen hatte. Ich schaute bei Amazon nach der Autorin und fand den Film zum Buch. "Durchgeknallt" mit einer sehr jungen Angelina Jolie und Wynona Ryder. Und diesen Film hatte ich schon gesehen.

    Leider ist das hier einer der sehr seltenen Fälle, in denen der Film besser ist als das Buch. Das Buch ist irgendwie sehr technisch, während der Film spannend und interessant war. Alles wird nur angedeutet und vieles bleibt im Dunkeln. Was mich immer wieder schockt ist, dass ein Arzt, der eine Patientin das erste mal sieht, sie nach 20 Minuten in eine psychiatrische Klinik einweist und sie 18 Monate da bleiben muss. Und warum? Weil sie sich einen Pickel ausgedrückt hatte und mal eine Überdosis Aspirin genommen hatte. In der Klinik hatten dann praktisch erst ihre Probleme angefangen.

    Bei Susanna Kaysen wurde eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert und ich frage mich wirklich, wie die Ärzte zu dieser Diagnose kamen. Das ist so lächerlich. Auch die Therapiestunden, die sie in dieser Klinik hatte, waren einfach nur ein Witz. Der Schreibstil der Autorin ist sehr abgehackt und verwirrend. Darum kann ich leider nur 3 von 5 Punkten vergeben. Der Film bekäme übrigens 5 Punkte von mir. Also wenn ihr wählen könnt zwischen Buch und Film, dann nehmt den Film. Oder noch besser, lest das Buch und schaut euch danach den Film an. Trotz allem bin ich aber froh "Seelensprung" gelesen zu haben.

    © Beate Senft

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