SCHWEIG!: Thriller

Buchseite und Rezensionen zu 'SCHWEIG!: Thriller' von Judith Merchant
4.55
4.6 von 5 (15 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "SCHWEIG!: Thriller"

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Ein Schneesturm setzt ein. Das Geschenk wird nicht geöffnet. Der Wein schon. Dinge werden gesagt, die besser ungesagt blieben. Und Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können. Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt ...

Format:Broschiert
Seiten:352
Verlag:
EAN:9783462001334

Rezensionen zu "SCHWEIG!: Thriller"

  1. 5
    18. Feb 2023 

    Genialer Thriller mit Minimalbesetzung

    Die beiden Schwestern Esther und Sue sind grundverschieden. Esther hat ein stressiges Familienleben, Sue lebt alleine und zurückgezogen in einem Haus im Wald. Wie jedes Jahr besucht Esther Sue kurz vor Weihnachten, und wie jedes Jahr möchte Sue das eigentlich gar nicht. Doch Esther lässt sich nicht abbringen und so baut sich schließlich ein Konflikt auf.

    Wir lesen in "Schweig!" abwechselnd die Ich-Perspektive jeweils einer der beiden Schwestern. Dadurch wird in einem packenden Spannungsbogen deutlich, wie genau die Beziehung zwischen Sue und Esther eigentlich aussieht und welche Konsequenzen das ganze mit sich bringt. Während die Geschichte relativ gemächlich startet und zu Beginn klar erscheint, wie die Rollen verteilt sind, wird auf geniale Weise Spannung aufgebaut, obwohl die Handlung an sich selten wirklich an Fahrt aufnimmt. Dabei spielt die Handlung immer wieder mit den Sympathien und Vorurteilen der Lesenden und regt zu einem gewissen Grad sogar zur Selbstreflexion an.

    Durch die Beschränkung auf ein Minimum an Charakteren - neben Sue und Esther finden nur Esthers Mann und Kinder Erwähnung - kann sich das Buch hervorragend auf die Tiefengestaltung der einzelnen Figuren konzentrieren und wir bekommen zahlreiche Einblicke in deren Innenleben, ohne dass zu irgendeinem Zeitpunkt der Eindruck entsteht, das Gelesene sei irrelevant für den Ausgang der Geschichte. Dass die Kinder im Vergleich zu den Erwachsenen dabei relativ blass bleiben, tut der Sache keinen Abbruch, es ist im Gegenteil sogar wünschenswert, um sich besser auf die Hauptfiguren konzentrieren und sich in diese hineinversetzen zu können.

    Wer einen atmosphärischen Thriller sucht, der sich vielleicht am besten bei kaltem Wetter liest, und auf actiongeladene Szenen verzichten kann, der wird mit "Schweig!" eine Perle finden.

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  1. Wem kann man trauen?

    Am Tag vor Weihnachten taucht Esther bei ihrer Schwester Sue im Wald auf, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Eigentlich sollte Esther das Fest für ihre Familie vorbereiten, doch ein Schneesturm sorgt dafür, dass sie nicht zurückkann. Die Schwestern trinken den Wein und sprechen Dinge aus, die besser ungesagt geblieben wären. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
    Erzählt wird diese Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und geht auch immer wieder in die Vergangenheit zurück. Man kann sich nicht sicher sein, ob alles so ist, wie es scheint. Doch für mich hat sich die Lösung recht früh gezeigt. Dennoch bleibt es spannend.
    Die Personen sind gut dargestellt. Sie schleppen Verletzungen der Vergangenheit mit sich herum, die nach Oben drängen. Sue lebt für sich und ist kontaktscheu. Sie benötigt Tabletten, um nicht durchzudrehen. Esther will sehen, ob Sue sie wirklich einnimmt, damit die Situation nicht wieder eskaliert. Sue möchte ihre Ruhe und will Esther möglichst loswerden. Aber Esther versucht wie immer, Sue zu bevormunden. Doch das Wetter spielt nicht mit. Vieles kommt in diesem einsamen Haus zur Sprache und Geheimnisse der Vergangenheit drängen ans Licht. Doch was ist die Wahrheit?
    Aber auch Esthers Mann Martin spielt eine Rolle in dieser problematischen Schwesterbeziehung. Mir war keiner der Protagonisten sympathisch.
    Es ist ein beklemmendes und sehr spannendes Familiendrama.

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  1. super spannender Thriller

    Ich habe bisher noch nichts von Judith Merchant gelesen, jedoch habe ich nur Gutes von der Autorin gehört. So habe ich mich doch mal an einen Thriller von ihr gewagt. Das Cover ist sehr schön und wenn man es so nimmt auch recht schlicht. Es passt auf jeden Fall gut zu einem Thriller und zu diesem an sich auch sehr gut, da es den Wald widerspiegelt, in dem Sue wohnt die Wurzeln stehen für mich für die Schwestern und ihre Bindung. Es ist ein gut gelungenes Cover und man mochte das Buch in die Hand nehmen und mehr davon erfahren.

    Ich war sofort mitten in diesem Thriller gefangen. Der Schreibstil war super einfach und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Ich mochte es sehr, dass die Kapitel von Sue und ihrer Schwester Ester also von beiden Hauptcharakteren erzählt werden. Etwas später kommen dann auch noch Kapitel von Martin dazu, über den jedoch erzählt wird und der nicht selbst in der Ich-Perspektive wie die anderen Beiden erzählt.

    Ich wusste während der Lektüre erst gar nicht, wem ich vertrauen kann und wem nicht. Es war ein Hin und Her der Gefühle. Wer hat böses im Schilde? Wer ist doch die Gute? Was für eine Achterbahnfahrt der Spannung. Bis zum Schluss habe ich nicht so richtig durchschaut, was ich einfach nur großartig fand.

    Durch und durch war es für mich ein gelungener Thriller, bei dem nicht sonderlich viel an Action passiert, der jedoch von den Erzählungen der Charaktere lebt. Man weiß nie, wem man vertrauen kann.

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  1. 5
    28. Okt 2021 

    Kleine Schwester - große Schwester

    Ich bin eine "große Schwester". Von dem Moment an, als meine kleine Schwester auf die Welt kam, war ich es gewohnt, ein Auge auf sie zu haben, Rücksicht zu nehmen und vielleicht auch nachgiebig zu sein. Schließlich war ich die Ältere, Verständigere, Vernünftigere ... (so viel zur Theorie), und kleine Schwestern wissen schließlich nicht immer, was sie tun, klein wie sie sind.
    Je älter meine kleine Schwester und ich wurden, umso mehr ließ das Behüten nach. Heute würde mir meine kleine Schwester etwas anderes erzählen, würde ich mich in ihr Leben einmischen. Wir kennen uns mittlerweile seit über 50 Jahren und ich kann sicher behaupten, dass sie schon lange groß ist - tatsächlich viel größer als ich.

    In Judith Merchants Thriller "Schweig!" geht es ebenfalls um zwei Schwestern. Auch hier hat sich die Ältere für die Jüngere immer verantwortlich gefühlt und hat sich gekümmert. Doch die Kindertage sind längst vorbei, aber der Zustand des Behütens dauert weiter an.
    Die jüngere Schwester Sue, geschieden und wohlhabend, lebt allein in ihrem Luxushaus mitten im Wald. Sie sucht die Einsamkeit, ist sich selbst genug und vermeidet den Kontakt zu anderen Menschen. Unvorstellbar für ihre große Schwester Esther, die in der Stadt mit Mann und zwei Kindern lebt und das trubelige Familienleben aus vollen Zügen genießt. Als große Schwester hat sie sich immer um Sue gekümmert, wobei sich die vermeintlich liebevolle und besorgte Kümmerei als Dominanz herausstellte. Denn Esther ist ein Mensch, der andere dominiert, der die Fäden in der Hand hält und sich nicht vorstellen will, dass andere Menschen um sie herum eine andere Lebensweise praktizieren wollen als sie selbst es tut. Andere Meinungen ignoriert sie, setzt sich darüber hinweg, was auch ihr Ehemann mittlerweile erkannt hat. Er steht unter ihrer Fuchtel mit wenig Aussicht aus den Fesseln dieser Ehe auszubrechen. Der Satz "Ich will doch nur das Beste für Dich" hat aus Esthers Mund eine ganz besondere Bedeutung. Sie meint es zwar aufrichtig und fürsorglich, doch nur, wenn sie diejenige ist, die vorgibt, was das Beste für den anderen ist.

    Sue hat ihre Schwester nie anders kennengelernt, doch leider hatte sie bisher nie die Kraft, der dominanten Esther die Stirn zu bieten.

    Die Handlung des Romans setzt am Tag vor Weihnachten ein. Weihnachten, ein Fest, an dem die Familie zusammen ist und keiner allein feiern sollte. Erst recht keine kleine Schwester, die allein im Wald wohnt, und schon immer psychisch labil war. Das ehrenwerte Ziel der großen Schwester Esther ist also, die kleine Schwester Sue in den Schoß ihrer Familie zu holen und ein idyllisches Weihnachten zu feiern. Bei dem Versuch, Sue von dieser Idee und der guten Absicht zu überzeugen, wird es zum Eklat kommen, zu dem sowohl der Alkohol als auch der Ehemann einen großen Beitrag leisten werden.

    Was für ein spannender Roman. Zugegeben man reibt sich an der Dominanz und Sturheit der älteren Schwester auf. Doch auch die kleine Schwester sorgt für Zweifel an ihrer geistigen Gesundheit. Die beiden umschleichen sich, belauern sich, suchen nach Angriffspunkten um als Sieger aus diesem banalen Konflikt hervorzugehen, der jedoch stellvertretend für ein ganzes Leben steht. In dem Moment, in dem sich der Ehemann in die Arena der beiden Gegnerinnen wagt, wird dieser Roman zu einer Ménage à trois. Jeder Charakter für sich ist sehr speziell und keiner scheint psychisch auf der Höhe zu sein. Die Handlung dieses Romans durchlebt unzählige überraschende Wendungen, die dazu führen, dass ich meine Parteinahme für die einzelnen Personen mehrfach korrigiert habe. Am Ende erwartet den Leser ein Showdown, der es in sich hat und anders ausfällt als man es erwartet.

    Fazit:
    Ein unglaublich spannender Thriller mit verblüffenden Wendungen und aufgrund des weihnachtlichen Settings ein Weihnachtsbuch der besonderen Art!
    Leseempfehlung!

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  1. Wem kann man glauben?

    Kurz vor Weihnachten hätte Esther eigentlich genug damit zu tun, alles fürs Weihnachtsfest mit ihrem Mann und ihren Kindern vorzubereiten. Doch ihre Schwester lebt seit ihrer Scheidung ganz allein in einem großen Haus im Wald. Esther fühlt sich verpflichtet, ihre Schwester Sue zu besuchen und ihr wenigstens ein kleines Geschenk zu überreichen. Außerdem kann sie so überprüfen, ob ihre Schwester so allein zurechtkommt und ihre Medikamente nimmt.
    Was dem Leser zunächst als großzügige und schwesterliche Geste erscheint, entpuppt sich allmählich zu einer ganz anderen Geschichte. Wieso lädt Esther ihre Schwester nicht einfach über Weihnachten zu sich nach Hause ein? Offenbar gab es im vorigen Jahr einen Vorfall, der diese Möglichkeit zu einer Unmöglichkeit macht.
    Als Esther bei Sue eintrifft, setzt ein Schneesturm ein, der sie zwingt, dort zu bleiben. Und nun erfährt man auch aus Sues Perspektive einzelne Details, die Zweifel säen. Welcher Sichtweise kann man denn nun trauen? Derjenigen der vernünftigen, hilfsbereiten und pragmatischen Esther? Oder doch eher der Sichtweise der unvernünftigen, hilflosen und undankbaren Sue?
    Die beiden Schwestern sind durch den Sturm an das einsame Haus im Wald gebunden. Durch die erzwungene Nähe kommen endlich Dinge auf den Tisch, die schon lange zwischen den beiden Schwestern schwelen. Doch wem kann der Leser nun glauben?
    ,,Schweig“ ist ein psychologischer Thriller, der mit immer wieder überraschenden Wendungen überzeugt. Allerdings ist so manches auch etwas vorhersehbar, wie z.B. die Rolle von Esthers Ehemann.

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  1. Schräges Kammerspiel

    Esther und Sue sind Schwestern. Esther ist mit Martin verheiratet. Sue ist geschieden. Esther lebt mit Mann und Kindern in der Stadt. Sue lebt sehr zurückgezogen in einem großen Haus im Wald. Weihnachten steht vor der Tür. Esther besucht Sue. Sue will ihre Ruhe. Voriges Jahr eskalierte die Situation zu Weihnachten. Und diesmal?

    Judith Merchant lässt in ihrem psychologischem Spannungsroman „Schweig!“ zwei Schwestern gegeneinander antreten. Die Handlung braucht nur sehr wenige Schauplätze, das meiste spielt sich in und rund um Sues Haus ab.

    Die Erzählperspektive zwischen Esther und Sue wechselt, oft schon nach einigen Seiten. Wir bekommen unterschiedliche Wahrnehmungen präsentiert. Können, dürfen nicht für bare Münze halten, was sich die Schwestern gegenseitig auftischen. Wie bei einem Ping Pong spiel erfolgt der Schlagabtausch. Beide Frauen beherrschen das Spiel. Die Leserin entscheidet mehrfach um, zu welchem Team sie gehören möchte. Gelegentlich erfahren wir auch über Martins Sicht der Dinge. Ja, manche Geschichte hat mehr als nur zwei Seiten.

    Es sind jahrelange Kränkungen und unschöne Erinnerungen, die bis in die Kindheit der beiden Schwestern reichen, an denen sich Esther und Sue aufreiben. Mittendrin in dieser Spirale an Demütigungen, Kontrolle, Lügen und gegenseitigen Verletzungen scheint den Damen gelegentlich die Luft auszugehen. Dann wird es redundant. Doch nach einer Erholungspause erleben wir schließlich ein Finale, das nochmal einige Überraschungen bietet.

    Ein schräges Kammerspiel, sehr unzuverlässige Erzählstimmen, eine böse Geschichte, mit einem Bonus zum Schluss. Beste Unterhaltung!

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  1. Spannend

    Esther macht sich am Tag vor Heiligabend auf den Weg zu ihrer Schwester Sue, um ihr ihr Geschenk zu bringen. Doch Sue ist über den Besuch nicht allzu erfreut. Beide haben noch das letzte Weihnachtsfest im Gedächtnis, als Sue bei Esther und deren Familie zu Besuch war und durchgedreht ist. Während draußen ein Schneesturm wütet, kommen die Schwestern immer mehr ins Gespräch.

    Sowohl das toll gestaltete Cover als auch der spannend klingende Klappentext haben mich sehr angesprochen. 
    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, denn er ließ sich schnell und flüssig lesen und ich konnte mir die einzelnen Szenen prima vorstellen.
    Die Charaktere wurden sehr gut gezeichnet. Die Eindrücke, die ich von den beiden Schwestern bekam, wechselten immer wieder hin und her. Mehrmals habe ich meine Meinungen zu ihnen revidiert und neu gefasst. Diese psychologischen Wendungen fand ich klasse.
    Der Plot hat mich von Anfang an gefesselt und ich war total gespannt, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Die Autorin hat eine gelungene unterschwellige Spannung aufgebaut, die sich bei mir das gesamte Buch über hielt. Ich war wahnsinnig gespannt, was zwischen den Schwestern passiert ist, was noch geschehen wird und wer am Ende sterben wird. Die aktuellen Geschehnisse wurden durch Rückblicke in die Vergangenheit ergänzt, was das Verhältnis der beiden Schwestern verdeutlichte und auch deren heutiges Verhalten ein wenig mehr erklärte.

    Ein interessanter und psychologisch spannender Thriller, der von mir 5 von 5 Sternen erhält.

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  1. "... denn ich habe eine Schwester"

    "Ich bin kein freier Mensch, denn ich habe eine Schwester. Ich kann sie ignorieren. Dann habe ich immer noch eine Schwester, aber eine, die ich ignoriere. Ich kann den Kontakt abbrechen. Dann habe ich immer noch eine Schwester, aber eine zu der ich den Kontakt abgebrochen habe. (...) Ich bin kein freier Mensch, obwohl meine Schwester mir nichts Böses will. Aber sie ist meine Schwester. Und das bleibt sie für immer und ewig."

    Mit einem kurzen Monolog, aus dem dieses Zitat stammt, beginnt Judith Merchants Buch. Die Schwestern Esther und Sue erzählen abwechselnd in Ich-Form und im Präsens, der Fokus wechselt jeweils recht schnell, manchmal schon nach zwei Seiten. Jedes kurze Kapitel ist mit dem Namen derjenigen Schwester, deren Stimme wir hören, übertitelt bis auf den Monolog am Anfang - der passt auf beide gleich gut. Ein geschickter erzählerischer Kniff, der schon zu Anfang deutlich macht, wie die beiden Schwestern auf Biegen und Brechen miteinander verbunden sind: verbunden, aber keineswegs einig.

    Esther ist verheiratet mit Martin (einige wenige Kapitel berichten aus seiner Perspektive, aber er erzählt nicht selbst) und hat zwei Kinder, die kleine Ella und den Teenager Jonas. Die jüngere Schwester Sue ist geschieden, wohlhabend und nicht berufstätig, so dass sie es sich leisten kann, allein in einem großen Haus im Wald zu wohnen. Es ist Weihnachten, und Esther, die um das seelische Gleichgewicht der labilen Sue (die sie seit Kindertagen "Schnecke" nennt) besorgt ist, macht sich mit Weinflasche und Geschenkpäckchen auf den Weg zu ihr, will aber pünktlich zurück sein, um mit der Familie Weihnachten zu feiern. Dass so ziemlich alles anders kommen wird, kündigt Esther schon auf der vierten Seite an. (Ein kleiner erzählerischer "Bug": da Esther in Ich-Form und im Präsens spricht, ist diese Ankündigung eigentlich unlogisch.)

    Judith Merchants "Thriller" kommt mit dem genannten, eng begrenzten Personenkreis und ganz wenigen Schauplätzen aus, und bis auf ebenso seltene Ausnahmen spielt sich das ganze Geschehen an einem einzigen Tag ab, nämlich bei jenem Besuch Esthers in Sues Haus. Die beiden sitzen in der Küche, versuchen ein Gespräch. Wie es verläuft, berichten und kommentieren die Schwestern abwechselnd und auf derart unterschiedliche Weise, dass die Leserin von Anfang an gezwungen ist, jede Information auf den Prüfstand zu stellen. Die beiden reden miteinander, beschimpfen und belügen einander, sprechen unangenehme Wahrheiten aus, jammern und klagen an. Wer von den beiden sagt die Wahrheit, wem wollen wir glauben? Vor allem: für wen ergreifen wir Partei? Eine "toxische Beziehung", erfahren wir im Klappentext. Jede der Schwestern hat ihre Verletzungen und Konflikte auszutragen, die zum Teil weit in die Vergangenheit zurückreichen. Endlich will Esther sich auf den Rückweg zu ihrer Familie machen - doch mittlerweile ist schon zu viel passiert zwischen den beiden, und, wie es ebenfalls im Klappentext heißt, "Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können".

    Es ist nicht ganz leicht, ein Buch zu beurteilen, dessen Reiz zugleich auch seine (meiner Meinung nach) Schwäche ist. Die Autorin erzählt einfühlsam, bildhaft und sprachlich klar; es gibt nichts auszusetzen. Aber das Geschehen beschränkt sich, wie bereits gesagt, fast ausschließlich auf das Kreiseln der beiden Schwestern umeinander. Vor allem in der ersten Hälfte führt das zu einigen Längen. Der Gesprächsaustausch besteht, wie man beim Lesen schnell merkt, aus ständig wiederkehrenden Sprachmustern; die beiden kommen aus dem seit langer Zeit eingefahrenen Gleis nicht heraus. Vieles wiederholt sich mit geringfügigen Variationen. Besonders Esther wirkt mit ihrer Besorgtheit um die Schwester (die sie in fast jedem Satz mit diesem albernen Spitznamen anredet) insistierend und übergriffig. Natürlich hat das alles, wie wir erfahren, seine Gründe, es ist auch vieles ganz anders, als es zunächst aussieht. Trotzdem empfand ich das Buch, zumindest in der ersten Hälfte, als anstrengend. Dann will Esther die Heimfahrt antreten, und plötzlich überschlägt sich die Schilderung in äußerlicher "action", eine Höhepunkt jagt den nächsten, so dass es mir schon wieder zuviel wurde. Das ist aber eine rein subjektive Einschätzung. Wer eng begrenzte, kammerspielartige Plots mag, ist mit diesem Thriller bestimmt gut bedient. Zu viel Tiefe sollte man nicht erwarten und auch nicht, dass am Ende alles völlig widerspruchsfrei aufgeht. Aber Spannung und ungewöhnliche Wendungen gibt es reichlich. Ich vergebe dreieinhalb Sterne und runde wohlwollend nach vier auf.

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  1. Eine kaputte Schwesternbeziehung

    Sie ist zweifache Mutter und berufstätig. Das Weihnachtsfest steht kurz bevor und Esther hätte eigentlich viel vorzubereiten: den Baum abholen, einkaufen, zu Hause dekorieren. Doch ihre kinder- und arbeitslose Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung allein in einem Haus im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Deshalb fährt sie mit einem Geschenk zu ihr. Sie will vor allem kontrollieren, ob bei der Schwester alles in Ordnung ist. Aber Sue, von Esther „Schnecke“ genannt, will die ungebetene Besucherin nur schnell loswerden. Hat die Enddreißigerin etwas zu verbergen?

    „Schweig!“ ist ein psychologischer Spannungsroman von Judith Merchant.

    Meine Meinung:
    Das Buch ist in viele kurze Kapitel eingeteilt. Es gibt eine Art kurzer Prolog. Die Geschichte endet mit einem Epilog. Er spielt ein Jahr nach dem eigentlichen Geschehen, das sich an einem 23. Dezember ereignet. Zwischendurch sind außerdem Rückblicke eingefügt, die in die Kindheit der Protagonistinnen führen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sue und Esther, und zwar im Wechsel. Später kommt eine weitere Perspektive hinzu. Die Handlung konzentriert sich auf Esthers Haus, der Schauplatz ändert sich nur selten. Der Aufbau funktioniert sehr gut.

    Das Erzähltempo nimmt nur langsam zu. In sprachlicher Hinsicht ist das Buch unspektakulär. Es weist eine einfache Syntax auf und ist sehr dialoglastig. Der Schreibstil passt aber hervorragend zur Geschichte. Positiv anzumerken ist auch, dass die Erzählstimme gekonnt variiert.

    Die Zahl der Figuren ist sehr überschaubar und trotzdem absolut ausreichend. Im Mittelpunkt stehen die beiden Schwestern, die eine schwierige Beziehung zueinander haben und recht unterschiedlich sind. Keine der zwei Frauen ist zu trauen. Sie haben abweichende Wahrnehmungen und eigene Geheimnisse. Beide schrecken nicht vor dem Lügen zurück, was sie nicht sympathisch, aber zu reizvollen Charakteren macht, die bis zum Schluss nicht gänzlich zu durchschauen sind.

    Inhaltlich ist der Roman erfreulich facettenreich und komplex. Es geht um Familien- und Ehekonflikte, psychische Krankheiten, unverarbeitete Kindheitstraumata und einiges mehr, das ich nicht vorwegnehmen möchte.

    Zwar konnte ich ein paar Hintergründe erahnen. Auf fast 350 Seiten kann die atmosphärisch dichte Geschichte aber auch unerwartete Wendungen bieten. Sie ist durchweg schlüssig. Im Mittelteil dreht sich die Handlung im Kreis und wird dadurch ein wenig langatmig. Größtenteils ist die Geschichte allerdings unterhaltsam und packend. Mit der Bezeichnung „Thriller“ tut der Verlag dem Buch dennoch keinen Gefallen. „Psychologischer Spannungsroman“, wie es an anderer Stelle heißt, trifft es besser.

    Die Farbgebung des Covers ist leider wenig originell. Das Tannenbaum-Motiv passt aber sehr gut.

    Mein Fazit:
    „Schweig!“ von Judith Merchant ist ein unterhaltsamer Roman, der vor allem für Fans psychologischer Spannung empfehlenswert ist. Eine stimmige und packende Lektüre - nicht nur für die Vorweihnachtszeit.

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  1. Emotionaler Spannungsroman

    Schweig! ein Roman von: Judith Merchant.
    Veröffentlicht durch den Kiwi-Paperback Verlag am: 09.09.21
    ISBN: 978-3-462-00133-4
    Seitenzahl: 352

    Das Cover:
    ähnelt in seiner Machart einem Aquarell. Eine Taxonomie der typisch deutschen Misch- Waldlandschaft. Sehr ansprechend gestaltet & erzeugt Neugier.

    Inhalt:
    Der Dreh-& Angelpunkt ihrer schwesterlichen, komplett unterschiedlichen Lebensweisen, bildet ihre gemeinsame Herkunftsfamilie.
    Kurz vor Heiligabend treffen sich, die nun mehr erwachsenen Schwestern Sue & Esther.
    Esther möchte Sue in deren Waldhaus pünktlich besuchen & ein kleines Geschenk vorbeibringen. Schon kurz nach Esthers Ankunft entwickelt sich ein Ping-Pong- Abschlag aus Meinungen & Erfahrungen.
    Es entwickelt sich eine Spirale: Dynamisierung subjektiver & objektiver Lebensgefahr.

    Mein persönlicher Leseeindruck:

    Schon nach wenigen Zeilen hatte ich folgenden Eindruck:
    Ich bin Gast in einer Art Amphietheater. Vor meinen Augen und Ohren entwickelt sich ein Duell der unterschiedlichsten Erfahrungen & Meinungen.
    Platziert in der ersten Reihe, - erhöht, so kann ich das Geschehen auf der Bühne, bestens mitverfolgen. Die kalte Winterluft, der Schnee- die Sinneseindrücke- meine Empfindungen passen sich denen, im Buch erzählten Emotionen, an.
    Mit unglaublicher Fertigkeit, gelingt es der Autorin meine Aufmerksamkeit in ihren Bann zu ziehen.
    In meinem Kopf wirbeln Geprächsfetzen, eigenes Erleben und die angsprochene momentane Situationsdynamik, durcheinander. Ich bin bis am Schluss - ganz bei den Schwestern.
    Und, - total vom Finale überrascht.

    Der Schreibstil & Spannungsbögen:

    Ich erlebe einen absolut flüssigen Erzählstil. Die Kommunikation, die Gedanken der Protagonisten, alles ist in sich stimmig und wird gut nachvollziehbar vermittelt.
    Spannungsbögen im herkömmlichen Sinn, erlebe ich hier kaum.
    Die Spannung und der Nervenkitzel entwickelt sich aus der, durch die Erzählweise,-"Dick & Fett gefütterten" Neugier.
    Nur zu gern lese ich weiter, um Ursprung und Ende dieser Geschichte zu ergründen.

    Genre:
    Meiner
    Meinung nach gehört dieser Roman nicht in das "Thriller-Genre".
    Es fehlen hier dann doch einige Thriller Zutaten & es weckt nicht erfüllbare Leser-Erwartungen.
    Wir erleben hier: Ein gut erzähltes Gesprächsduell, mit einigen spannenden Bezugspunkten. Das Buch liest sich ähnlich einer Vorlage zu einem Bühnenspiel oder anderem verbalem Schlagabtausch. Und dieses auf ungewöhnlich hohem Niveau.
    Somit empfehle ich diese Lektüre mit 4 *Sternen -allen Lesern, die tief in die Materie eintauchen und sich auf diesen ungewöhnlichen emotionalen Spannungsroman einlassen mögen.

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  1. Packendes Familiendrama

    „Schweig“ von Judith Merchant ist eigentlich kein Thriller. Zumindest nicht bei dem, was ich unter einem Thriller verstehe. Dennoch bekommt der Leser hier viele überraschende Wendungen und eine spannende Story. Aber worum geht es eigentlich?
    Esther und Sue sind Geschwister. Während Esther mit ihrem Mann das klassische Eheleben mit zwei Kindern führt, lebt Sue alleine in einer Villa im Wald. Als das alljährliche Weihnachtsfest ansteht, macht sich Esther auf den Weg zu ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk vorbei zu bringen. Nach und nach sinkt der Leser tiefer in die Vergangenheit und Psyche der Geschwister ein und merkt schnell, dass nicht so ist wie es scheint…
    Zu Beginn des Buches wusste ich nicht so recht, was ich mit dem Buch anfangen soll. Die Geschichte wir abwechselnd aus Perspektive von Sue und Esther beschrieben, später kommt auch noch Martin hinzu. Da sich der Großteil des Buches am selben Ort abspielt, hat das Buch etwas Kammerspiel-artiges. Zu Beginn habe ich mir die Frage gestellt, was denn nun das Problem ist. Ich hatte den Eindruck die Protas reden nur über Belanglosigkeiten. Im Verlauf der Geschichte hat sich das Blatt dann mehrmals massiv gedreht. Während ich zu Beginn die eine Schwester als seltsam empfunden habe, änderte sich das beim Lesen. Zudem erfährt man im Verlauf des Buches Schicht für Schicht mehr über den Background der Protagonisten und was für Leichen sie im Keller haben. Insbesondere diese unerwarteten Wendungen haben für mich den Charme des Buches ausgemacht und mich am Ball gehalten. Ich würde das Buch eher als Drama (mit Todesfolge – fragt sich nur für wen) bezeichnen.
    So oder so kann ich es aber empfehlen und hatte spaß beim Lesen.

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  1. Toller Thriller für die Herbst/Winterzeit

    Da die Geschichte am 23.12. startet, war es für mich Anfangs etwas seltsam diese jetzt Anfang September zu lesen - wenn wir die letzten Sommertage genießen.
    Aber das hat das Lesevergnügen nicht geschmälert - ich glaube für die kommende Zeit, wirklich ein perfekter Thriller für Liebhaber dieses Genres.

    Sue lebt alleine in einer sehr großen Villa mitten im Wald - ihr Leben ist nicht so verlaufen, wie sie es sich eigentlich vorgestellt hatte.

    Diese Ausgangslage ist schon einmal perfekt für einen Thriller - ein einsames Haus im Wald - der Spannungsbogen steigt sofort.

    Ihr Schwester Esther stattet ihr einen Weihnachtsbesuch ab - und dieser ist anders verlaufen wie man es erwarten würde.

    Für mich ein wirklich klasse Thriller, geschrieben mit einem super zu lesenden Schreibstil. Der Aufbau des Buches ist spannend gelungen - das ganze wirkt authentisch. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen - von mir gibt es eine Empfehlung.
    Auch optisch finde ich das Cover absolut gelungen.

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  1. Ein packender Thriller über eine toxische Beziehung

    Inhalt: Der Tag vor Heiligabend. Esther ist auf dem Weg zu ihrer Schwester Sue, die einsam in einer Villa im Wald lebt. Eigentlich will Esther diesen Besuch gar nicht machen. Weil, so Esthers Überzeugung, ihre Schwester nicht ganz normal ist. Aber es ist Weihnachten, und deshalb führt kein Weg an dem Besuch vorbei. Und als hätte Esthers es nicht schon geahnt, beginnt der Besuch wenig vielversprechend: Eine verwirrt dreinblickende Sue öffnet ihr die Tür – bewaffnet mit einem Küchenmesser…

    Persönliche Meinung: „SCHWEIG!“ ist ein Psychothriller von Judith Merchant. Die Ausgangslage des Thrillers ist vergleichsweise simpel: Zwei Schwestern, die Probleme miteinander haben, treffen aufeinander, sodass sich ein schneidendes Gespräch zwischen den beiden entspinnt. Doch was Judith Merchant aus dieser an ein Kammerspiel erinnernden Ausgangslage macht, ist wirklich grandios. Über die Handlung (und das Gespräch) hinweg entfaltet sich eine hochgradig toxische Schwesternbeziehung, die von Manipulation, Missgunst und Übergriffigkeit geprägt ist. Das Gespräch der beiden wird wechselweise aus den Perspektiven der Schwestern erzählt, wobei ihre unterschiedlichen Gefühle schön deutlich werden. Interessant ist dabei, wie verschieden die Schwestern einzelne Dinge wahrnehmen. Was die eine Schwester als Fürsorge versteht, sieht die andere als übergriffigen Akt. Ein Besuch wird zu einer feindlichen Übernahme; ein zurückgezogenes, ruhiges Leben zu einem Anzeichen tiefster Depression. Dabei – und dadurch entsteht eine große Spannung – weiß man als Leser*in gar nicht so genau, welche Schwester im Recht steht (und welche im Unrecht). Dies hängt vor allem damit zusammen, dass eine übergeordnete, ordnende und damit zuverlässige Erzählinstanz bewusst weggelassen wird. Denn der Thriller wird aus den Ich-Perspektiven der beiden Schwestern erzählt (im Laufe der Handlung kommt noch eine dritte Perspektive hinzu, deren Identität ich aber nicht spoilern möchte) und beide sind – bewusst oder unbewusst – unzuverlässig. Die Grenze zwischen Wirklichkeit und Wahn verschwimmt dadurch: Man kann nicht wirklich festhalten, welche Schwester sie mit welcher Äußerung übertritt. Erst durch Rückblicke, die immer wieder in die Handlung eingestreut werden, offenbart sich, welche Schwester die zuverlässigere ist. Außerdem finden sich in diesen Rückblicken, die besonders die Kindheit und das Weihnachtsfest des vergangenen Jahres behandeln, immer wieder Mosaiksteinchen, die nach und nach ein vollständiges Bild der Schwesternbeziehung ergeben. Das Ende des Thrillers ist schlüssig und stimmig, insgesamt wirklichkeitsnaher als andere Thriller aber gerade dadurch auch erschreckender und nachhallender. Wie schon die früheren Krimis und Thriller von Judith Merchant besitzt auch „SCHWEIG!“ lebendige Dialoge, sodass es sich flüssig lesen lässt und zu einem Pageturner wird. Insgesamt ist „SCHWEIG!“ ein spannender, gut durchdachter Thriller über eine hochgradig toxische Beziehung mit zwei Erzählerinnen, die kaum unzuverlässiger sein könnten.

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  1. Ein sehr komplexer Thriller

    Es ist der 23.Dezember.Esther ist im Weihnachtsstress und möchte nur ganz kurz zu ihrer Schwester Sue fahren die alleine in einem großen Haus im Wald lebt.Sue möchte dass Esther so schnell wie möglich das Haus verlässt.Und dann fallen Wörter und Sätze die die zwei lieber nicht hätten sagen sollen...

    Der Schreibstil ist etwas ungewöhnlich aber sehr gut und zügig zu lesen.Die Protagonisten passen hervorragend in diesen Thriller hinein.Die Spannung ist gleich in den ersten Kapiteln vorhanden und steigert sich allmählich.

    Fazit:Die Kapitel pendeln zwischen Esther,ihrem Mann Martin und Sue hin und her.Wobei ich festgestellt habe dass Esther schnell,fast schon hektisch berichtet,dagegen erzählt Sue ruhig und ohne irgendwie nervös zu wirken. Es schneit,der Wald,die Kälte, die Autorin beschreibt die winterliche und weihnachtliche Umgebung sehr bildhaft. In meinen Augen ist das Buch atmosphärisch dicht.Wer provoziert hier wen?Wer manipuliert hier wen?Esther die neurotische perfekte Hausfrau und Mutter oder doch Sue die geschieden und kinderlos ist?Auch Esther's Mann wirkt auf mich komplex. Im Laufe der Geschichte habe ich nie so richtig gewusst zu wem ich eigentlich halten soll.Wer war mir sympathischer?Wer ist die gute,wer die böse?Und Martin?
    Psychlogische Spielchen und Spiele ziehen alle drei ab und die zwei Schwestern sowieso.Zuerst war mir Esther sympathisch aber dann wurde sie mir sehr nervig und am liebsten hätte ich ihr gesagt sie soll endlich mal ruhig sein.Die Autorin hat dies gekonnt umgesetzt und es kamen bei mir immer mehr Fragen auf wie man merkt.Dieses Buch ist fast ein drei Personen Stück aber es ist so fesselnd geschrieben dass es mir fast nicht auffiel. Es geht dann auch immer wieder in die Kindheit der Schwestern. Es ist ein komplexer Thriller mit einem komplexen Thema der mich den Atem anhalten ließ. Er ist spannend, fesselnd und zum Teil regelrecht nervenaufreibend auch für mich.Auch weil er viele Wendungen bereithält.Ich musste immer weiterlesen weil ich unbedingt wissen wollte wie es weitergeht und dazwischen hielt ich unbewusst ein paar mal den Atem an.Die Autorin hat sehr komplexe Charaktere erschaffen die sich während der Geschichte verändern und auf mich immer mysteriöser wirkten.Dieses Buch zählt auf jeden Fall zu meinen Lesehighlights.

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  1. Beklemmendes Psychodrama

    Auch wenn ich „Atme!“ noch auf dem SuB habe, war dieses Buch doch mein Erstes von Judith Merchant. Als Thriller würde ich dieses Buch auf keinen Fall beschreiben, dazu ist doch zu wenig passiert. Psychodrama passt hier mMn viel besser und das hat Judith – zumindest im ersten Drittel – absolut famos umgesetzt. Ich hatte Schwierigkeiten, weiterzulesen, weil die Stimmung so bedrückend und beklemmend war, obwohl eigentlich kaum etwas passiert ist. Dies ist also in diesem Fall durchaus positiv zu werten.

    Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und Judith hat es meiner Ansicht nach geschafft, den verschiedenen Perspektiven ihren Charakter zu geben.
    Ich hatte mir allerdings erhofft, dass man länger brauchen würde, um zu wissen, wer von den beiden denn jetzt eigentlich die Verrückte ist. Ich hatte das nach geschätzten 60 Seiten bereits raus – was auch daran liegen könnte, und das wäre ja dann wieder was Positives, dass Judith dieses kranke Wesen der Schwester so unterschwellig und harmlos präsentiert, dass es gerade dadurch umso mehr einschlägt. Ich bin kein Fan von diesen übertriebenen Irren, die so dermaßen gestört sind, dass ich mich nur frage: „Ääähm okay, das ist jetzt schon irgendwie übertrieben und unglaubwürdig“ (*zu Fitzeks Seelenbrecher schiel*) Ich mag es viel lieber, wenn die Geisteskrankheit so harmlos und pointiert dargestellt wird, da es für mich viel authentischer und damit auch viel viel erschreckender wirkt. Das ist aber natürlich Geschmackssache.
    Leider baute das Buch für mich nach dem ersten Drittel merklich ab. Wieso, weshalb, warum kann ich nicht sagen, ohne doch noch Dinge leicht zu spoilern. Die Stimmung war nicht mehr so drückend, nicht mehr beklemmend, so richtig hat es Judith bei mir auch nicht geschafft, mich dort im Haus, gefangen in einem großen Schneesturm, sehen zu lassen. Das wäre der Stimmung aber sicher auch nochmal einträglicher gewesen. Das Ende fand ich jetzt auch nicht sooo überraschend. Kleine Dinge, ja, aber nicht dieser sogenannte „Mindf$!§“, den man bei völlig unerwarteten, guten Wendungen hat.
    Dennoch würde ich nicht behaupten wollen, dass das Buch dann nach dem ersten Drittel schlecht wird. Ich würde es trotzdem weiterempfehlen und hatte es innerhalb von 2 Tagen durchgelesen, auch wenn ich definitiv von der Bezeichnung „Thriller“ absehen würde.

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