Schurken der Landstraße: Roman (dtv Literatur)

Buchseite und Rezensionen zu 'Schurken der Landstraße: Roman (dtv Literatur)' von Michael Chabon
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Schurken der Landstraße: Roman (dtv Literatur)"

In seinem Nachwort schreibt der renommierte US-Autor und Pulitzerpreis-Träger Michael Chabon, dass er genug habe von der “Ehelichen-Zerwürfnis-Prosa“ für den New Yorker, die er in letzter Zeit geschrieben hat. Deshalb „habe ich mich aufgemacht, ein kleines Abenteuer zu erleben.“ Das Resultat dieser Abenteuerlust ist Schurken der Landstraße, eine Erzählung im Mantel-und-Degen-Stil, die den Leser in 15 kurzen Kapiteln in die Kaukasusregion des 10. Jahrhunderts entführt.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei jüdische Abenteurer auf Wanderschaft – Zelikman und Amram -, die um das Jahr 950 durch die kaukasischen Berge ziehen und sich mit Diebstahl, Betrügerei und anderen Auftragsarbeiten verdingen. Die beiden sind ein denkbar ungleiches Paar: Auf der einen Seite der blasse und dürre Zelikman, der seine fränkische Heimatstadt Regensburg vor langer Zeit verlassen hat und in der Heilkunst sehr bewandert ist. Auf der anderen Seite der afrikanische Hüne Amram, der es ebenso gut versteht, mit seiner Streitaxt wie mit Worten umzugehen. Die zwei liebenswerten Schurken treffen auf Filaq, den Prinzen der Chasaren, der seine ermordete Familie rächen möchte. Als Eskorte des raffinierten Prinzen sind die beiden bald Teil einer waghalsigen Rebellion, die dem rechtmäßigen Erben der Chasaren auf den Thron zurück helfen will. Dabei haben sie etliche wundersame Begegnungen und gefährliche Situationen zu meistern.

In der Tradition großer Abenteuergeschichten bedient sich Chabon einer opulenten Sprache und setzt seiner Fantasie keine Grenzen. Während manche Leser diese überbordende Fabulierkunst als lustvoll und versponnen begrüßen werden, kann sie auf andere recht langatmig und verwirrend wirken. Auch wenn Schurken der Landstraße bestimmt nicht jeden Chabon-Fan begeistern wird, so beweist der 47-jährige Autor mit diesem schmalen Band erneut, wie erstaunlich vielseitig er ist. -- Alexandra Plath

Diskussionen zu "Schurken der Landstraße: Roman (dtv Literatur)"

Format:Taschenbuch
Seiten:192
EAN:9783423139922

Rezensionen zu "Schurken der Landstraße: Roman (dtv Literatur)"

  1. Eine Geduldsprobe

    Für dieses Buch braucht man viel Geduld.
    Erst einmal ist das Setting ungewöhnlich. Hat jemand schon von Chasarien gehört? So hieß eine Kaukasusregion im 10. Jhd., heute ist dort Georgien.

    Dort haben sich ein fränkischer Jude und ein afrikanischer Söldner zusammengefunden und schlagen sich gemeinsam durchs Leben. Zelikman und Amram sind kampferprobt und gewitzt und bekommen den Auftrag ein vaterloses Prinzlein zum Onkel zu begleiten. Nur sind diese Zeiten sehr bewegt. Christen, Juden und Muslime sind sich niemals eins und ab und an kommen Nordmänner, die Rus, und machen ganze Dörfer nieder.

    Michael Chabon schreibt wunderbar, das steht außer Zweifel. Allerdings reizt er in diesem Werk seine Erzählkunst aus bis zur Grenze des Erträglichen.

    „Zelikman schnellte herum und stellte fest, dass er – ein wortloser Tadel seiner tollkühnen Idee, Amram eigenhändig vor einer ganzen Kompanie schwer bewaffneter Kavalleristen retten zu wollen – vom Bankert eines Bergtarpans und eines arabischen Muttertiers gebissen worden war, dessen Blutlinie sich bis zu den Al Khamsa zurückverfolgen ließ, jenen fünf Mutterstuten aus dem Stall des Propheten darselbst.“

    In ewig lange, verschachtelte Sätze stopft er so viele Informationen, dass man sich fragt, ist das nun genial oder unverschämt. Das ist geistreich und eloquent, nur leider auf Dauer kein Vergnügen für den Leser.

    Eigentlich hätte dieses Buch mich begeistern müssen. Es verbindet exotische Historie mit einem Hauch von tausenundeiner Nacht, ist gekonnt und mit Humor erzählt, nur fordert es den Leser wirklich sehr. Und eigentlich halte ich einiges aus, aber hier komme ich an meine Grenzen.

    Teilen