Schloss aus Glas

Buchseite und Rezensionen zu 'Schloss aus Glas' von Jeannette Walls
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Schloss aus Glas"

Jeannette Walls ist ein glückliches Kind: Ihr Vater geht mit ihr auf Dämonenjagd, holt ihr die Sterne vom Himmel und verspricht ihr ein Schloss aus Glas. Was macht es da schon, mit leerem Bauch ins Bett zu gehen oder in Nacht-und-Nebel-Aktionen den Wohnort zu wechseln. Doch irgendwann ist das Bett ein Pappkarton auf der Straße, und eine Adresse gibt es schon lange nicht mehr.

Format:Taschenbuch
Seiten:400
EAN:9783453351356

Rezensionen zu "Schloss aus Glas"

  1. 5
    27. Jan 2016 

    Jeanette Walls: Schloss aus Glas

    Worum geht es?
    Jeanette Walls beschreibt in diesem Buch ihre Kindheit und Jugend, in der sie mit ihren abenteuerlustigen und unangepassten Eltern in großer Armut, aber auch mit Liebe und Zusammengehörigkeitsgefühl durch die USA zieht. Bisher hat sie dazu in ihrem Leben schamhaft geschwiegen. Mit diesem Buch aber bricht sie das Schweigen und schafft ein Buch, das es schafft, voller Wärme von der Kälte der Armut zu erzählen.
    Das Buch startet mit einer Szene, die so treffend gesetzt und erzählt ist, dass sie das Tor in dieses Leseerlebnis ganz weit aufstößt und den Leser hineinzieht:
    Jeanette Walls ist gut zurechtgemacht als Erwachsene im Taxi unterwegs in New York von der Park Avenue zu einer Einladung zu einer feinen Dinnerparty und sieht dabei aus dem Auto heraus ihre im Müll wählende obdachlose Mutter. Erschüttert kehrt sie nach Hause zurück. Dort sinniert sie:
    Ich hatte versucht, mir hier ein Zuhause zu schaffen, hatte versucht, die Wohnung so zu gestalten, wie der Mensch, der ich sein wollte, sie gern hätte. Aber es gelang mir nicht, mich hier wohl zu fühlen, ohne mir Gedanken um Mom und Dad zu machen, die auf irgendeinem U-Bahn-Schachtgitter kauerten. Ich sorgte mich um sie, aber sie waren mir auch peinlich, und außerdem schämte ich mich dafür, dass ich Perlen trug und auf der Park Avenue wohnte, während meine Eltern damit beschäftigt waren, irgendwo ein warmes Plätzchen und etwas zu essen zu finden.
    Im Leben mit diesen Eltern zieht Jeanette mit der Familie, zu der noch drei weitere Kinder gehören von einem miesen Ort zum nächsten immer auf dem Sprung zum nächsten abgewrackten Ort, wenn es irgendwie heikel für die Familie wird und das wird es aus unterschiedlichen Gründen in regelmäßigen Abständen. Neben dem Elend ziehen bei diesen Ortswechseln aber auch immer die Träume und Fantasien mit, die sich manifestieren in dem geplanten Bau eines „Schlosses aus Glas“.
    Überall, wo wir hinfuhren, hatte er die Entwürfe für das Glasschloss dabei, und manchmal breitete er sie aus, und wir durften an den Plänen für unsere Zimmer arbeiten.
    Jetzt müssen wir nur noch Gold finden, sagte Dad, und wir waren ganz knapp davor.
    Doch knapp bleibt es immerwährend und in Erfüllung gehen die Pläne nie. Und dennoch sind diese Träumereien etwas, was aus dem Leben in Armut auch immer etwas Besonderes macht. Die Familie hält gegen alle Anfeindungen von außen auf jeden Fall an jeder der armseligen Stationen ihres Lebens zusammen. Und so ertragen sie Armut, Kälte und Dreck über die gesamte Kindheit hinaus recht klaglos und in größtmöglicher Würde. Und gerade wenn der Leser sich vielleicht ein bisschen anfängt zu langweilen angesichts des Immer-Gleichen Weiterziehens sind die Kinder – unter ihnen Jeanette, die Autorin und Erzählerin selber - in ein Alter gekommen, in dem sie sich – wie Kinder das in dem Alter tun sollten - von ihren Eltern emanzipieren. Für Jeanette und ihre Geschwister heißt das: Aufbruch in ein Leben des bürgerlichen Aufstiegs, der Bildung und der Berufe.
    Die zweite Entscheidung war, dass ich wie Lori aus Welch weggehen würde, je früher, desto besser. … ich hatte keine Ahnung, wohin ich sollte, aber ich wusste dass ich gehen würde…. Ich hatte gedacht, dass Mom und Dad uns rausbringen würden, aber mir war jetzt klar, dass damit nicht mehr zu rechnen war. Ich musste es allein durchziehen.
    Und so schafft Jeannette die Abnabelung mithilfe ihrer Abenteuer- und Angriffslust, die sie das Leben mit ihren verrückten, unangepassten Eltern gelehrt hat.
    Mein Fazit:
    Das Erzähltalent von Jeanette Wall und ihre positive Einstellung schafft es, dem Leser Vergnügen zu bereiten mit Szenen von Armut und Not, von denen er manchmal eigentlich so gar nichts wissen möchte. Die Spannung bis hin zum „Happy End“, die eigentlich ja schon mit der ersten, oben beschriebenen Szene, bleibt bis zum Ende dennoch bestehen.
    Ich vergebe 5 Sterne.

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