Schattenlicht

Buchseite und Rezensionen zu 'Schattenlicht' von Martin Bühler
4.8
4.8 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Schattenlicht"

Am Anfang steht ein Dachbodenfund: Als der Schriftsteller Martin Bühler sein Elternhaus entrümpelt, entdeckt er in einer Holzkiste ein Manuskript: Der Autor hält die Lebensgeschichte seines verstorbenen Vaters Matthias Bühler in den Händen, dessen biografische Aufzeichnungen von den 1920er Jahren bis in die Nachkriegszeit reichen.

Der Wissenschaftler und Unternehmer Matthias Bühler beeindruckt durch seine unermüdliche Zielstrebigkeit, die es ihm ermöglicht, aus bescheidenen bäuerlichen Verhältnissen heraus nicht nur drei Beruf zu erlernen, sondern mitten im Krieg das Abitur zu bestehen und danach ein Chemistudium zu absolvieren. Seine unerschrockene Art, vor niemandem Angst zu haben, auf Menschen zuzugehen und Rückschläge wegzustecken, kommt ihm dabei zu Gute. Seine Aufzeichnungen als Zeitzeuge dreier historischer Epochen in Deutschland liegen jetzt als über 600-seitige Gesamtausgabe aller drei Teile der Trilogie "Schattenlicht" vor.

Im ersten Teil erleben wir die Kindheit und Jugend des Bauernjungen in einem kleinen Dorf der schwäbisch-bayerischen Hochebene. Auf Bauernhöfen wie dem der Familie Bühler sind Kinder fest als Arbeitskräfte eingeplant. Kein Wunder, dass der junge Bühler die Schule als Erholung schätzt und ihm auch die Aufgaben als Ministrant eine willkommene Abwechslung sind. So beherrscht er das bäuerliche Handwerk bereits, als er im Jahr der Machtergreifung Hitlers eine Lehre als Gärtner beginnt. Als Lehrling erlebt er, wie die braune Ideologie nach dem gesellschaftlichen Leben auch die Arbeitswelt durchdringt. Dennoch gelingt es ihm, nach erfolgreichem Abschluss der Gärnerlehre noch eine kaufmännische Ausbildung zu durchlaufen.

Im zweiten Teil empfindet Bühler seine Verpflichtung zum Arbeitsdienst durchaus positiv, er schätzt die üppigen Mahlzeiten und das gute Arbeitsklima. Dem Arbeitsdienst an schließt sich die Einberufung zur Wehrmacht. Er wird zum Luftnachrichtentechniker ausgebildet und kommt an verschiedenen Orten in Deutschland zum Kriegseinsatz, wobei er nach hartem, entbehrungsreichen Lernen trotz Kriegsdienst die externe Abiturprüfung besteht. Sein Traum, zum Flugzeugführer ausgebildet zu werden, wird zunächst wahr. Doch dann entdecken Vorgesetzte in seinem Tagebuch Bühlers nazi- und kriegskritische Haltung; er wird zu SS-Einheiten an die Front strafversetzt. Nun lernt er die Hölle des Krieges kennen. Er überlebt schwere Verwundungen und eine Anklage vor dem Kriegsgericht, weil er den Befehl, zwei Gefangene zu erschießen, verweigert hat. Zum Ende des Krieges entkommt er knapp den russischen Truppen und flieht in seine bereits von der US-Armee besetzte Heimat.

Der dritte Teil beginnt mit den ersten Friedensjahren. Der Hunger treibt die Stadtbewohner als Bittsteller zu den Bauern aufs Land. Und die Flüchtlinge aus dem Osten müssen auch untergebracht und versorgt werden. Trotz Entnazifizierungprogrammen der Besatzungsmacht gelingt es vielen Altnazis, an den Schaltstellen der Gesellschaft zu bleiben, wohin sie die Nazi-Diktatur gespült hat. Für Bühler bedeutet diese Zeit lange einen Spagat zwischen der Landwirtschaft seiner Familie und dem schließlich erfolgreich abgeschlossenen Chemiestudium in München. Dann gelingt ihm der Schritt in die Selbständigkeit, bald holen zwanzig Vertreter Aufträge für seine Handelsfirma herein. Im Privatleben winkt ihm erst im zweiten Anlauf das Glück, nachdem er mit der Frau seines Lebens einige Jahre als Wissenschaftler in Hamburg gearbeitet hat.

Format:Taschenbuch
Seiten:288
EAN:9781495995743

Rezensionen zu "Schattenlicht"

  1. Schattenlicht: Gesamtausgabe

    Meine Meinung: Schattenlicht, war der erste Biografische Roman meines Lebens, nicht ganz der erste, aber der Erste bei dem ich glauben konnte das sich alles wie beschrieben zugetragen hat, ohne Ausschmückungen, um die Geschichte für den Leser interessanter zu machen, ohne das etwas weggelassen wurde, das vielleicht das Bild das Verwandte und Freunde von dem Protagonisten haben zerstören könnte. Warum ich das glaube? Ich nenne es mal Bauchgefühl, vielleicht irre ich mich, vielleicht auch nicht, ich werde es nie erfahren.

    Wie rezensiert man ein Leben? Denn darum geht es in der Schattenlicht Trilogie, um das Leben des Matthias Bühler, der aufgewachsen in einem schwäbischen Dorf, gegen alle Widerstände versucht sich seine Träume zu erfüllen, Träume die sich erst im Laufe seines Lebens herauskristallisieren, der sich nicht damit zufrieden geben will, zu arbeiten,zu heiraten,Kinder zu bekommen und dann zu sterben, der Lernen will, der auch in schwierigen Zeiten immer Zeit findet die Nase in Lehrbücher zu stecken, ich sah ihn direkt vor mir, wie er hinter dem Pflug herlief mit einem Lehrbuch in der Hand und der es während des Krieges schaffte sein externes Abitur zu machen.

    Also wie rezensiert man ein Leben? Gar nicht, ich kann die Handlung weder loben noch kritisieren, ich kann keine Kritik üben an eventuelle unlogische Handlungen, die ich nicht nachvollziehen konnte noch kann ich Begebenheiten loben bei denen ich genauso gehandelt hätte wie Matthias. Denn das hat sich niemand ausgedacht, niemand hat sich überlegt, *wenn Person A nun das tut, wie handelt dann Person B?*
    Wie werte ich dann das Buch?
    Durch die Umsetzung, der Autor Martin Bühler hat die Tagebücher seines Vaters natürlich überarbeitet, er hat recherchiert um ein Bild von den letzten Jahren zu bekommen und das hat er gut gemacht, mirgefiel der Schreibstil und die Art wie er mir die Geschichte seines Vaters erzählte, die Beschreibungen der Landschaften, die ich teilweise kenne, waren treffend, auch die Charaktereigenschaften der schwäbischen Bevölkerung hatten einen großen Wiedererkennungswert. Das er manchmal etwas zu detailliert botanische Vorgänge beschreibt, ist der einzige wirkliche Kritikpunkt den ich habe, andere Leser finden das sicherlich wahnsinnig spannend.
    Ich vergebe eine absolute Leseempfehlung.

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  1. 4
    03. Sep 2015 

    ein faszinierendes Stück deutscher Zeitgeschichte

    Martin Bühler entdeckt bei einer Entrümpelungsaktion die Tagebücher seines verstorbenen Vaters Matthias. Beim Lesen der Aufzeichnungen seines Vaters stellt er fest, dass dieser mit der Beschreibung seines Lebens ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte zu Papier gebracht hat, die man anderen nicht vorenthalten darf. Basierend auf diesen Tagebuchaufzeichnungen ist dieser biografische Roman entstanden.

    Die Geschichte beginnt in den 20er Jahren und beschreibt den Lebensweg von Matthias bis in die 70er Jahre: seine Kindheit, sein Erwachsenwerden, Nationalsozialismus und Krieg sowie die Nachkriegszeit mit dem Wiederaufbau und dem deutschen Wirtschaftswunder.

    Als ich die ersten Seiten dieses Buches gelesen habe, fühlte ich mich tatsächlich in meine Kindheit zurück versetzt. Meine Großeltern entstammten derselben Generation wie Matthias. Und die Erzählungen über sein Leben erinnern mich wohltuend an die Geschichten, die mir meine Großmutter immer erzählt hat. Als Kind hing ich immer völlig fasziniert an ihren Lippen, wenn sie aus ihrer Vergangenheit erzählt hat. Ich habe die Erzählungen meiner Großmutter immer als sehr spannend und stimmungsvoll empfunden.
    Und genauso ging es mir mit dem Erzählstil von Martin Bühler. Er versteht es, den Leser mit seiner Geschichte zu fesseln, indem er sehr intensive Stimmungen vermittelt: Matthias‘ harte Kindheit, die Verzweiflung und Angst während des Krieges, aber auch das Nachvorneblicken und die Hoffnung in der Nachkriegszeit.

    „Da spürte ich zum ersten Mal, dass Worte größere Wunden schlagen können als die schärfsten Schwerter. Die Tragik dabei war jedoch, dass Menschen, die bislang nichts als Arbeit und Pflichterfüllung gekannt hatten, plötzlich provozierend in die Unmoral der Politik manövriert wurden, von der sie eigentlich gar nichts wissen wollten.“

    Im Verlauf der Geschichte lernt man viele Zeitgenossen aus Matthias’ Leben kennen. Das können Dorfbewohner sein, Verwandte, Kriegskameraden, Nazis etc.. Die Beschreibung dieser Charaktere aus der Sicht von Matthias ist schon sehr besonders, da sie sehr akribisch ist. Da wird auf das kleinste Detail geachtet, kein Charakterzug ausgelassen. Dadurch gewinnt der Leser ein sehr lebhaftes Bild der jeweiligen Person.

    Genauso akribisch wie die Charaktere beschreibt Martin Bühler auch andere Themen, die seinen Vater beschäftigten, wie z. B. Pflanzenkunde, Chemie etc. Was bei den Personenbeschreibungen unterhaltsam ist, wirkt in anderen Themenbereichen jedoch manchmal sehr ausufernd. Hier wäre weniger mit Sicherheit mehr gewesen.

    Sehr gut hat mir die Entwicklung des Charakters von Matthias gefallen. Ich gebe zu, anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten, da Matthias nicht viel von sich Preis gab. Aber wie bei einem guten Bekannten, der sich mit der Zeit zum guten Freund entwickelt, ist es mir auch mit Matthias ergangen. Man lernt ihn im Verlauf der Geschichte besser kennen. Anfangs ein Junge, der sich trotz harter und arbeitsreicher Kindheit noch ein gewisses Maß an Unbeschwertheit zu bewahren weiß; der ein Romantiker sein kann und einen Sinn für die schönen Dinge des Lebens entwickeln kann. Später zeigen sich sein Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit. Zum Ende des Buches präsentiert sich Matthias als geradliniger Typ, der es immer geschafft hat, sich von der breiten Masse zu distanzieren und seinen Weg auf seine eigene Art zu gehen.

    „Ich war kein Charmeur, kein Salonlöwe oder Schmeichler, sondern im Gegenteil herb und geradeheraus, ohne Rücksicht auf Nachteile, die mir aus meinem Benehmen entstehen konnten. Aber ich war fähig zuzuhören, mich in das Schicksal anderer hineinzuleben und Anteil zu nehmen an der Tragik leidgeprüfter Menschen. Das war wohl der Schlüssel, warum andere sich mir anvertrauten, warum sie mir ihr Herz ausschütteten und ich oft mehr Geheimnisse erfuhr, als ich in jungen Jahren verdauen konnte.“

    Ich könnte mich jetzt noch über die politischen Stimmungen der damaligen Zeit in Deutschland auslassen, die einen großen Teil dieser Trilogie ausmachen. Da die Zeit des Nationalsozialismus jedoch ein Thema ist, über das ich mich endlos auslassen könnte, halte ich mich lieber zurück. Nur soviel, Martin Bühler regt zum Nachdenken an. Die Geschichten, die er durch seinen Vater aus dieser Zeit erzählt, machen betroffen, wütend – aber auch Angst. Insbesondere, wenn man doch gewisse Parallelen zur heutigen Zeit sieht. Ich habe Schattenlicht im Rahmen einer Leserunde bei „Whatchareadin“ gelesen. Ein Mitleser hat es ganz treffend formuliert, ich gebe es sinngemäß wieder: Als wir in der Schule den Nationalsozialismus durchgenommen haben, haben wir geschworen, dass in Deutschland so etwas nie wieder passiert. Wir dachten, wir Deutschen hätten aus unserer Geschichte gelernt. Was sind wir naiv!

    Ich freue mich, dass ich Martin Bühler und die Geschichte seines Vaters bei „Whatchareadin“ entdeckt habe. Wenn er sein Buch dort nicht präsentiert hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht auf ihn aufmerksam geworden und um einen besonderen Lesegenuss gebracht worden. Daher kann ich nur hoffen, dass viele sich von meiner Buchbewertung inspirieren lassen und sich ebenfalls auf dieses Stück deutscher Zeitgeschichte einlassen werden.

    © Renie

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  1. Schattenlicht Gesamtausgabe

    Autor Martin Bühler hat die Lebensgeschichte seines Vaters Matthias Bühler anhand der Tagebücher sehr einfühlsam niedergeschrieben. Ich konnte mich beim Lesen von Anfang an in die Zeit (Beginn 20er-Jahre) hineinversetzen. Die Erlebnisse sind ausführlich und detailliert beschrieben, sodass es mir immer wieder schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen. Die Schilderung des Lebens in der damaligen Zeit sowie die Darstellung der Charaktere ist ihm wunderbar gelungen.
    Matthias Bühler berichtet sehr realistisch, sodass der Leser das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu stehen. Auch seine Gedanken über die Mitmenschen werden sehr ausführlich wiedergegeben. Die Schilderungen seines Überlebenskampfes auf der Flucht sowie vom Kriegsende bis zu seinem Tod, die einen interessanten Einblick in die ebenfalls sehr schwere Zeit des Wiederaufbaus geben, haben mich sehr berührt. Dank seines Wissens und gezielten Handelns kam er gut voran und konnte sein (Über)Leben meistern. Schockierend fand ich die Kaltherzigkeit und Ablehnung, die er durch seine Mutter erfuhr. Trotzdem hielt er zu seinen Eltern und unterstützte sie unermüdlich.
    Die Biografie 'Schattenlicht' ist absolut lesenswert, denn Matthias Bühler berichtet sehr authentisch, da er die deutsche Geschichte ab dem Jahr 1920 bewusst erlebt hat. Er gibt einen interessanten Einblick in eine schreckliche Zeit, die so in keinem Lehrbuch zu finden ist.

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  1. Schattenlicht Gesamtausgabe

    Die gedruckte Gesamtausgabe werde ich mir auf jeden Fall auch zulegen, nachdem mir alle 3 Teile als e-book gut gefallen haben. Es ist spannend, erschütternd und wütend machend, wenn man den Lebenslauf von Matthias Bühler, dem Vaters des Autors Martin Bühler, literarisch aufbereitet, nachvollzieht. Was ist diesem Mann im Laufe seines Lebens alles angetan worden. Er musste als Kind einer lieblosen Mutter und eines hilflosen Vaters früh lernen zu kämpfen. Den zweiten Weltkrieg überlebte er mit viel Glück, musste danach aber enttäuscht feststellen, dass diejenigen, die dafür verantwortlich waren weiterleben, als wäre nichts gewesen. Wie er sich nach vielen Rückschlägen doch noch ein wenig privates Glück erkämpfte, solltet ihr selber lesen. Es lohnt sich.

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  1. Sehr zu empfehlen... ich war gefesselt :-)

    Dieses Buch versetzte mich in die Vergangenheit, zeigte mir Menschen und Geschehnisse aus Vergangener Zeit. Viele Geschichten aus dieser Zeit habe ich von meinem Großvater gehört, wie es damals war. In meiner Jugend war ich viel im Urlaub auf dem Bauerhof, durch das Buch habe ich die Unterschiede zwischen früher und heute sehr gut nachempfinden können! Als ich Schattelicht gelesen habe wurde mir bewußt wie glücklich wir uns schätzen können über all den Wohlstand in der heutigen Zeit, wie hart früher für alles gearbeitet werden musste was heute selbstverständlich ist, aber auch wie glücklich wir uns schätzen können in einer Welt zu leben in der wir unseren Beruf frei wählen können. Früher war es von geburt an bestimmt wer was macht, heute haben wir die freie Wahl. Was mich im vergleich traurig stimmt ist , dass mit der Zeit der zusammenhalt der Familie verloren gegangen ist.... auch die Nachbarschaft ist im vergleich sehr anonym..... dieses Buch hat mich bewegt, denn bei allem was heute so normal ist vergessen wir das es andere Zeiten gab in denen Menschen um für alles hart arbeiten mussten.
    Ich empfinde dieses Buch als bereicherung, ich sehe einiges selbstverständliches mit anderen Augen!

    Ich vergebe 5 von 5***** für ein Leseerlebnis welches mich in die Zeit vor unserem Wohlstand entführt hat!

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