Intelligente Krimikost mit Aktualität und spanischem Lokalambien
Vor fast genau zwei Jahren las ich „Goyas Ungeheuer“, eine Neuerscheinung passend zum damaligen Gastlandauftritt Spaniens auf der Frankfurter Buchmesse. Nun präsentiert der Pendragon Verlag mit „Roter Sommer“ den bereits 2012 im Original erschienenen ersten Fall von Comisaria María Ruíz, dessen Inhalt (leider) heute noch ebenso aktuell ist wie vor zwölf Jahren.
Im Sommer 2010 fiebert ganz Spanien mit seiner La Furia Roja, seiner Fußball-Nationalmannschaft, die als heißer Titelfavorit der WM gilt. Auch die Kommissarin hat sich mit ihrer Großfamilie vor dem Bildschirm verabredet – doch daraus wird nichts. Stattdessen wird zu einem grausigen Tatort gerufen. Im Skulpturenpark des Parks Juan Carlos I. wurde die Leiche des Teenagers Samuel im See versenkt aufgefunden. Dem Mord haftet etwas Rituelles an, der Polizeiapparat arbeitet auf Hochtouren, zumal sich bald mit dem gleichaltrigen Alejandro ein zweites Mordopfer hinzugesellt. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Taten? Nach und nach sammeln sich Indizien, die dafür sprechen. Offenbar kannten sich Samuel und Alejandro aus einem katholischen Sommercamp, sie tragen auch dasselbe Symbol als Tattoo am Körper. Sind sie Opfer sexueller Gewalt geworden? Steckt ein bigotter Pädophilenring dahinter?
Die Comisaria und ihr Team ermitteln in sehr unterschiedlichen Milieus. Maria ist zweifellos die treibende, kombinierende und investigative Kraft, auf die sich ihr Team verlassen kann. Hilfestellung bekommt sie von ihrem langjährigen Mentor, dem bereits pensionierten Kommissar Carlos, sowie von Enthüllungsjournalist Luna, den gerade ziemliche Existenzängste plagen, die ihn jedoch nicht daran hindern, eigenmächtige Nachforschungen zu betreiben. Die Autorin versteht es, glaubwürdige und vielschichtige Charaktere ins Geschehen einzubinden. (Die Figurenzeichnung auf Seiten der Bösen stellt sich etwas weniger facettenreich dar, was mich aber keinesfalls gestört hat.) Ein paralleler Handlungsstrang lässt den Leser in die Gedankenwelt eines zunächst namenlosen, unheimlichen Geistlichen eintauchen, der ein neues Leben in Uruguay plant. Ist er etwa in die Morde verstrickt?
Die Kombination aus Kriminalfall, atmosphärischem Lokalkolorit (das Lust auf Urlaub in Madrid macht), interessanten Charakteren und stimmiger Plotführung hat mich erneut sehr begeistert. Der Fall nimmt überraschende Wendungen, wird spritzig und kurzweilig erzählt, wobei auch Zwischenmenschliches nicht zu kurz kommt. Man lernt die Protagonisten durch laufende Perspektivwechsel immer besser kennen. Insbesondere die Comisaria wird als kluge, ehrgeizige, aber auch empathische und sensible Frau gezeichnet. Die Dialoge wirken höchst authentisch, die Spuren und Beweise verdichten sich zunehmend, bevor die Auflösung des Falles in einem atemberaubenden Finale endet, was der Roman in dieser Form eigentlich nicht nötig gehabt hätte.
„Roter Sommer“ ist ein Krimi, der sich wohltuend von der Masse abhebt. Berna González Harbour versteht ihr Handwerk. Hervorzuheben ist die geglückte Übersetzung von Kirsten Brandt.
Hoffentlich dürfen wir bald weitere Romane aus dieser wunderbaren Reihe lesen.
Intelligente Krimikost mit Aktualität und spanischem Lokalambien
Vor fast genau zwei Jahren las ich „Goyas Ungeheuer“, eine Neuerscheinung passend zum damaligen Gastlandauftritt Spaniens auf der Frankfurter Buchmesse. Nun präsentiert der Pendragon Verlag mit „Roter Sommer“ den bereits 2012 im Original erschienenen ersten Fall von Comisaria María Ruíz, dessen Inhalt (leider) heute noch ebenso aktuell ist wie vor zwölf Jahren.
Im Sommer 2010 fiebert ganz Spanien mit seiner La Furia Roja, seiner Fußball-Nationalmannschaft, die als heißer Titelfavorit der WM gilt. Auch die Kommissarin hat sich mit ihrer Großfamilie vor dem Bildschirm verabredet – doch daraus wird nichts. Stattdessen wird zu einem grausigen Tatort gerufen. Im Skulpturenpark des Parks Juan Carlos I. wurde die Leiche des Teenagers Samuel im See versenkt aufgefunden. Dem Mord haftet etwas Rituelles an, der Polizeiapparat arbeitet auf Hochtouren, zumal sich bald mit dem gleichaltrigen Alejandro ein zweites Mordopfer hinzugesellt. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Taten? Nach und nach sammeln sich Indizien, die dafür sprechen. Offenbar kannten sich Samuel und Alejandro aus einem katholischen Sommercamp, sie tragen auch dasselbe Symbol als Tattoo am Körper. Sind sie Opfer sexueller Gewalt geworden? Steckt ein bigotter Pädophilenring dahinter?
Die Comisaria und ihr Team ermitteln in sehr unterschiedlichen Milieus. Maria ist zweifellos die treibende, kombinierende und investigative Kraft, auf die sich ihr Team verlassen kann. Hilfestellung bekommt sie von ihrem langjährigen Mentor, dem bereits pensionierten Kommissar Carlos, sowie von Enthüllungsjournalist Luna, den gerade ziemliche Existenzängste plagen, die ihn jedoch nicht daran hindern, eigenmächtige Nachforschungen zu betreiben. Die Autorin versteht es, glaubwürdige und vielschichtige Charaktere ins Geschehen einzubinden. (Die Figurenzeichnung auf Seiten der Bösen stellt sich etwas weniger facettenreich dar, was mich aber keinesfalls gestört hat.) Ein paralleler Handlungsstrang lässt den Leser in die Gedankenwelt eines zunächst namenlosen, unheimlichen Geistlichen eintauchen, der ein neues Leben in Uruguay plant. Ist er etwa in die Morde verstrickt?
Die Kombination aus Kriminalfall, atmosphärischem Lokalkolorit (das Lust auf Urlaub in Madrid macht), interessanten Charakteren und stimmiger Plotführung hat mich erneut sehr begeistert. Der Fall nimmt überraschende Wendungen, wird spritzig und kurzweilig erzählt, wobei auch Zwischenmenschliches nicht zu kurz kommt. Man lernt die Protagonisten durch laufende Perspektivwechsel immer besser kennen. Insbesondere die Comisaria wird als kluge, ehrgeizige, aber auch empathische und sensible Frau gezeichnet. Die Dialoge wirken höchst authentisch, die Spuren und Beweise verdichten sich zunehmend, bevor die Auflösung des Falles in einem atemberaubenden Finale endet, was der Roman in dieser Form eigentlich nicht nötig gehabt hätte.
„Roter Sommer“ ist ein Krimi, der sich wohltuend von der Masse abhebt. Berna González Harbour versteht ihr Handwerk. Hervorzuheben ist die geglückte Übersetzung von Kirsten Brandt.
Hoffentlich dürfen wir bald weitere Romane aus dieser wunderbaren Reihe lesen.