Romy und der Weg nach Paris

Buchseite und Rezensionen zu 'Romy und der Weg nach Paris' von Michelle Marly
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Romy und der Weg nach Paris"

Diskussionen zu "Romy und der Weg nach Paris"

Format:Taschenbuch
Seiten:415
EAN:9783746635231

Rezensionen zu "Romy und der Weg nach Paris"

  1. Interessant und einfühlsam

    Der aus einer Schauspielerdynastie stammenden Romy Schneider gelang bereits mit 17 Jahren in ihrer Rolle als Kaiserin Sisi der internationale Durchbruch. Als 20-jährige will sie jedoch nicht mehr als "süßes Wiener Mädel" vor der Kamera stehen, sondern sich als Charakterdarstellerin profilieren.
    Bei Filmaufnahmen lernt sie den noch unbekannten Schauspieler Alain Delon kennen und lieben. Mit ihm wagt sie gegen den Willen ihrer Familie den Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben.

    Von Anfang an hat mich die Autorin mit ihrer Geschichte über Romy Schneider und deren Weg in die Selbstständigkeit gefangen genommen. Sie behandelt in ihrem Roman zwar nur drei Jahre im Leben der berühmten Schauspielerin, doch ist die Zeit zwischen 1958 und 1961 für Romy eine sehr bedeutsame Phase. Einerseits ist ihr nichts so wichtig wie eine harmonische Beziehung zu ihrer Mutter Magda Schneider und ihrem Stiefvater, dem Unternehmer Hans Herbert Blatzheim. Andererseits möchte sie sich aber auch aus deren Bevormundung befreien, ihr privates und berufliches Glück ganz nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten.
    Michelle Marly gelingt es in ihrem Roman sehr gut, Romys mühsamen Weg vom gefeierten jugendlichen Filmstar zur ernsthaften Schauspielerin nachzuzeichnen. Hautnah erlebt der Leser Romys Befreiungsschlag mit, als sie gegen den Willen ihrer Eltern zu ihrem inakzeptablen Geliebten nach Paris zieht und sich hier ihren Platz am Pariser Theater erkämpft. Einfühlsam beschreibt die Autorin Romys Verwandlung vom unsicheren jungen Mädchen zur eleganten, beruflich erfolgreichen Charakterdarstellerin. Die wichtigen Rollen, die dabei nicht nur ihrem Filmpartner und Verlobten Alain Delon zukommen, sondern auch dem Theaterregisseur Luchino Visconti und der Grande Dame der Modewelt, Coco Chanel, versteht Michelle Marly in ihrem Roman vortrefflich herauszuarbeiten.
    Wie abhängig Romy dennoch von ihren Eltern bleibt, zeigt eine Szene, in der ihre finanziellen Verhältnisse zur Sprache kommen. Die gut verdienende Schauspielerin hat keine Ahnung wie hoch ihr Vermögen ist und wie es angelegt wird. Sie begnügt sich mit einer monatlichen Zuwendung als "Taschengeld" und überlässt die Verwaltung ihres Geldes dem Stiefvater.
    Diese Diskrepanz zwischen Naivität, Harmoniebedürftigkeit und Unabhängigkeit führt die Autorin ihren Lesern mit sehr viel Feingefühl vor Augen. Damit dürfte sie einen wesentlichen Charakterzug ihrer Protagonistin gut getroffen haben.
    Mir hat das Buch sowohl stilistisch als auch inhaltlich sehr gut gefallen. Es ist eine Geschichte der leisen Töne, die ohne große Skandale auskommt, dabei aber die Entwicklung einer interessanten Persönlichkeit sehr eindrucksvoll in Szene setzt.

    Teilen