Revanche

Buchseite und Rezensionen zu 'Revanche' von  Michael Thumann
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Revanche"

Martin Walkers Romane spielen im geschichtsträchtigen Périgord mit seinen herrlichen Landschaften und trutzigen Burgen. Von einer dieser Burgen, Commarque, brachen im Mittelalter die Tempelritter zu Kreuz­zügen nach Jerusalem auf. Tausend Jahre später nimmt das einstige Morgenland eine späte Revanche in der Person einer jungen Archäologin, die wild entschlossen scheint, bei den damaligen Eroberern einen sagenumwobenen geraubten Schatz sowie ein politisch höchst explosives altes Dokument zutage zu fördern.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406799358

Rezensionen zu "Revanche"

  1. 5
    16. Mär 2023 

    Russlands Weg in die Diktatur

    Das System Putin: Reportagen, Analysen, Berichte, Einschätzungen eines Russlandkenners – sehr aktuell

    Wenn ich solche Bücher lese, möchte ich zuerst wissen, wer der Autor ist: Michael Thumann, Chefkorrespondent der 'ZEIT', Leiter des Moskauer Büros, der u.a. dort studiert hat. Also darf ich davon ausgehen, dass er langjähriger Russlandkenner ist. - Aber brauche ich noch ein Buch, wo ich doch gerade einiges zum Thema gelesen habe? Eindeutig JA und ich meine, dass dieses hier das bisher Beste ist. Es hat mir neue Erkenntnisse gebracht und einiges eingeordnet und an seinen Platz gerückt.

    Seine Themen: die Fehlentscheidungen deutscher Politiker, vor allem Schröder und Gabriel, russische Narrative erfolgreich in Deutschland, Blick auf den Putsch von 1991 (Gorbatschow auf der Krim festgesetzt; Jelzin), Tschetschenien als Testfeld, Putins 'Freunde' in der Welt, Propaganda, Aufhetzen der Bevölkerung und Informationskrieg, Straflager, gefälschte Wahlen, Missbrauch und Verfälschung der Geschichte, Krieg in der Ukraine, Rache am Westen und persönliche Kränkungen – Wie könnte es enden?

    Es fängt leicht und locker an: Thumann spricht mit Bekannten und Freunden in Moskau, er wohnt dort, fährt mit dem Rad und schildert seine Beobachtungen. Das ist leicht zu lesen und obwohl es faktenreicher und komplexer wird, bleibt es gut zu lesen und ich hatte nie den Eindruck, dass es mir zu viel würde.

    Auch wenn ich vieles schon weiß, so war ich doch über einiges ziemlich schockiert: z.B. über die Narrative der russischen Propaganda, die auch in Deutschland erfolgreich waren und leider immer noch sind, z.B. 'Die Krim war schon immer Russisch' oder 'Russland hat so gehandelt, weil es sich durch die Nato-Osterweiterung bedroht fühlte.' - Diese Behauptungen, die hier in Deutschland anscheinend auf Unwissenheit beruhen, widerlegt Thumann mit Fakten, zu denen auch nachweisbare Äußerungen von Putin gehören.

    Sehr interessant fand ich, wie er Russlands stufenweisen Weg in die totalitäre Diktatur analysiert und zum Heulen schrecklich, wie Russlands Bevölkerung aufgehetzt wird, wie der Völkerfrieden zerstört wird und wie es in Straflagern zugeht. Und bei allem scheinen persönliche und historische Kränkungen des Wladimir Wladimirowitsch Putin eine Rolle zu spielen. Das ist natürlich eine Meinung, eine Einschätzung.

    Für dieses Buch kann ich eine ganz große Lese-Empfehlung aussprechen. Für mich ist es das Beste, was ich in letzter Zeit zum Thema gelesen habe und aktuell ist es auch.
    6 von 5 Sternen ;-)

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  1. 4
    18. Apr 2022 

    Der Trauzeuge

    Für seine Freunde, die Archäologen Horst und Clothilde, soll Bruno, Chef de Police, als Trauzeuge fungieren. Seine Rede ist im Entwurf schon fertig, da bekommt er die Nachricht, dass am nahen Schloss eine tote Frau gefunden wurde. Erstmal ist das Brunos Sache, denn noch ist nicht klar, ob es sich um einen Unfall oder ein Verbrechen handelt. Im Falle eines Falles wird er J. J., den Kollegen von der Kriminalpolizei hinzuziehen. Aber natürlich wird auch Bruno sein Möglichstes tun, um die Frau zu identifizieren. Dass er die junge Amélie aus dem Ministerium aufs Auge gedrückt bekommt, schmeckt ihm zunächst nicht.

    In seinem zehnten Fall hätte Bruno Courreges eigentlich nicht viel mit Verbrechen am Hut, wenn ihm nicht die Realität dazwischen käme. Die Tote, die in der Nähe des Schlosses gefunden wurde, hatte offensichtlich eine Botschaft. Leider hat sie es nicht mehr geschafft, ihre Nachricht zu schreiben. So gibt es also das Rätsel um ihre Identität als auch das Rätsel um das Wort. Brunos neue Beobachterin Amélie erweist sich überraschend als echter Gewinn. Wie versiert ihre Finger über den Bildschirm ihres Handys fliegen und welch erstaunliche Informationen sie dem kleinen Gerät entlockt. Bruno und sie finden heraus, dass es sich bei der Toten um eine Archäologin mit einer Mission handelte.

    Egal. ob man die Reihe vollständig kennt oder nicht, man findet sich schnell in Brunos Welt zurecht. Als eine Art Dorfpolizist ist Bruno ein Mittelpunkt des Ortes St. Denis, er kennt jeden und jede und hat freundliche Beziehungen über die Grenzen des Ortes hinaus. Eigentlich im Waisenhaus aufgewachsen, hat er in dem Ort eine Heimat und in seinen Bewohnern eine Familie gefunden. Doch die Wirklichkeit macht auch vor dem beschaulichen Ort nicht Halt und der Tod der Unbekannten erweist sich als Teil eines perfiden Plans. Auch wenn es manchmal so erscheint, als sei Bruno einfach zu gut, so hat man hier eine liebevolle Beschreibung des Lebens in einer geschichtsträchtigen Region in Frankreich und gleichzeitig einen spannenden Kriminalroman, der durchaus einen Bezug zur heutigen Realität hat.

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