Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna: Roman' von Eugen Ruge
4.45
4.5 von 5 (9 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna: Roman"

Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Zuwanderer Jowna alias Josephus alias Josse eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, sollte man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen. Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden. Erst als sich ein paar wohlhabende Bürger für die Gründung einer neuen Siedlung zu interessieren beginnen, die in sicherer Entfernung am Fenster des Meeres liegt, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt. Allmählich wird der Aussteiger Josse zum Aufsteiger. Seine Weggefährten mit ihrer Schwäche für Fliegenpilzsud und Philosophie werden ihm zur Last, die eigenen Ideen fangen an, ihn zu stören. Doch wie wirft man Überzeugungen über Bord, ohne seine Anhängerschaft zu verprellen? Wie macht man eine Kehrtwende, ohne sich zu drehen? Eugen Ruges ›Pompeji‹ ist eine Erfindung, die auf geschichtlicher Wahrheit beruht und zugleich durch ihre Gegenwärtigkeit verblüfft: die Geschichte einer verhängnisvollen Verblendung im Vorfeld einer Katastrophe. Eine schillernde Parabel über Verführbarkeit, Verrat und Wahn.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:420
EAN:9783423283328

Rezensionen zu "Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna: Roman"

  1. 2,5 neutrale Sterne

    Klappentext:

    „Eine fulminant erzählte Zeitreise in eine ferne Vergangenheit, in der wir uns spiegeln und erkennen – vom Autor der Bestseller ›In Zeiten des abnehmenden Lichts‹ und ›Metropol‹.

    Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Zuwanderer Jowna alias Josephus alias Josse eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, sollte man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen.

    Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden. Erst als sich ein paar wohlhabende Bürger für die Gründung einer neuen Siedlung zu interessieren beginnen, die in sicherer Entfernung am Fenster des Meeres liegt, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt.

    Allmählich wird der Aussteiger Josse zum Aufsteiger. Seine Weggefährten mit ihrer Schwäche für Fliegenpilzsud und Philosophie werden ihm zur Last, die eigenen Ideen fangen an, ihn zu stören. Doch wie wirft man Überzeugungen über Bord, ohne seine Anhängerschaft zu verprellen? Wie macht man eine Kehrtwende, ohne sich zu drehen?

    Eugen Ruges ›Pompeji‹ ist eine Erfindung, die auf geschichtlicher Wahrheit beruht und zugleich durch ihre Gegenwärtigkeit verblüfft: die Geschichte einer verhängnisvollen Verblendung im Vorfeld einer Katastrophe. Eine schillernde Parabel über Verführbarkeit, Verrat und Wahn.“

    Auf was darf sich der Leser hier eigentlich erfreuen? Einen historischen Roman wo wir Jetztlinge das Ende bereits kennen? Definitiv nicht, bzw. nur in gewissem Maße. Eugen Ruge vermag hier aktuelle Geschehnisse mit dem Damals zwar sprachlich brillant zu vermischen aber ich zweifelte dennoch an so manchem und so vielem hier. Erwartungen erfüllt? Ich kann es nicht mal genau sagen. Wie jeder Geschichtsinteressierte weiß, erlag Pompeji einer gigantischen Aschewolke beim Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79. n.Chr.. Und was möchte Eugen Ruge hier nun schlussendlich erzählen? Die Geschichte handelt von Jowna und seiner Eingebung, seiner Beobachtung und seinen Gedankengängen eben zum Untergang Pompejis und so vielen anderen Personen, dass der Überblick doch irgendwann im Wirrwarr endet. Es deutet sich der Vulkanausbruch bereits an aber stimmt das denn alles? Fake-News, fehlendes Vertrauen, menschliche Veränderungen, Eigensinnigkeiten, die Suche nach dem Ich und und und sind hier aus der aktuellen Zeit in das Damals implementiert. Ich muss zugeben, all dies ist nicht schlecht gedacht aber zu kompliziert gemacht oder ich habe es einfach nicht verstanden. Die Geschichte wird folgender Maßen beschrieben: „…die Geschichte einer verhängnisvollen Verblendung im Vorfeld einer Katastrophe. Eine schillernde Parabel über Verführbarkeit, Verrat und Wahn“ und ja, es trifft alles weitgehend zu aber schillernd empfand ich nur das Chaos welches Ruge unausweichlich dem Leser zumutet. Wer vergessen hat was eine Parabel ist, hier nochmal die Antwort: „gleichnishafte belehrende Erzählung“ (Quelle Duden). Und ja, das trifft die Sache im Kern. Es ist in gewisser Weise eine belehrende Geschichte. Die Zeit von Damals wird mit dem Heute verglichen bzw. soll aufzeigen was damals schief gelaufen ist, uns belehren es besser zu machen. Tja, kann man, muss man aber nicht und ganz ehrlich, die Entwicklung der Menschen aus der Zeit von 79 n. Chr. und dem Jahr 2023 ist definitiv (bei den meisten von uns zumindest) weiter fortgeschritten als damals bzw. so manche denken. Will ich damit sagen wir sind heute schlauer als damals? Eugen Ruge sieht es mit seiner Geschichte eben so, ich sehe es anders. Das Buch wird seine Leserschaft finden, ich gehöre nicht dazu. 2,5 neutrale Sterne für dieses Werk.

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  1. Ein Tanz auf dem Vulkan

    Immer und immer wieder tanzt die Menschheit auf dem Vulkan – aber zu keinem Zeitpunkt wohl im so wortwörtlichen Sinne wie im Jahr 79 n. Chr. im Schatten des Vesuvs. Was läge also näher als uns in Anbetracht der Herausforderungen unserer Zeit den Spiegel vorzuhalten, indem man uns die Diskutierfreudigkeit, die Gier, den Machthunger, die Ignoranz und die über allem stehenden Eigeninteressen der römischen Gesellschaft kurz vor dem Untergang Pompejis vor Augen führt?

    Eugen Ruge wagt sich an diese Aufgabe heran und erfüllt sie mit Bravour, auch wenn der Roman fast hundert Seiten braucht, um so richtig in Fahrt zu kommen. Nach einer grandiosen Einleitung, in der der Leser Bekanntschaft mit einem sehr präsenten Erzähler schließt, verrannte sich der Roman erst einmal in zahlreichen philosophischen Denkrichtungen, trocken, um nicht zu sagen: langweilig. Ohne detailliertes Vorwissen ist das Ganze fast nicht zu beherrschen, die Figuren zu zahlreich, die Konzepte teilweise recht nebulös – zu dem Zeitpunkt befürchtete ich noch, dass „Pompeji“ sich sehr ziehen würde.

    Zum Glück nimmt der Roman mit dem Auftritt der ersten weiblichen Figuren richtig Fahrt auf. Nicht nur das gediegene Leben der Gutbetuchten wird hochinteressant in Szene gesetzt, ihre Anwesen, ihre Lebensart und ihre Esskultur, auf äußerst unterhaltsame Weise ziehen auch Korruption, Manipulation, verschrobenes Aussteigeransinnen, abstruse Gesetze, Seilschaften und nicht ganz legale Machenschaften in den Text ein. Das Handeln und Denken der Politikerkaste werden ebenso reizvoll seziert wie die Indienststellung der Religion für das vermeintliche Gemeinwohl. Was soll ich sagen: ich habe mich köstlich amüsiert – es war wie „House of Cards“ bei den Römern. Fähnchen drehten sich im Wind, für Geld ist alles zu haben, man muss es nur wollen.

    Glücklicherweise löst der Roman auch seine Ankündigung der „fünf Reden des Jowna“ ein. Mein absolutes Lieblingskapitel ist das, in dem Jowna bei einem Rhetoriklehrer in die Raffinessen und Feinheiten der Redekunst eingeführt wird – ein Fach, das früher viel Beachtung fand, aber leider in Vergessenheit geraten ist. Ruge gelingt hier eine wirklich superbe Einführung in das Verschieben von Bedeutungen, in das machtgetriebene Spiel mit der Sprache – ein Highlight, das klar macht: Sprache ist Kunst.

    Die erstaunlichste Kunst an diesem Roman ist aber sicherlich die Tatsache, dass er trotz des allseits bekannten Endes von Pompeji hervorragend unterhält und amüsiert und auch Spannung erzeugt. Man weiß: es gibt kein glückliches Ende für diesen Tanz auf dem Vulkan, aber der Erzähler lässt weder den Leser noch seine Figuren am Schluss allein – eine sehr schöne Lösung für den Untergang einer Welt.

    Insgesamt ein hochbrisanter Roman, der die pompejianische Gesellschaft lebensnah und überaus modern wirken lässt, uns auf subtile Weise mit uns selbst konfrontiert und trotz der Satire seine Figuren wohlwollend betrachtet. Sehr gelungen und sehr empfehlenswert.

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  1. Leben mit dem Vulkan

    Die römische Stadt Pompeji rund 80 Jahre nach Christus: Der Halbwaise Josse lebt nach dem Tod seines Vaters, eines gelernten Metzgers, mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Als Zuwanderer hat es seine Familie nie leicht gehabt in der neuen Stadt. Doch anstatt zu arbeiten oder sich zu bilden verbringt Josse lieber seine Zeit mit dem Herumstreunen und besäuft sich mit seinen Freunden. Eines Tages jedoch kommt ihm zu Ohren, dass ein Vulkan nahe der Stadt vor dem Ausbruch steht. Mit anderen Aussteigern macht er sich daran, am „Fenster am Meer“ eine neue Siedlung zu planen…

    „Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna“ ist ein Roman von Eugen Ruge.

    Meine Meinung:
    Der Roman gliedert sich in sechs Teile, die wiederum aus 18 Kapiteln („Rollen“) bestehen. Der etwas unzuverlässige namenlose Erzähler geht chronologisch vor, arbeitet aber mit Rückblenden und Vorausdeutungen. Die Handlung umfasst einige Jahre und endet mit dem Vulkanausbruch. Sie ist vor allem in Pompeji und im direkten Umfeld der Stadt verortet.

    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman kreativ und ungewöhnlich. Mit viel gelungenem Sprachwitz, süffisanten Bemerkungen und pointierten Beschreibungen sorgt der Schreibstil für ein unterhaltsames Lesevergnügen.

    Josse steht im Vordergrund der Geschichte. Darüber hinaus richtet sich der Fokus nach und nach auf weitere Charaktere, die teils ebenfalls fiktiv, teils historisch belegt sind. Die Figuren werden bewusst überzeichnet, sind aber nicht gänzlich unglaubwürdig.

    Inhaltlich dreht sich der Roman erwartungsgemäß um das Thema Vulkanismus. Wieso haben die Menschen die Vorzeichen des Ausbruchs nicht wahrgenommen oder nicht ernst genommen? Einer Antwort auf diese Frage nähert sich der Roman an. Zugleich ist er aber weitaus mehr als eine Dokumentation der historischen Ereignisse. Immer wieder schweift der Blick auf die Gesellschaft der Stadt, insbesondere auf politisch einflussreiche Persönlichkeiten. Machtstreben, Ränke, Gier, Demagogie, die frühe Demokratie, politischen und religiösen Wahn und vieles mehr werden dargestellt.

    Das Zusammenspiel von gesellschaftlichen Tendenzen, die sich auch aktuell finden lassen, und Formulierungen, die an die Politik der jüngeren Geschichte erinnern, lassen bisweilen den Eindruck entstehen, dass es sich beim Roman um eine Parabel oder eine Satire in Bezug auf die Neuzeit handelt. Tatsächlich wird immer wieder deutlich, dass sich der Erzähler über seine Figuren und die Entwicklungen lustig macht. Mir ist es jedoch schwergefallen, das Buch als klassischen Schlüsselroman einzuordnen. Zu umfangreich und verschieden sind dafür die Verweise und Anklänge.

    Obwohl das Ende, der Ausbruch, hinreichend bekannt und damit wenig überraschend ist, hat mich der rund 350 Seiten umfassende Roman auf keiner Seite gelangweilt. Trotz der ernsten Thematik habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert. Die eindrücklichen Beschreibungen des Ausbruchs konnten mich sehr bewegen. Dass sich Ruge, der frühere Erdbebenforscher, intensiv mit dem Vulkanismus und Pompeji beschäftigt hat, ist dem Buch anzumerken.

    Der prägnante Titel und das ausdrucksstarke Cover passen sehr gut.

    Mein Fazit:
    Mit „Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna“ hat mich Eugen Ruge erneut überzeugt. Eine vergnügliche Lektüre, die zugleich zum Nachdenken anregt und aktuelle Themen aufgreift. Definitiv empfehlenswert.

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  1. 5
    22. Jun 2023 

    Satirische Parabel auf die Gegenwart

    Kann man einen spannenden Roman schreiben, wenn jeder das Ende schon kennt? Ja, kann man. Eugen Ruge hat mit seinem neuesten Werk den Beweis dafür geliefert.
    Allerdings hat er keinen typischen historischen Roman geschrieben, sondern aus einer in der Vergangenheit angesiedelten Geschichte eine satirische Parabel auf die Gegenwart gemacht.
    „ Vergiss, lieber Leser, alles, was du jemals über Pompeji gehört hast. …Vergiss und lies. Dies ist der wahre Bericht vom Untergang Pompejis und seiner Bewohner.“ So stimmt uns der namenlose Erzähler auf das Kommende ein. Er, ein „ beschämter Überlebender“ hat alles auf achtzehn Schriftrollen festgehalten und in einer Amphore verschlossen für die Nachwelt. Allerdings hat er seine Zweifel, ob diese wohl die Zeichen deuten können und daraus etwas lernen werden.

    Die Handlung setzt ein einige Jahre vor dem Vulkanausbruch. Die Stadt hat sich noch nicht ganz von den Folgen des Erdbebens im Jahr 62 v.Chr. erholt.
    Jowna oder Josse, wie er genannt wird, Sohn einer armen Migrantenfamilie, wächst hier auf. Er schämt sich für die Armut und Bedeutungslosigkeit seines Vaters, doch Ehrgeiz entwickelt er keinen. Stattdessen bricht er früh die Schule ab und wird Anführer von einer Bande von Herumtreibern. Bei einem zufällig gehörten Vortrag eines „ externen Referenten“ erfährt er, dass die Stadt auf vulkanischem Boden steht und dass der Vulkan durch das große Beben zum Leben erwacht sei.
    Diese Gefahr ist der Anlass für Josse aufzustehen und zu seiner ersten Rede anzusetzen. Noch linkisch und keineswegs wortgewandt lässt er die anderen an seiner Erkenntnis teilhaben. Da der Berg sich wohl kaum von der Stelle bewegen wird, so sollten das die Menschen tun.
    Josse wird zum Anführer einer Gruppe Gleichgesinnter, die abseits der Stadt eine neue Siedlung gründen. Es ist ein buntes Völkchen hier am „ Fenster des Meeres“. Die einen berauschen sich an Fliegenpilzsud und wildem Sex, die anderen führen endlose Diskussionen über den zukünftigen Regierungsstil, über die Abschaffung des Privatbesitzes und die Gleichbehandlung der Geschlechter, über richtiges und falsches Bewusstsein.
    Doch die Aussteiger werden mit Misstrauen beobachtet von der Elite in Pompeji. Dort will man nichts von der drohenden Gefahr wissen, fürchtet Massenpanik und Abwanderung und in Folge davon den Fall der Immobilienpreise.
    Da tritt Livia auf, die führende Unternehmerin der Stadt. Sie hat sich mit dem Wiederaufbau eine goldene Nase verdient und gerade die Volksthermen für einen symbolischen Preis gekauft und in Betrieb genommen. So eine lässt sich doch nicht von ein paar verrückten Apokalyptikern das Geschäft verderben.
    Sie umgarnt Josse mit ihren weiblichen Reizen und den Verlockungen der Macht und schafft es so, ihn zu einer Kehrtwende zu bewegen. Plagen ihn anfangs noch Skrupel ( „ Wie kehrt man um, ohne zu wenden? Wie übt man Verrat, ohne Verräter zu sein?“) , wird Josse kurz darauf zum Vorsitzenden des Vulkanvereins. Statt Pompeji zu verlassen, gilt nun ein „ Leben mit dem Vulkan“.

    Der Autor scheint beim Schreiben großes Vergnügen gehabt zu haben. Er geht spielerisch mit seinem Stoff um, packt jede Menge Begriffe aus der Gegenwart in den Text und schreibt spöttisch über die verschiedenen Denkrichtungen und Ideologien. Es fallen Anachronismen wie „ Mauerspechte“ und „ blühende Landschaften“. Bei einer der Reden Josses will jemand den Satz gehört haben „ Wir schaffen das“, ein anderer „ Das Büffet ist eröffnet“. Die Aussteiger aus der Siedlung erinnern an Hippiekommunen oder an linke Gruppierungen mit ihren Grundsatzdiskussionen.
    Ruge lässt alle Gesellschaftsschichten der damaligen Zeit auftreten und alle bekommen ihr Fett ab. Der Neureiche, der sich vom freigelassenen Sklaven zum Bauunternehmer hochgearbeitet hat, der korrupte Politiker ebenso wie gierige Kapitalisten und bestechliche Priester. Kaum eine der Figuren entwickelt sich zum Sympathieträger, auch die Hauptfigur nicht. Ein Wendehals, der sich von der Macht verführen lässt, der sich vom Warner zum Demagogen entwickelt.
    Auch historisch verbürgte Figuren treten auf, so z.B. Plinius der Ältere. Ihn zeichnet Ruge als typischen Buchgelehrten, der sein immenses Wissen nicht durch Exkursionen oder eigene Forschungen gewonnen hat, sondern durch das Studium anderer Bücher. Plinius ist mittlerweile eine Karrikatur seiner selbst, fett, unbeweglich und leicht senil. Und auch er glaubt nicht an einen drohenden Vulkanausbruch. Tragisch, dass er später dabei selbst zu Tode kommt.
    Besonderes Vergnügen machte mir das Kapitel, in dem Josse Unterricht bekommt in Rhetorik. Hier lernt er alles, was eine gelungene Politikerrede ausmacht. Wie schafft man Vertrauen und welche Bedeutung haben leere Versprechen ? Wie kann man Versäumnisse als Verdienst ausgeben ? Nutze die verbindende Kraft von Feindbildern! Und manches mehr.
    Bei all dem Gegenwartsbezug merkt man dem Roman aber auch die intensive Recherchearbeit des Autors an, denn der Leser erfährt viel Wissenswertes über das Leben in jener Zeit.
    Doch mich hat beim Lesen weniger die historische Komponente interessiert, sondern seine aktuelle Fragestellung. Wie gehen Menschen mit zukünftigen Bedrohungen um? Sind sie bereit, darauf angemessen zu reagieren oder ignorieren sie die Warnzeichen oder leugnen sie gar?
    Viele Szenen weisen einen hohen Wiedererkennungseffekt auf und man fragt sich, was der Vulkanausbruch unserer Zeit ist. Für mich ist das eindeutig der Klimawandel, aber auch bei der Corona-Pandemie gab es die gleichen Verhaltensmuster.
    Auch wenn manche Rezensenten Parallelen zwischen der Hauptfigur Josse und Joschka Fischer ( ähnlicher Vorname, der Vater von beiden war Metzger) zu erkennen glauben, so hat Ruge meiner Ansicht nach keinen Schlüsselroman geschrieben. Vielmehr ging es ihm um allgemeine Tendenzen und Entwicklungen in Gesellschaft und Politik.
    Eugen Ruge, studierter Mathematiker und Erdbebenforscher, debütierte 2011 mit seiner ( eigenen) Familiengeschichte „ In Zeiten des abnehmenden Lichts“, für das er den Deutschen Buchpreis erhielt. So große Ehre wird seinem neuesten Werk nicht zuteil werden, doch ihm ist mit „ Pompeji“ ein zwar vergnüglich zu lesender, doch nachdenklich stimmender Roman gelungen.

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  1. Geschichte mal anders

    Pompeji, wer kennt nicht die historischen Fakten, die dieser antiken Stadt am Golf von Neapel inne wohnen? Erwartet habe ich um ehrlich zu sein eine faktenbasierte, recht nüchterne Erläuterung der Ereignisse von damals. Doch erhalten habe ich etwas ganz anderes, und zwar einen sehr humorvollen Exkurs in diese Zeit, der zwar die Eckdaten richtig wiedergibt, aber auch durch ein paar fiktive Ergänzungen, einen enorm spannenden Roman aus all dem zaubert. Ich habe nicht damit gerechnet mich stellenweise wirklich köstlich zu amüsieren. Obendrein wirft er die Frage auf, ob man dies alles hätte verhindern können, ob man auch damals die Vorzeichen nicht hätte richtig deuten können, und genau da setzt die Handlung ein.

    Jowna Josephus, genannt Josse, grübelt darüber nach, warum oben auf dem Berg tote Vögel gefunden werden. Es wird erzählt, es könne sich um einen Vulkan handeln, der sich bereit macht wieder zu speien. Nach und nach verbreitet sich diese These, ein Verein wird gegründet, weil Josse immer Menschen kennenlernt die ihm glauben, einige von ihnen haben wesentlich mehr Einfluss als er, der ohne Bildung erstmal lernen muss, wie man eine Rede richtig hält um die Menschen zu überzeugen.
    Eine kleine Gruppierung bildet sich heraus, die sogar abseits eine eigene Siedlung bauen möchten, etwas entfernt am Meer, raus aus der gefährlichen Zone.
    Doch natürlich gibt es auch Menschen, die von solchen Gerüchten nichts hören wollen wie Fabius Rufus. Auch seine Frau Livia, eine sehr einflussreiche und reiche Frau, die nicht in einer Geisterstadt sitzen möchte, wird auf Josse aufmerksam und beginnt ihn für ihre Zwecke einzuspannen. Doch für Josse wird dies zum Drahtseilakt, weil dies ebenso bedeutet all seine Überzeugungen über Bord werfen zu müssen. Oder etwa doch nicht?

    Der Roman zeigt anhand der Charaktere auf, wie unterschiedlich die Meinungen der Menschen zur damaligen Zeit gewesen sein dürften, was diese Bedrohung anging. Es gab sicher viele Ahnungslose, und ebensoviele wollten es einfach nicht wahrhaben, dass dann auch wieder aus den unterschiedlichsten Gründen.
    Ruge zeigt auch auf, dass die Menschen sich damals von anderen Dingen leiten ließen als wir heute, es ging da meist weniger um Fakten, eher um Deutungen die durch Tieropfer gewonnen wurden. Und auch damals war es denkbar sich von charismatischen Rednern in eine Richtung prägen zu lassen. Ein Ereignis, dass ja leider häufig vorkommt in der Geschichte………

    Mir hat die Interpretation des Ausbruchs des Vesuvs unheimlich gut gefallen. Ich werde auf jeden Fall weitere Bücher des Autors lesen!

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  1. Vulkanismus und andere Ismen

    Der wohl berühmteste Vulkanausbruch in der Antike war der Vesuv (79 n.Chr.) und hat viele Pompejianer überrascht. Noch heute sind die Abdrücke und ausgeformten Hohlräume ihrer Leichen in den ausgegrabenen Ruinen zu bestaunen. Angesichts dieses schauerlichen Denkmals fragt man sich, ob die Menschen nicht gewarnt waren und allerlei Gedankenspiele beflügeln die Vorstellung dieses Ereignisses. Eugen Ruge hat daraus seine ganz eigene Version komponiert.

    Die Zeit errechnet sich nach den verstrichenen Jahren der Gründung Roms, so schreiben wir die Jahre Achthundertund.... die Christen sind noch nur eine unbedeutende Sekte. Der auktoriale Erzähler ist Zeitgenosse und Augenzeuge der Vernichtung Pompejis und erinnert an die Geschehnisse davor, als die ersten toten Vögel am Fuße des Berges gefunden werden. In 18 Schriftrollen weiß er von allen wichtigen und emporsteigenden Persönlichkeiten der Stadt, von ihren Absichten und teils pikanten Unternehmungen zu berichten. Deshalb möchte er sein Zeugnis gut verschlossen wissen, denn "keine Katastrophe passiert zweimal auf dieselbe Art", den Toten kommt die Warnung zu spät, doch nachgeborene Generationen "mögen klüger, vernünftiger und reifer sein" und diese "Farce mit Vergnügen lesen".

    Jowna, alias Josephus, genannt Josse ist der tragische Held in dieser Geschichte. Er ist der Sohn eines pannonischen (ungarischen) Metzgers, der über Rätien (Bayern) nach Kampanien einwandert und also Ausländer in Pompeji, ein Protektorat Roms, ist. Ein Jahr bereits geht Josse zur Schule, als diese und auch ein Großteil der Infrastruktur durch ein Beben zerstört wird. Ab da lungert die Jugend des Städchens herum, die Erwachsenen murren, weil Hilfe aus Rom nicht anlaufen will und Spekulanten quetschen aus den Ruinen auch noch das letzte Bißchen Gewinn.

    Freizeit und Ventil wird im "Hühnerstall" gesucht, wo die Jugend sich versammelt, quatscht und streitet. Josse ist eher stiller Beobachter und aufsaugender Schwamm für Ideologien, Fremdwörter und Wissenschaftsvorträge. Unter anderem wollte man dem Vogelsterben auf den Grund gehen und ein geladener Experte behauptete, dass der Monte Somma, der viel größere Nachbar des Vesuvs, ein Vulkan sei, der ausbrechen werde. Fasziniert von dieser Idee, setzt Josse zu seiner ersten Rede an, die nur aus einem Satz besteht, nämlich dass man sich angesichts der Immobilität des Berges halt selbst von der Stelle bewegen müsste. Kurzum, der Vulkanverein wird gegründet und man zieht ans Fenster zum Meer (Küste), um nicht nur Korruption und Bevormundung zu entkommen, sondern auch eine eigene neue Stadt zu gründen.

    Diese Unabhängigkeit passt weder Rom, noch Pompejis Politiker und bald schon beginnt das Gezerre um die richtigen Leute. Josse gerät in die Arme einer schönen und mächtigen Frau, verrät Freunde. Geld und Macht locken, aber Josses fünfte und letzte Rede wird machtvoll und endgültig vom Vesuv selbst kommentiert.

    Ruges Roman mag aus der großen Sammlung von Büchern, Filmen und Dokumentationen zum Ausbruch des Vesuvs stammen und doch hat er hier ein Alleinstellungsmerkmal verdient, weil er aus den bekannten Ereignissen ausbricht. Sein fiktionaler Held durchlebt eine verunsicherte, unter römischer Knute unzufriedene und korrupte Gesellschaft im Schatten ihres Untergangs. Alle sind mit ihrem Aus- und Fortkommen derart beschäftigt, dass die unmittelbare Gefahr ignoriert wird. Dabei wird das Zeitgeschehen nur ein einziges Mal vorauseilend verlassen für den Bericht nach dem Ausbruch, ansonsten werden dem Wissen und den Möglichkeiten nichts Zukünftiges hinzugefügt, Pikantes allerdings auch nicht verschämt verschwiegen. Und doch wurde ich das Gefühl nicht los, dass Ruge mir etwas über meine Zeit und meine Entscheidungen erzählen will.

    Der Leser darf selbst beurteilen, ob er klüger, vernünftiger und reifer ist, um aus dieser, für uns vergnüglichen, Reise an den Schauplatz der verpatzten Entscheidungen die richtigen Schlüsse zu ziehen, denn diese bleiben für hier und heute ungesagt und sind doch mit jedem Satz latent sichtbar.

    Ruge weiß mit seinen Protagonisten umzugehen, er schont sie nicht, er stellt sie bloß, er lässt sie all das durchleben, was er anzuprangern sich zur Aufgabe gemacht hat. Dabei ist er vergnügt, augenzwinkernd und präzise, damit all seine Eindeutigkeiten ihre Zweitbedeutungen auf festen Füßen offen, verborgen zur Schau tragen können. Darin ist er ein gerngelesener, ungeschlagener Meister.

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  1. Von Wendehälsen und Scharlatanen

    Ich war ohne Einschränkungen begeistert davon, wie Eugen Ruge seine Figuren hier in den Untergang führt. Er tut es mir Humor und einem präzisen Blick auf die Verhältnisse, die herrschen, wenn Geld und Unvernunft die Welt regieren. Die Geschichte, die in Pompeji kurz vor dem legendären Ausbruch des Vesuv spielt, könnte fade sein, denn schließlich weiß der Leser der Gegenwart, dass diese Stadt zum Zeitpunkt der Erzählung bereits dem Untergang geweiht ist. Und dennoch bin ich der Story gebannt gefolgt und habe Seite um Seite verschlungen. Schließlich wird hier sehr deutlich, was menschliche Borniertheit und Gier anzurichten vermögen. Unnötig eigentlich zu betonen, dass man das Ganze auch als Menetekel für den drohenden Kollaps des Planeten insgesamt lesen kann. Wird es zu neuen Einsichten verhelfen? Herr Ruge schüttelt im Hintergrund schweigend den Kopf, schätze ich. Er hat Recht, sagt mir mein Gefühl. In allen Punkten der Anklage.

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  1. 3
    23. Mai 2023 

    Zuviel Häme

    Ruges neuer Roman verarbeitet einen bekannten Stoff. In seinem Pompeji, 17 Jahre nach dem großen Erdbeben, hält ein sizilianischer Wissenschaftler einen Vortrag, dessen Fazit lautet: Pompeji liegt auf einem Vulkan, der höchstwahrscheinlich bald ausbrechen wird.

    Anwesend bei diesem Vortrag ist der talentlose Jowna, alias Josse. Er ist nur ein Jahr lang zur Schule gegangen und hat seine Zeit seither mit „heroischem Nichtstun“ verbracht. Josse meldet sich zu Wort mit der Ansicht, dass, wenn der Berg sich nicht bewegen lässt, sich die Stadt bewegen muss - die erste der titelgebenden 5 Reden. Durch diese Äußerung erlangt Jowna unerwartete Popularität, die er zu nutzen weiß. Er setzt sich an die Spitze einer Aussteigergruppierung, die 20 Meilen entfernt an der Küste eine neue Stadt gründen will. Aber dann wird die Frau des Oberhaupts auf ihn aufmerksam – und Jownas Engagement zur Rettung der Stadt ist ihm nun eher hinderlich. Denn die schöne Livia ist Bauunternehmerin und investiert in Immobilien. Ein aufgegebenes Pompeji ist nicht in ihrem Interesse.

    Ruges Roman über die Stadt, die in Feuer und Asche unterging, ist kein historischer Roman, auch wenn viele gut recherchierte Details ein farbiges Bild der antiken Gemeinde ergeben. Pompeji ist eine Politsatire mit unübersehbaren Bezügen zur klimabedrohten Gegenwart. Alle sind da: Die Hippies, die einen Strand und Dope wollen, die Verschwörungstheoretiker, für die das Gerede über den Vulkan Fake News sind, die Prepper, die Heimatfreaks, die Neoliberalen und die Sozis, die beim Gang durch die Institutionen aufweichen.

    Ruge winkt nicht mit dem Zaunpfahl, er schwenkt gleich den ganzen Zaun. Das tut er mit viel Sprachwitz - man merkt bei der Lektüre, dass der Autor eine Menge Spaß hatte bei der Darstellung all dieser hohlen Zeitgenossen. Die einzige Aufrechte des ganzen Romans ist Josses Mutter, aber sie ist lediglich eine unwichtige Nebenfigur. Alle anderen Figuren des Romans sind so lächerlich und/oder verachtenswert in ihrer Unbelehrbarkeit und ihrem Vorrang für kurzfristige Ziele, dass man das Geschehen zwar amüsiert, aber auch distanziert verfolgt. Keine wächst einem genug ans Herz, um auf ihre Rettung zu hoffen. Stattdessen geht auf der Seite des allwissenden Erzählers jede Menge „Häme und Bösartigkeit“ auf sie nieder. Mir hat das, vor allem zum Ende hin, zunehmend Unbehagen bereitet. Soll die Leserschaft sich in diesen Idioten wiedererkennen? Das dürfte schwerlich funktionieren.

    Am Ende schafft es Josse, der Schulabbrecher, „getragen von stillem Größenwahn und einer schamlosen Bereitschaft, sich durch die Welt zu lügen“, bis an die Spitze der pompejanischen Gesellschaft. Blöd nur, dass im Moment des Triumphes seine Welt untergeht.

    Immerhin haben es offenbar 18 000 der 20 000 Bewohner Pompejis geschafft, rechtzeitig zu flüchten. So ganz verblendet können sie nicht gewesen sein. Aber das interessiert Ruge nicht; es geht ihm nicht darum, eine Geschichte zu erzählen. Die Story ist lediglich eine Folie für die Gegenwart und bleibt blutlos. (Das Feuilleton hat den Roman gar als Schlüsselroman über die Grünen erkannt.)

    Sei´s drum. „Schreiben ist und war schon immer die Rache der Machtlosen.“ Bei aller sprachlichen Brillanz und so unterhaltsam der Roman sich liest - uneingeschränkt empfehlen kann ich ihn nicht.

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  1. Eine unterhaltsame Parabel zu Verführbarkeit und Ignoranz

    Mein Hör-Eindruck:

    Eugen Ruge entführt seine Leser in das Pompeji kurz vor dem Vulkanausbruch, und dieser drohende Ausbruch ist es auch, der das Buch strukturiert und die Handlung bestimmt.

    Ein namenloser Erzähler liest Schriftrollen vor, die uns das Leben von Jowna, genannt, Josse, vorstellen: ein Junge aus einer Flüchtlingsfamilie der Unterschicht, dessen Vater sich nach seinem Bankrott zu Tode schuftet und dessen Mutter mit Korbflechten das Schulgeld für den Sohn erarbeitet. Was ihr dieser allerdings nicht dankt: er bricht die Schule ab, streunt herum und schließt sich einer Schlägerbande an – bis er eher zufällig auf den Vogelschutzverein trifft. Dieser Verein ist eine getarnte Gruppierung von aufmüpfigen Stadtbürgern unterschiedlicher Couleur; hier finden sich Epikureer, Kyniker, Platoniker, Pythagoräer und andere zusammen und debattieren die Lage.
    Und hier trifft Josse auf einen Geologen und erkennt, dass Pompeji auf einem Vulkan erbaut worden ist und dass alle Anzeichen auf einen baldigen Ausbruch hindeuten.

    Josse macht sich zum Anführer einer Aussteigergruppe, die die gefährdete Stadt verlässt und eine Neugründung am Meer beschließt, in der die Willensbildung in Form einer direkten Demokratie erfolgen soll.
    Ab hier gerät Josse ins Visier der städtischen Gesellschaft und ihrer Politik, die den aufrührerischen jungen Mann als Gefahr begreifen.

    Josse wird nun ein Wanderer zwischen zwei Welten: einmal der Aussteigerkolonie am Meer und auf der anderen Seite bekommt er Zutritt zu den Stadtpalästen der städtischen Aristokratie. Zugleich bekommt er Zugang zu den wirtschaftlichen Überlegungen dieser Aristokratie.

    Ruge zeichnet ein erschreckendes Bild dieser Demokratie: ein Netz aus korrupten und ausbeuterischen Kapitalisten, deren Gott der Gewinn ist. Sie reden zwar von Moral und den römischen Tugenden, aber verbrämen damit lediglich ihr unsoziales Verhalten und ihre kapitalistischen Interessen. Auch die Priesterschaft ist Teil dieses Netzes und lässt sich gegen Geld instrumentalisieren.

    Josse wird mit Sex und Luxusgütern in dieses Netz eingesponnen und erweist sich als korrumpierbar. Er ist ein politischer Wendehals, der der Versuchung der Macht nicht widerstehen kann und dank eines Rhetorik-Kurses seine neue Haltung demagogisch geschickt und glaubwürdig verkaufen kann.

    Dem Leser wird ziemlich schnell klar, dass Ruge keinen historischen Roman um der Historie willen schreibt. Spätestens wenn Sätze fallen wie „Ich liebe euch doch alle“ wird klar, dass Ruge hier eine Parabel erzählt über Verführbarkeit und Ignoranz im Angesicht einer Katastrophe, und es bleibt dem Leser überlassen, wie er die Parabel auflöst.

    Ruge macht durch seine Beschreibungen aus dem musealen Pompeji eine lebendige und farbige Stadt. Als Leser geht man mit seinen Figuren durch die Stadtpaläste und liegt mit ihnen zu Tisch, um Austern und Amseln zu verspeisen, man besucht das Forum und hört den Reden zu. Ebenso lebendig und detailliert zeichnet er seine Figuren, auch die Nebenfiguren, wobei einige seiner Figuren historisch bezeugt sind wie etwa Plinius der Ältere oder Julia Felix, eine Immobilien-Großbesitzerin.

    Das Hörbuch wurde eingelesen von Ulrich Noethen, der perfekt den leicht ironischen und augenzwinkernden Ton des Erzählers trifft.

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