Pirasol: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Pirasol: Roman' von Kreller, Susan
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Pirasol: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
Verlag:
EAN:9783827013415

Rezensionen zu "Pirasol: Roman"

  1. 5
    01. Mai 2020 

    Tröstliches Buch

    „Pirasol“ ist der erste für Erwachsene geschriebene Roman der Schriftstellerin Susan Kreller, die 2015 für ihr Buch „Schneeriese“ den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt.
    Zwei alte Damen leben in der Villa Pirasol. Gwendolin ist 84 Jahre alt, Witwe und Alleinerbin des Hauses, Thea ist 15 Jahre jünger und sie verfolgt ihren ganz eigenen Plan. Als es Gerüchte gibt, dass der vor Jahren verstoßene und verschollene Sohn in der Stadt wieder gesehen wurde, versucht Thea mit allen Mitteln ihre Position im Haus zu sichern und das Regiment ganz zu übernehmen.
    Für Gwendolin ist das der Anlass, sich zu erinnern. Sie blickt zurück auf eine glückliche und behütete Kindheit im Berlin der dreißiger Jahre. Die Mutter ist Klavierlehrerin, der Vater Theaterkritiker, der wegen seiner oppositioneller Gesinnung bald arbeitslos wird. Ein im Luftschutzkeller zitiertes Gedicht von Heinrich Heine bringt den Vater ins Konzentrationslager. Die Mutter bleibt nach einem Luftangriff verschollen. Zwar kehrt der Vater nach dem Krieg zurück, doch er ist ein körperlich und seelisch gebrochener Mensch. Gwendolin kümmert sich um ihn bis zu seinem Tod.
    Später heiratet sie einen wesentlich älteren, wohlhabenden Papierfabrikbesitzer, der sich aber bald als Despot erweist. Er quält und demütigt seine Frau und die verstummt zusehends an seiner Seite. Auch der Sohn leidet unter der Tyrannei seines Vaters und Gwendolin ist zu schwach, um ihn zu beschützen. Als es zum endgültigen Bruch zwischen Vater und Sohn kommt, verübt der Junge einen Brandanschlag auf die väterliche Fabrik und taucht unter.
    Susan Kreller erzählt ihre Geschichte in drei Erzählsträngen: die Kindheit Gwendolins und die Jahre nach dem Krieg, dann die Ehe mit Willem und schließlich die Gegenwart im Jahr 2014. Nun beginnt Gwendolin das Erlebte und Erinnerte zu verarbeiten und schafft es endlich, sich zur Wehr zu setzen.
    Die Autorin hat einen knappen und verdichteten Erzählstil und findet eine ganz eigene Sprache dafür: sehr poetisch und assoziativ.
    Es geht im Buch um Traumatisierungen, um Gewalt in seinen unterschiedlichen Ausprägungen, um Eltern- Kind- Beziehungen, um Selbstbestimmung und um die Heilkraft von Literatur.
    Es ist bei all den Schrecknissen, die das Leben der Protagonistin bestimmen, kein trauriger, sondern ein tröstender Roman. Er zeigt, dass sich Menschen ändern können, egal, wie alt sie sind.
    „Pirasol“ ist ein wunderbares Buch, dem ich viele Leser wünsche.

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