PeterSilie

Buchseite und Rezensionen zu 'PeterSilie' von  Antje Damm
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2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "PeterSilie"

Format:Audible Hörbuch
Seiten:0
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "PeterSilie"

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    09. Sep 2020 

    Wann ist ein Kinderbuch ein Kinderbuch?!

    Oma liegt im Krankenhaus. Nick macht sich große Sorgen und möchte sie aufheitern. Er weiß aus einer von Omas Geschichten, dass sie in ihrer Kindheit die Gänse Peter und Silie sehr gern hatte. Also geht Nick gemeinsam mit Nachbar Paul auf Gänsejagd. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht und wird schnell zu einem gefährlichen Abenteuer…

    Ganz gegen meine Gewohnheit werde ich hier mal absichtsvoll spoilern, da ich davon ausgehe, dass die benannte Zielgruppe (Kinder von 8-10 Jahren) meine Rezension sicher nicht lesen wird. Wohl aber womöglich Eltern, die sich mit dem Gedanken tragen, ihren Kindern diese Erzählung zu lesen oder zu hören zu geben. Die seien hiermit gewarnt!

    Ich finde es ehrenwert, Kinder nicht künstlich in Watte zu packen, sondern ihnen auch die ernsten Seiten des Lebens (kindgerecht!) zu vermitteln. Insofern ist es in meinen Augen nicht schlimm, wenn auch in einem Kinderbuch die Themen Alter, Demenz, Krankheit o.ä. zur Sprache kommen.

    Als Nick seine Oma nach einem Anfall (welcher Art auch immer) das erste Mal im Krankenhaus besucht, habe ich aber doch erstmals geschluckt. Denn die alte Frau liegt recht apathisch im Bett, ist kaum ansprechbar und zudem noch an den Handgelenken am Bett fixiert - damit sie sich nicht die Zugänge zum Tropf herausreißen kann. In einem kurzen Satz wird dies Nick erklärt, und das war's dann. Kinder, die sowieso schon Angst vor Ärzten, Krankenhäusern und Spritzen haben, wird diese Szene womöglich doch beunruhigen.

    Begrüßenswert finde ich immer, wenn sich Autoren etwas Besonderes einfallen lassen, eine kreative Lösung bieten. Für mein Empfinden hat Antje Damm da aber doch an der Zielgruppe vorbeigeschossen. Der Nachbar Paul (ein älterer, naturverbundener Kerl, der Nick häufig bei der Gartenarbeit helfen lässt) kommt nämlich auf eine besondere Idee, mit der die Oma wieder aufgeheitert werden soll.

    Er lädt Nick kurzerhand zu einem Kurztrip mit Zelt ein, und da die Eltern dem zustimmen - schließlich sind Ferien -, setzen sich die beiden gleich in den alten VW-Käfer und tuckern los. Obwohl Nick beinahe platzt vor Neugierde, verrät Paul ihm seine Idee erst, nachdem sie das Zelt aufgeschlagen haben - einsam am Waldesrand, nicht etwa auf einem Campingplatz.

    Nick staunt nicht schlecht: Paul erzählt ihm von einem Mastbetrieb, in dem Gänse in dunklen Hallen gehalten werden - ohne dass die Tiere in ihrem kurzen Leben jemals das Tageslicht, eine Wiese oder einen See zu Gesicht bekommen würden. Sein Plan: er will mit Nick spät in der Nacht in diesen Mastbetrieb einbrechen, zwei Gänse stehlen - Omas glücklichste Erinnerungen an ihre Kindheit drehen sich um zwei Gänse namens Peter und Silie - und sie der Oma bringen.

    Ähm. Hallo?! Paul sagt zwar, es sei okay, wenn Nick da nicht mitmachen wolle, er sei dann auch 'kein Looser', er solle entscheiden. Öhm?! Nick ist ein kleiner Junge - und er soll solch eine weitreichende Entscheidung treffen?

    Nick weiß, dass Stehlen falsch ist, denn er wurde bereits dabei erwischt, als er einem Mitschüler etwas aus der Brotdose nehmen wollte - der Junge hatte sich über Nick lustig gemacht, weil seine Familie immer nur bei Aldi einkauft, und Nick wollte einfach mal probieren, wie denn ein Feinkost-Brot so schmeckt, aber es endete mit einer Ermahnung und einem Brief an seine Eltern.

    Nick entscheidet sich dennoch, Pauls Plan zuzustimmen, doch es geht so einiges schief. Es wird aufregend bis gefährlich, und die Tricks, die Nick schließlich anwendet sowie das Vorgehen von Paul sind mehr als fragwürdig. Nick hat letztendlich kein schlechtes Gewissen wegen des Diebstahls - ja, tatsächlich kehren die beiden mit zwei zerzausten Gänsen heim -, sondern deswegen, weil sie nicht alle Gänse befreien konnten. Dafür will er künftig aber legale Wege bestreiten: Unterschriften sammeln, Mitschüler aufklären, einen Brief an Angela Merkel schreiben...

    Puh. Kinderbuch?! Kann man keine Gänse legal erwerben? Worum geht es der Autorin hier überhaupt?! Es ist gut, bereits junge Menschen zu sensibilisieren für ethisch-moralische Fragestellungen sowie für gesellschaftliche Missstände. Unbestritten. Aber so?! Ich war jedenfalls sehr erstaunt - und das nicht im positiven Sinn.

    Sollte sich dennoch jemand bemüßtigt fühlen, seinem Nachwuchs dieses (Hör-)Buch zukommen zu lassen: bitte nur in Begleitung eines Erwachsenen! Der die entsprechenden Stellen dann erläutern und relativieren kann.

    Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die vollständige Hörbuchfassung (1 Stunden und 53 Minuten) von Max Felder gelesen wird - eine ansprechende Lesung ohne große Höhen und Tiefen.

    Für mich kein angemessenes Kinderbuch, sorry. Wichtige Themen recht gedankenlos umgesetzt - von mir gibt es hier keine Empfehlung...

    © Parden

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