Paulus in Ephesus

Buchseite und Rezensionen zu 'Paulus in Ephesus' von Carsten Jochum-Bortfeld
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Paulus in Ephesus"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:273
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Paulus in Ephesus"

  1. Die Paulus-Briefe im historischen Kontext interpretiert

    Cover:
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    Das Titelbild zeigt die Ruinen des alten Ephesus, in dem Paulus einst für eine bestimmte Zeit lebte und wirkte und stimmt damit optimal auf den Inhalt ein. Es wirkt wie der Eingang in die alte Welt und sehr ansprechend.

    Inhalt:
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    Es gibt viele religiöse Untersuchungen, wie man die Texte der Paulus-Briefe im Neuen Testament deuten und einordnen kann. Der Autor dieses Buches wählt einen anderen Ansatz. Er versucht aus der Geschichte und damaligen Kultur heraus Paulus' Motivation und die seiner Anhänger, der ersten Messiasleute, zu interpretieren. Dabei bedient er sich einer Entdeckungstour durch die antike Stadt Ephesus.

    Mein Eindruck:
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    In der Einleitung steht: "Lange Zeit konzentrierte sich die Auslegung der Paulusbriefe auf die zentralen Glaubensaussagen in den Texten. Sie wurden isoliert für sich betrachtet. Die konkreten Lebensbedingungen der Menschen in den antiken Städten, die diese Briefe geschrieben und gelesen haben, waren nicht im Fokus der Auslegung. Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen des römischen Reichs sah man für die Interpretation der Bibeltexte als völlige Nebensächlichkeit an."

    Im Kern steht dabei die Frage: "Wie lassen sich diese Texte lesen und verstehen, wenn man sie in eine antike Großstadt wie Ephesus hineinstellt?"

    Dies ist m. E. dem Autor hier sehr gut gelungen. Er untersucht hierbei verschiedene Bereiche des kulturellen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Lebens. Obwohl ich mich mit der Antike bereits befasst habe, habe ich in diesem Buch auch viele neue Aspekte erfahren und bekam neue Erkenntnisse über das Leben in dieser Zeit. Noch wichtiger aber waren mir hier die Rückschlüsse, die man im Bezug auf den christlichen Glauben und das Ausleben des Glaubens hieraus ziehen konnte. Schon in der Vergangenheit hatte ich mich öfter gefragt, wie bestimmte Glaubens-Aspekte mit der damaligen Kultur in Einklang zu bringen sind, wie sich "die ersten Christen" gefühlt haben mögen und welchen Gefahren sie dabei möglicherweise ausgesetzt waren.

    Zur Einstimmung dienen zwei Karten auf den ersten Seiten, die Ephesus' Ruinen als Lageplan und eine Karte des heutigen Ephesus zeigen. Der Autor begleitet dann Paulus und seine Anhänger in Gedanken beim Verweilen bestimmter Orte innerhalb der Stadt und verknüpft dabei in jedem Kapitel einen bestimmten Aspekt des antiken Lebens mit bestimmten Botschaften aus den Paulus-Briefen. So erfährt der Leser unter anderem, wie schwer es war, neben dem gesellschaftlich fast schon überlebensnotwendigen Kult um die Göttin Artemis, den Glauben und die Anbetung eines Gottes auszuleben. Oder warum die christlich angestrebte Geschwisterliebe im Kontrast zum griechischen und römischen Hierarchiedenken stand. Diese Aspekte fand ich sehr spannend, denn sie verdeutlichen, wie revolutionär und schwierig es damals für Paulus und die Messiasleute war. Und dennoch konnte sich diese Bewegung bis in die heutige Zeit durchsetzen und etablieren. Herr Jochum-Bortfeld versteht es, Geschichte lebendig werden zu lassen und einzelne Aspekte des christlichen Glaubens von einer anderen Seite zu beleuchten und mit entsprechenden Quellen zu untermauern. Durch einige Bilder der Ruinen in jedem Kapitel wird das Geschilderte für dem Leser noch anschaulicher. Abgesehen von einigen Wiederholungen sowie Ausschweifungen, bei denen ich zwischenzeitlich den roten Faden verlor, ist das Buch sehr gut verständlich und eindrucksvoll geschrieben. Auch für nicht religiöse Menschen zu empfehlen, die mehr über den Alltag in der Antike erfahren möchten.

    Fazit:
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    Eine interessante Reise durch das antike Alltagsleben und seine Auswirkung auf Paulus' Botschaft und das Leben der ersten Messiasleute

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