Ostseeglut: Küsten Krimi

Wie schon der erste Rügen-Krimi Julia Bruns' spielt auch die Handlung von "Ostseeglut" in der Welt des Gastgewerbes in Sellin. Beim Brand eines zum Verkauf stehenden Kurhotels wird die Leiche des seit zwei Wochen vermissten Besitzers gefunden. Er starb auf schreckliche Weise eingesperrt in einem Schrank, der sich von innen nicht öffnen ließ. Die Hauptkommissarin Anne Berber verdächtigt zunächst die Mitglieder einer Zigarrenrunde, mit denen sich das Opfer regelmäßig donnerstags traf, vermutlich auch in der Tatnacht. Doch warum sollte einer seiner Freunde den allseits beliebten Hotelier umgebracht haben. Ein aus dem Ruder gelaufener Scherz, wie eine der Freunde befürchtet? Neid und Missgunst im Gaststättengewerbe? Eine verweigerte finanzielle Unterstützung für einen der Freunde? Reicht etwas dafür aus, so eine Tat zu begehen? Die Kommissarin tritt zunächst auf der Stelle und muss sich zudem mit den Machenschaften ihres Noch-Ehemannes herumschlagen, was die Konzentration auf die Arbeit nicht gerade fördert. Gut, dass sie mit ihrem Gastgeber Sören Hilgert, von dessen Vorgeschichte als Kommissar in Berlin außer ihr nur wenige in Sellin wissen, einen Partner in Crime hat, mit dem sic sich die Bälle zuspielen kann. Gemeinsam gelingt es den beiden, das Verbrechen, dessen Hintergründe weit in die deutsche Geschichte zurückreichen, zu klären, wobei sich eine gewisse Tragik offenbart.

Auch der zweite Roman der Autorin bietet solide Krimiunterhaltung, wenngleich ich mich anfangs etwas schwer mit der Lektüre getan habe. Sie fängt recht behäbig an und es dauert, bis der Roman an Fahrt aufnimmt, das dann aber deutlich. Man kann den Roman sicher ohne Kenntnis des Vorgängers lesen, aber wer die Möglichkeit hat, sollte aufgrund der privaten Handlungsstränge bezüglich der Protagonisten doch auf den ersten zurückgreifen. Und wer Rügen, insbesondere Sellin, mag, kommt sowieso nicht an diesem Roman vorbei.