Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt

Buchseite und Rezensionen zu 'Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt' von Rebecca Hardiman
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Inhaltsangabe zu "Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt"

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Format:Taschenbuch
Seiten:499
EAN:9783458681533

Rezensionen zu "Oma lässt grüßen, sie hat deine nervige Tochter entführt"

  1. 3
    17. Jul 2021 

    Midlife-Crisis, Pubertät und Altersstarrsinn...

    Kevin Gogarty hat es zurzeit wirklich nicht leicht: Er ist arbeitslos, Hausmann, kümmert sich um die vier Kinder. Für die pubertierende Tochter Aideen fällt ihm nur noch ein Mittel ein, um den Familienfrieden zu retten: Ab ins Internat mit ihr. Und als seine Mutter, Oma Millie, wiederholt beim Ladendiebstahl erwischt wird, heuert er für die renitente alte Dame eine Aufpasserin an – Probleme gelöst! Tatsächlich? Als Millie merkt, dass ihre Aufpasserin noch geschickter klaut als sie selbst, schnappt sie sich kurzerhand Aideen aus dem Internat – und eine wilde Jagd auf Omas Erspartes beginnt.

    Erster Satz: „Zwei Drittel des Weges zum Büdchen hat Millie Gogarty schon zurückgelegt – eine Fahrt, die sie noch zutiefst bereuen wird, als sie feststellt, dass sie mit Vollgas im zweiten Gang dahinprescht, ohne das gutturale Knirschen aus dem Bug ihres Renaults wahrgenommen zu haben.“ (S. 7)

    Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen humorvollen, locker-leichten Roman, der sich mühelos herunter lesen lässt und vielleicht sogar ein paar Wohlfühlmomente bereithält. Der Titel dieses Buches (durchgeknallt), das Cover (lebendig und abenteuerlustig) sowie der Klappentext (frech und draufgängerisch) ließen mich hoffen, hier genau solch einen Roman lesen zu können – doch leider…

    Nicht falsch verstehen: es ist kein schlechter Roman. Doch er entpuppte sich zu meinem Bedauern eher als eine stellenweise durchaus auch nachdenkliche und bedrückende Familiengeschichte denn als abenteuerlustiges und humorvolles Roadmovie.

    Erzählt wird hier abwechselnd aus der Perspektive der pubertierenden Tochter Aideen, dem Midlife-Crisis-gebeutelten Vater Kevin und der freiheitsliebenden, zunehmend altersstarrsinnigen Oma Millie, die trotz ihrer 83 Jahre darauf besteht, sehr gut alleine klar zu kommen. Die fortlaufend wechselnden Perspektiven sorgen im Verlauf einerseits dafür, dass man vor allem diese drei Familienmitglieder zunehmend besser kennenlernt, zum anderen zerfasert die Erzählung in meinen Augen dadurch aber zu sehr.

    Für den Versuch, dem Leser / der Leserin die drei Hauptcharaktere in ihrer jeweiligen gegenwärtigen wie vergangenen Lebenssituation, mit ihren Gedanken, Beweggründen und Gefühlen bildhaft vorzustellen, verliert Rebecca Hardiman m.E. zu viel Zeit. Dadurch entstehen vor allem in den ersten zwei Dritteln des Romans durchaus auch langatmige Passagen, die den Wunsch aufs Weiterlesen zumindest bei mir zwischenzeitlich arg dämpften - zumal die Charaktere teilweise doch recht klischeehaft gerieten.

    Es hat fast 300 Seiten gedauert, bis ich das erste Mal schmunzeln konnte – so viel zu meinen Erwartungen. Und erst das letzte Drittel greift im Grunde die im Klappentext angekündigte Handlung auf, die dann allerdings auch noch deutlich weniger dynamisch verlief als ich es mir erhofft hatte. Für mich war das eine oftmals zu zerfaserte Familiengeschichte, bei der das Aufeinandertreffen von Midlifecrisis, Pubertät und Altersstarrsinn zu einer Herausforderung für alle Familienmitglieder wurde, jedes davon mit einem eigenen kleinen Päckchen beladen. Es gab durchaus ein paar amüsante Stellen, doch die Betrachtung von gleich drei Hauptcharakteren sorgte insgesamt meiner Meinung nach dafür, dass die Erzählung vor sich hin mäanderte und mich letztlich am Ende mit einem achselzuckenden „tja“ zurückließ.

    Für einen humorvollen Roman gab es für mich hier zu viele ernsthafte und nachdenkliche Untertöne (Arbeitslosigkeit, beginnende Demenz, Altersheim, Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kindern u.a.m.), für einen ernsthaften Roman zu wenig Tiefgründigkeit. Und die Botschaft: „...dass es nie zu spät ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen“, wie sie der Klappentext verspricht, kommt für mich irgendwie auch nicht richtig zum Tragen, auch wenn das versöhnliche Ende dies andeutet.

    Insgesamt habe ich den Roman nicht ungern gelesen, aber er konnte einfach nicht halten, was ich mir aufgrund von Titel, Cover und Klappentext erhofft hatte – die Erzählung war viel weniger humorvoll und dynamisch als erwartet. Schade, ich wäre gern begeisterter gewesen...

    © Parden

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