O du fröhliche, o du grausige: Weihnachtskrimi

Buchseite und Rezensionen zu 'O du fröhliche, o du grausige: Weihnachtskrimi' von Friederike Schmöe
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Inhaltsangabe zu "O du fröhliche, o du grausige: Weihnachtskrimi"

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Format:Taschenbuch
Seiten:250
EAN:9783839227442

Rezensionen zu "O du fröhliche, o du grausige: Weihnachtskrimi"

  1. Unweihnachtlicher Krimi

    Auf der „Narbe“, einer Zubringerstraße zwischen dem alten Silldorf und der neuen Siedlung, wurde eine junge Frau überfahren. Die Reporterin Bella Graukorn findet das Opfer kurz vor seinem Tod. Der Fahrer hat Fahrerflucht begangen. Es ist Bella ein persönliches Anliegen über den Todesfall zu berichten und zu ermittelt. Wie es sich herausstellt stammte das Opfer aus Italien. Mariella war als Au-pair bei einer Familie im Dorf angestellt. Doch will niemand will etwas gesehen haben. Erst Mariellas Bruder, der aus Italien angereist kommt, kann Bella einen entscheidenden Hinweis geben.

    „O du fröhliche, o du grausige“ von Friederike Schmöe wird vom Verlag als „Weihnachtskrimi“ deklariert. Mit Weihnachten hat dieser Kriminalroman nur sehr wenig zu tun, außer dass er im verschneiten Dezember spielt und ein Weihnachtsmarkt zur Eskalation in dem Dorfgefüge von Silldorf führt.

    „Wer ist sie? Warum war sie nachts auf der »Narbe«?“

    Bella Graukorn ist eine alternde Carla Columna, der Vergleich liegt auf der Hand, da ihr Mädchenname wohl Bella Blum war. Bella ist eigentlich ein Hans Dampf in allen Gassen. Nur dass sie neben ihrem Job als Reporterin sich auch noch um ihre turbulente Familie kümmern muss, und dass ihr dabei ganz schön ins Schnaufen kommt.

    „Bella neigte zu Scharfzüngigkeit, wenn sie Situationen analysierte, kriegte es aber nicht hin, gegenüber anderen für sich selbst mit der gleichen Radikalität einzutreten.“

    Da ist nicht nur der bemühte, aber umständliche Ehemann Diethard, sondern auch Josef Blum, Bellas Vater, der sich nach einer Operation bei ihr zu Hause erholen soll und der die ersten Anzeichen einer Demenz zeigt. Dazu kommt Bellas Bruder Rolf, der seine Leben nicht auf die Reihe bekommt und nach dem Scheitern seiner Ehe aus Leipzig anreist, um bei Bella unterzukommen. Zu guter Letzt erschient noch die erwachsene Tochter Melanie mit Liebeskummer im mütterlichen Hafen.
    Als wäre das noch nicht genug hat sich im Dorf eine Bürgergemeinschaft gebildet zum Schutz gegen Einbrecher und sonstige finstere Gestalten, die das fränkische Silldorf unsicher machen könnten Die übergriffige Helga ist die Anführerin dieser Clique und unpraktischerweise Bellas direkte Nachbarin.

    So hat Bella keinen Tag Ruhe und flieht nahezu in die Arbeit. Die Berichterstattung zu dem Tod und der Fahrerflucht bedeutet ihr sehr viel, ist diese auch Teil der Bewältigung des Schreckens, den sie hatte, als sie die sterbende Frau auf der Landstraße gefunden hat. Natürlich entwickelt Bella auch einen gewissen beruflichen Ehrgeiz.

    „Ich will drüber schreiben, weil ich eine Chance suche, endlich wieder als feste Mitarbeiterin zu einer Redaktion zu gehören. Als eine mit richtigen Storys. Mit einem richtigen Gehalt. Mit Urlaub und Weihnachtsgeld.“

    Doch im Dorf stößt Bella auf großen Widerstand. In der Gemeinde Silldorf stehen sich zwei Parteien nicht besonders wohlgesonnen gegenüber: die Bewohner des „alten“ Dorfs und die Neuankömmlinge in der Siedlung. Dass der Güterweg, der die Ortsteile verbindet, „Narbe“ heißt, ist gut zu verstehen. Doch was die junge Frau dort spät abends, mit einigen Medikamenten intus, zu suchen hatte, stellt Bella vor einige Rätsel. Auch wenn in dieser Dorf“gemeinschaft“ jeder glaubt, alles über seine Nachbarn zu wissen, erscheinen manche Bewohner in neuem Licht.

    Die Gruppendynamik in ländlichen Gemeinden hat es in sich und die Autorin versteht auch diese Querelen und ungeahnten Entdeckungen gut zu beschreiben. Bella Graukorn hat mit ihrer robusten Art und ihrer spitzen Zunge meine Sympathie. Die Krimihandlung selbst ist eher mau, der Täter am Schluss sprichwörtlich weit hergeholt.

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