Nur hier sind wir einzigartig

Buchseite und Rezensionen zu 'Nur hier sind wir einzigartig' von  Christine Avel
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Nur hier sind wir einzigartig"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
Verlag:
EAN:9783866486485

Rezensionen zu "Nur hier sind wir einzigartig"

  1. Sommermärchen und Erwachsenwerden

    Es wirkt fast unglaubwürdig, wird aber doch sehr authentisch erzählt. Eine griechische Insel ist für ein paar Familien das alljährlich wiederkehrende Urlaubsdomizil. Die Unterkünfte sind einfach, denn die Eltern arbeiten als Archäologen und führen Ausgrabungen durch. Die Kinder rund um Niso, Zac und Evi sind sich meistens selbst überlassen. Sie stromern über die Ausgrabungsstätte, erkunden benachbarte Dörfer, machen weitere Bekanntschaften mit Einheimischen oder gehen im Meer schwimmen. Sie erleben starke Kameradschaft und im Laufe der Jahre auch Eifersucht und erste Lieben. „Unser Leben beginnt und endet hier. Hier verbringen wir zwei oder drei Monate im Jahr; das restliche Jahr existiert kaum.“ (S. 7) Entsprechend wird auch nur von diesen Sommern in ruhigem Erzählfluss berichtet.

    Es geht natürlich um die verschiedenen Erlebnisse der Gruppe, um Mutproben, Beobachtungen, Streitereien und Konflikte. Die Erwachsenen spielen kaum eine Rolle. Sie lassen den Nachwuchs völlig frei gewähren. Dadurch erscheint der kleine Roman fast schwerelos, fast wie nicht von dieser Welt. Für die Kinder ist diese Insel das Paradies, heimische Probleme oder Schulsorgen finden keine Erwähnung. Die Eltern scheinen sich im Grunde ähnlich zu fühlen, denn mit der Zeit wird deutlich, dass die zeitaufwändigen Ausgrabungen wenig effektiv sind und mehr der Passion und dem Zeitvertreib dienen. Zu dieser von Alltagsgeschäften losgelösten Atmosphäre passt der poetisch-warme Ton der Autorin. Obwohl kein wirklicher Spannungsbogen existiert, liest man doch gerne weiter. Die Sommer sind immer andere, die Erlebnisse ähneln sich. Das ändert sich erst mit Eintritt der Pubertät. Dann treten neue Gefühle auf den Plan, die ehemalige Leichtigkeit ist dahin…
    Der Roman fasziniert durch seine Sprache, durch die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, durch die sanfte Melancholie, die die Erzählerin begleitet. Ein Buch für den Sommer und für alle Freunde ruhiger, leichter und doch tiefgängiger Geschichten vom Erwachsenwerden. Die Übersetzung aus dem Französischen von Christine Amman verlangt größten Respekt.

    Lesenswert!

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  1. Unbeschwerte Kindheitssommer

    „Die Welt ist hier und nur hier, bebt lebendig und warm unter unseren Händen, unseren Füßen. Wir werden sie niemals verlassen.“ (Zitat Pos. 23)

    Inhalt
    Neun Monate des Jahres sind sie Denis, seine Schwester Isabelle und Giacomo und leben in Belgien und Italien, doch in den drei Sommermonaten werden sie zu Niso, Evi und Zac. Jedes Jahr treffen sie einander mit anderen Kindern auf einer griechischen Insel. Auch Stella und Mikalis aus dem nahegelegenen Dorf gehören dazu. Während die Eltern als Archäologen auf dem Ausgrabungsgelände arbeiten und forschen, sind es für die Kinder Sommer in völliger Freiheit in der Natur, sonnige Tage am Meer, Entdeckungen und Abenteuer. Nie, denken sie, würde sich an ihrer Zusammengehörigkeit etwas ändern. Doch aus Kindern werden Jugendliche und Erwachsene. Was bleibt, sind Erinnerungen.

    Thema und Genre
    In diesem Roman geht es um unbeschwerte Ferientage am Rande einer Ausgrabungsstelle auf einer griechischen Insel. Es ist eine Coming-of-Age Geschichte, welche die unbeschwerten Feriensommer der Kinder und Jugendlichen mit ihren Zukunftsträumen der Realität des nunmehrigen Erwachsenenlebens gegenüberstellt.

    Charaktere
    Besonders für Niso, Evi und Zac fühlen sich diese Sommer wie ein völlig anderes Leben an, wie das einzig richtige Leben, die Monate dazwischen mit Schule und Alltag sind in dem Augenblick vergessen, in dem sie auf der Insel ankommen. Auch die Eltern sind ungezwungener, obwohl der Ehrgeiz ihre Arbeit als Archäologen antreibt und die Suche nach dem besonderen Fundstück.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte beginnt in der frühen Kindheit der Hauptfiguren. Erzählt werden die Ereignisse, die täglichen Erlebnisse und Entdeckungen in Form von Erinnerungen. Es sind eher Einzelepisoden, nicht immer chronologisch, aber zu jeweils einem besonderen Ereignis oder Tagesablauf, unterbrochen durch Schilderungen des aktuellen Lebens, denn aus den damaligen Kindern sind längst Erwachsene geworden. Die Ich-Erzählerstimme berichtet gleichzeitig von sich als dritter Person, im Laufe der Handlung ergeben sich Hinweise, wer die täglichen Erlebnisse damals aufgeschrieben hat. Auch wenn immer nur von einer griechischen Insel die Rede ist, ist auf Grund des Namens des nahegelegenen Dorfes und der Beschreibung der Form der Insel rasch klar, dass es sich um Kreta handelt. Was auch auf Grund der Ausgrabungen stimmig ist. Die Sprache ist poetisch und fängt den Zauber sonniger Kindheitstage am Meer ein, die Geschichte selbst verliert durch die Art des Erzählens von aneinandergereihten Episoden etwas von ihrer fließenden Leichtigkeit.

    Fazit
    Eine Geschichte über glückliche, völlig unbeschwerte Kindheitstage auf einer griechischen Insel, nachdenkliche Erinnerungen an Freundschaft, Sommer und Meer.

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