Nikotin

Buchseite und Rezensionen zu 'Nikotin' von Nell Zink
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Nikotin"

Nell Zink, listige Humoristin und Autorin des fulminanten, von der Kritik gefeierten Debüts «Der Mauerläufer», nimmt in ihrem neuen Roman das gespaltene Amerika aufs Korn. Penny Baker, soeben mit dem College fertig, jetzt arbeitslos und zudem durch den kürzlichen Tod ihres Vaters neben der Spur, beschließt, erst mal dessen verfallendes Elternhaus in Jersey City zu renovieren, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Doch Überraschung: Sie findet es besetzt von ein paar netten, noch rauchenden Anarchisten, die ihrer WG den Namen "Nicotine" verpasst haben. Erster Eindruck: "Als hätte man ungefragt einen Haufen Bettwanzen, die immerhin den Abwasch machen." Mit der Zeit jedoch geben ihr die Bewohner und andere Hausbesetzer aus der Nachbarschaft einen Sinn für Zugehörigkeit und Gemeinschaft, den Penny dringend braucht, und bald zieht sie nebenan ein und engagiert sich in den politischen Kämpfen der Besetzer. Nur hat der Rest der Familie andere Pläne: Ihre Mutter und ihr spießiger Halbbruder, dem sie noch nie ganz grün war, würden die jungen Chaoten am liebsten von der Polizei räumen lassen. Doch Penny nimmt den Kampf für sie auf – vor allem für Rob, den aus Überzeugung asexuell lebenden Mann, in den sie sich verliebt hat. Dies ist ein Roman über den Kampf zwischen Habenichtsen und Immer-mehr-Wollern, zwischen Idealismus und Pragmatismus – ein Buch über Amerika heute, das kaum witziger, böser, klüger sein könnte.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:400
EAN:9783499290817

Rezensionen zu "Nikotin"

  1. 3
    25. Dez 2018 

    Haus von Rauch

    Etwas seltsam sind die Verhältnisse in der Familie Baker. Doch Auskunft darüber geben kann der alte Norman Baker am Ende seines Lebens nicht mehr. Seine 23jährige Tochter Penny, die nach der Ausbildung noch keine Arbeitsstelle hat, pflegt ihn an seinem Sterbebett. Der Tot des alten Mannes hat allerdings zur Folge, dass Penny ihr Apartment verliert, das ihr Vater gemietet hatte. Nun ist sie nicht nur arbeitslos und auch obdachlos. Eher durch Zufall erfährt sie, dass sich das Elternhaus von Norman Baker noch im Besitz der Familie befindet. Dieses ist jedoch von einer Kommune besetzt und heißt jetzt Nikotin.

    Ein uriges Haus, das von den Besetzern einigermaßen instand gesetzt wurde. Durch diese Instandbesetzung und die Benennung des Mottos (Schutz der letzten noch verbliebenen Raucher), haben die Besetzer ein Aufenthaltsrecht erlangt. Eigentlich soll Penny im Auftrag der Familie für die Räumung des Hauses sorgen. Sie ist aber von der Idee und einem der Bewohner so begeistert, dass sie lieber in der Kommune mitmischen möchte. Im Haus Nikotin ist im Moment kein Zimmer frei, doch es gibt Auswahl genug an Kommunen in der Umgebung. Ihrer Familie wird Penny schon eine Geschichte auftischen, weshalb es mit der Räumung nicht vorangeht.

    Mit Penny, deren Mutter aus den Slums von Cartagena stammt, und Rob, der sich als asexuell bezeichnet, hat die Autorin ein interessantes Paar geschaffen. Ein Paar allerdings, dem man sich nicht so leicht nahe fühlt. Vielleicht ist die Fülle dieses Romans zu groß. Liebesgeschichte, Familiengeschichte, Gesellschaftssatire. Pennys familiären Verhältnisse sind doch sehr eigenartig. Und um die Belange, die sich auf die Hausbesetzerszene, den Schamanismus und Normans Lebensgeschichte beziehen, sind möglicherweise für die Leser nicht so gut nachvollziehbar, die sich mit den Verhältnissen in Amerika nicht so gut auskennen. Der Roman ist damit zwar etwas schwergängig, aber durchaus humorvoll, bissig und ironisch.

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