The Nickel Boys

Buchseite und Rezensionen zu 'The Nickel Boys' von Colson Whitehead
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "The Nickel Boys"

Format:Taschenbuch
Seiten:224
Verlag: Fleet
EAN:9780708899434

Rezensionen zu "The Nickel Boys"

  1. 4
    01. Jan 2020 

    Ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit...

    Florida, Anfang der sechziger Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein neuer Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.

    Im Nachwort verrät Colson Whitehead, dass es die Nickel Academy zwar nicht gegeben hat, dass es aber vergleichbare Anstalten gab wie beispielsweise die 'Dozier School for Boys '. Whitehead hat hierzu intensiv recherchiert und die schockierenden Ergebnisse in diesem Roman verarbeitet.

    Erzählt wird überwiegend aus Sicht des jungen Elwood, der von seiner Großmutter zu Redlichkeit und harter Arbeit erzogen wurde. Täglich mit den Auswirkungen des Rassismus kontfrontiert, findet Elwood großen Trost in den Worten von Martin Luther King Jr., die er sich Dank einer Schallplatte immer wieder anhören kann. Ein intelligenter Junge ist dieser Elwood, erhält letztlich sogar einen Platz am College.

    Als er auf dem Weg dorthin jedoch per Anhalter fährt und das Auto von der Polizei gestoppt wird, stellt sich heraus, dass der Wagen gestohlen wurde. Und Elwood als Schwarzer wird gleich ohne jede Gerichtsverhandlung in die Besserungsanstalt verbracht, denn den Polizisten ist klar: 'den klaut nur ein Nigger'.

    Colson Whitehead erzählt in ruhigem, gemessenem Ton von den Geschehnissen in der Nickel Academy, die der Öffentlichkeit die schöne Fassade der wohlanständigen Schule präsentiert, die den Insassen aber ein Leben des Grauens bietet, v.a. wenn die Hautfarbe eine dunkle ist. Diskriminierung, Ausbeutung, Missbrauch, Misshandlung und Folter bis hin zum Tod, geheime Grabstellen - nichts scheint hier undenkbar.

    Elwood glaubt zunächst, dass er sich nur an alle Regeln und Vorgaben halten muss, um unbeschadet aus der Nickel Academy herauszukommen - wenn er erst von den 'Würmern' zum 'Ass' aufgestiegen wäre, hätte er es geschafft. Und da Elwood immer schon ehrgeizig war, nimmt er sich vor, diesen Aufstieg besonders schnell zu schaffen. Außerdem zahlt seine Großmutter einem Anwalt eine Menge Geld, um Elwood rechtlich abgesichert aus der Anstalt holen zu können. Was soll also geschehen?

    Elwood lernt auf die harte Tour, was alles geschehen kann, und dass dies oft mehr mit Willkür denn mit einem Gerechtigkeitsempfinden zu tun hat. Martin Luther Kings Worte arbeiten in ihm weiter, und so kann er einfach nicht alle Missstände einfach so hinnehmen. Doch was soll er tun, um sein Leben nicht zu gefährden? Schließlich scheint er einen Weg gefunden zu haben. Doch wohin wird er ihn führen?

    Colson Whitehead verzichtet auf die dramatische Ausgestaltung des Geschehens, teilweise plätschert die Handlung sogar recht unaufgeregt vor sich hin. Doch im Nacken lauert immer die Möglichkeit von Gewalt und Willkür, und taucht sie plötzlich vor einem auf, nimmt es einem trotz des oftmals nur angedeuteten Geschehens fast den Atem. Das Kopfkino sorgt für grauenvolle Bilder, verstärkt noch durch die nahezu greifbare Aussichtslosigkeit. Aushalten und Überleben kann nur die Devise sein - und das muss auch der Hörer erst einmal ertragen.

    Ein wichtiger Roman zum Thema Rassismus, der bis heute in den USA vorhanden ist - wenn auch oftmals in subtilerer Ausprägung. Ein Buch, das wachrüttelt...

    © Parden

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