New Wave: Ein Kompendium 1999 - 2006

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Inhaltsangabe zu "New Wave: Ein Kompendium 1999 - 2006"

„Bienen auf dem Kuchen”, so das „Fragment einer Erzählung“, sorgen während einer Autofahrt entlang den steilen Schluchten auf dem Dach der Welt für Unruhe im Wageninnern. Dann wieder blitzt der allseits berüchtigte Bonvivant auf, der mitten im innerasiatischen Hochland ein „Le Cafe Chinois“ entdeckt, und eine “Grande Lowfat Triple Latte” sämtliche Unbill vergessen lässt. Einige Kapitel zuvor, im „Tagebuch der Entsagungen“, schufen Heilfasten plus Einlauf in der Überlinger Buchinger-Klinik, einer „Welt ganzheitlichen Wohlbefindens“ (Eigenwerbung), schlackenreinste innere Klarheit. Große Sprünge, große Sprüche, kluge Gedanken, abseitige Welterklärungstheorien. Und immer -- großer Stil. Christian Kracht meldet sich wortreich und schwergewichtig zurück!

Kein Zweifel, der Mann, der einst mit Faserland das Koordinatensystem der Popliteratur überhaupt erst definierte, hat mit den von Uslars und Lottmanns dieser Welt nicht das Geringste mehr gemein. Christian Kracht ist im besten, wenn oft auch nicht immer verständlichsten Sinne, abgehoben. Nichts ist ihm auf seinen weltumspannenden Meditationsfeldern abseitig und esoterisch genug, um nicht miskroskopisch genau betrachtet zu werden. Ob der eingesargte Reaktor von Tschernobyl, die Suche nach dem sagenhaften mongolischen Nationalgericht Boodhkh, einem mit dem Schneidbrenner gegarten Murmeltier, der Mythenforscher Kracht empfängt seine Schwingungen inzwischen aus anderen Galaxien.

Merkwürdigkeiten und Kuriosa allerorten. Seinen „Weg zur Absorptionskältemaschine“ fand -- so die Einsicht des Autors -- der ungarische Physiker Leó Szilárd erst nach eingehendem Studium seines Flatulenzverhaltens in der Badewanne. Ob Kracht selbst das Pulver der Kava-Wurzel, das bei Südseeinsulanern Angst- und Spannungszustände mildern, Euphorie und Gesprächigkeit fördern soll, genossen hat, liegt im Dunkeln. Seine Spurensuche nach der Mythengestalt des John Frum auf den Neuen Hebriden nährt allerdings diesen Verdacht. Literarische Gemmen, schwindelerregende E-Mail-Korrespondenz und buchstäblich absurdes Theater lösen einander ab. Das den rätselhaften Titel „Hubbard“ tragende Theaterstück um zwei arme Teufel, die als Maler zu Geld kommen wollen, könnte gut und gerne von Botho Strauß plus Beckett nach ausgiebigem Kavawurzelgenuss stammen. Christian Kracht gibt Rätsel auf -- aber schöne! --Ravi Unger

Format:Taschenbuch
Seiten:304
EAN:9783423137751