Nennen wir sie Eugenie

Rezensionen zu "Nennen wir sie Eugenie"

  1. Ein Plädoyer für mehr Toleranz und Menschlichkeit

    Einen Mann zu heiraten, den ich nicht liebe und den ich außerdem nur kurz am Familien-Kaffeetisch erlebt habe, nur weil die Familie es fordert, da alle außer mir davon profitieren würden, ist jenseits all meiner Vorstellungskraft! Schon gar nicht, wenn ich in Liebe mit einem anderen Menschen verbunden bin.

    In ‚Nennen wir sie Eugenie‘ ist ‚dieser andere Mensch‘ Seraba, eine Frau, und so eine lesbische Verbindung ist im Senegal verboten, wird sogar mit Gefängnis bestraft. Eugenie, unserer Protagonistin, bleibt somit nur die Flucht und in Deutschland die Beantragung des Asyls.

    Das ist aber nicht so einfach, denn deutsche Gerichte hatten (zu dieser Zeit noch) die Überzeugung, dass homosexuelle Beziehungen in Ländern, in denen derartige Beziehungen verboten sind, ja sogar mit Gefängnisstrafen bzw. mit Steinigen bestraft werden: 'Die Leute könnten ja insgeheim ihre Beziehungen leben, man würde es ihnen ja nicht von der Stirn ablesen können, dass sie lesbisch oder schwul waren. Blieben sie diskret und im Verborgenen, dann drohte ihnen keine Gefahr.'

    Meine Meinung dazu: Ja, am Anfang mag so eine heimliche Liebe vielleicht noch ihren Reiz haben (ist ja bei Affären auch so), aber irgendwann will man doch, dass sie in der Öffentlichkeit gelebt werden können. Auch mit Stolz: schaut her, das ist mein Partner / meine Partnerin!

    Sehr gut fand ich auch die informativen Seiten mit den Regeln und der Handhabung des Asyls. So erfährt der Leser, wie es nach der Ankunft in Deutschland weitergeht, was z.B. ‚Residenzpflicht‘ bedeutet und wie das Asylverfahren abläuft. Auch von anderen Mitbewohnern in der Sammelunterkunft und ihren Schicksalen lesen wir.

    Nachdem die Problematik anhand der Protagonistin Eugenie sichtbar gemacht wird, fühlte und fieberte ich mit der jungen Frau und ihr Schicksal berührte mich sehr stark. Ich empfehle dieses Buch wärmstens und drücke es allen Lesenden ans Herz, die über ihren Tellerrand blicken können und eine offene Lebenseinstellung haben. 5 Sterne für dieses äußerst interessante und warmherzige Buch!

    Teilen