Nacht über dem Bayou

Buchseite und Rezensionen zu 'Nacht über dem Bayou' von James Lee Burke
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Nacht über dem Bayou"

Ein Dave-Robicheaux-Krimi, Band 9
Broschiertes Buch
Aaron Crown, der wegen Mordes an dem schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon zu 40 Jahren Haft verurteilt wurde, hat immer wieder behauptet unschuldig im Gefängnis zu sitzen und bittet Dave Robicheaux um Hilfe. Gleichzeitig dreht ein Fernsehteam eine Dokumentation über den alten Fall und stößt dabei auf einige Ungereimheiten.
Durch einen glücklichen Umstand gelingt Crown die Flucht aus der Haftanstalt. Und ein Mexikaner wird damit beauftragt, Dave zu töten, denn offenbar soll niemand mehr in dem alten Fall Staub aufwirbeln.

Format:Taschenbuch
Seiten:456
Verlag: Pendragon
EAN:9783865326447

Rezensionen zu "Nacht über dem Bayou"

  1. 3
    14. Sep 2020 

    Ohne Moral

    Detective Dave Robicheaux wird beauftragt, sich einen alten Fall anzuschauen. Ein schwarzer Bürgerrechtlicher wurde vor langen Jahren umgebracht und der mutmaßliche Mörfer Aaron Crown verurteilt. Dieser behauptet nun, er sei es nicht gewesen. Obwohl es kaum Hoffnung für eine Wiederaufrollung des Falles gibt, geht Dave einigen Hinweisen nach. Seltsam kommt ihm allerdings vor, dass sich der künftige Gouverneur Burford LaRose für die Sache interessiert. Und nicht lange danach wird ein Filmreporter tot aufgefunden. Irgendetwas geht da nicht mit rechten Dingen zu und Robicheaux wird herausfinden, wie die Dinge zusammenhängen.

    Man könnte meinen, in New Iberia, wo Dave Robicheaux bei der Polizei tätig ist, habe sich sämtlicher white Trash aus ganz Louisiana versammelt. Und Dave bekommt im Laufe seiner Ermittlungen vermeintlich mit jedem davon zu tun. Und diese Leute haben keine Hemmungen, ihren Mitmenschen ganz absonderliche Dinge anzutun. Oder ihr Verhalten ist meist hinterhältig und gemein. Man kann Daves Wunsch, als Privatdetektiv in einer Nachbarstadt zu arbeiten, gut verstehen. Die Frage ist nur, ob es dort besser ist. Möglicherweise kennt er dort die Menschen nicht so gut. Aber ist nicht gerade das auch hilfreich bei den Ermittlungen? Wenn man sich gut auskennt, kann man die Menschen auch besser einschätzen.

    Dieser Band ist der neunte Band in einer Reihe von bisher 23 Büchern. Zum einen sind die Bücher des Autors immer irgendwie gut, zum anderen allerdings wirkt es doch etwas aus dem Zusammenhang gerissen, wenn man einfach einen Band herausgreift. Auch führt der Autor immer wieder Personen ein, deren Namen einen Südstaaten-Klang haben und die sich damit so ähneln, dass man überlegt, wer war das nochmal. Der Bodensatz der Menschlichen Art, der sich hier trifft, sucht schon seinesgleichen. Dennoch ist das Buch spannend und auch, wenn man meint, gewisse Leute fallen immer auf die Füße, so gibt es doch eine ausgleichende Gerechtigkeit. Und Dave Robicheaux und seine Familie freuen sich auf Weihnachten.
    3,5 Sterne

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  1. Im Sumpf des Verbrechens

    Bei James Lee Burkes „Nacht über dem Bayou“ handelt es sich um den neunten Band aus der 21 Bände umfassenden Reihe rund um den Ermittler Dave Robicheaux. Erstmals 1996 erschienen, hat der Bielefelder Pendragon-Verlag diesen 464-seitigen Kriminalroman im Januar 2019 neu übersetzt herausgegeben. Weitere Krimis dieser Reihe sollen in den kommenden Jahren folgen.
    Es fällt mir schwer, diesen komplexen Roman in wenigen Worten zusammenzufassen. Aaron Crown wurde seinerzeit wegen des Mordes an dem schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon zu 40 Jahren Haft verurteilt. Immer wieder beteuert er seine Unschuld und bittet schließlich Dave Robicheaux um Hilfe, die ihm jedoch verweigert wird. Als dann auch noch ein Fernsehteam sich des Falles annimmt und Ungereimtheiten zutage treten, entwickelt sich eine Spirale an Gewalt, die auch vor Dave nicht haltmacht.
    Ich muss gestehen, dass der Roman mich doch sehr zwiegespalten zurücklässt.
    Faszinierend ist auf jeden Fall Burkes bildgewaltige Sprache, die Leserinnen und Leser unmittelbar in die Sumpflandschaft Louisianas entführt. Auch seine Dialoge spiegeln treffend das Milieu wider, in dem das Geschehen verortet ist. Man hat so während des Lesens immer das Gefühl, unmittelbar dabei zu sein und saugt die düstere Atmosphäre in sich auf. Ich habe selten einen Roman gelesen, der atmosphärisch so dich gestaltet war. Was sprachlich fasziniert, frustriert allerdings inhaltlich, denn die Welt, die Burke schildert, ist eine düstere: Gewalt, Verbrechen und Korruption scheinen alles zu dominieren. Gerade in der zweiten Romanhälfte häufen sich Verbrechen der brutalen Art, die zwar selten unmittelbar geschildert werden, die aber nichtsdestotrotz nicht weniger bedrückend sind. Zartbesaitete Leser/innen könnten hier mitunter an ihre Grenzen stoßen. Mich selber hat weniger die Brutalität, als vielmehr die absolute Trost- bzw. Hoffnungslosigkeit ein wenig abgestoßen.
    Der hier geschilderte Fall ist sehr komplex, dazu kommen rasche Szenenwechsel, was ein hohes Maß an Konzentration beim Lesen erfordert. Für ein entspannendes Nebenbeilesen eignet sich das Buch deshalb wohl eher weniger, und ich muss gestehen, dass es doch ziemlich lange brauchte, bis ich die verschiedenen Erzählstränge und Charaktere erfasst hatte. Trotzdem (oder gerade deshalb) ist das Ende logisch und nachvollziehbar, jedoch sehr überraschend.
    Dave selber kommt wie ein typischer Antiheld daher: Selbst Vietnamveteran und trockener Alkoholiker, macht er immer wieder einen ruppigen Eindruck. Nur hier und da zeigt er sich menschlich, vor allem im Kreise seiner ihm Nahestehenden, und mit den Buchstaben des Gesetzes nimmt er es auch nicht so genau – wobei sein letztes Ziel jedoch immer Gerechtigkeit ist. Insofern passt er sehr gut in das Milieu, in dem er ermittelt. Dennoch dauerte es auch hier ziemlich lange, bis es mir gelang, seine Person wirklich zu verstehen, da Informationen über ihn im Roman erst recht spät gegeben werden. Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, ältere Bände gelesen zu haben, bevor man zu den jüngeren greift.
    Die Zahl der Charaktere in diesem Roman ist recht groß, trotzdem lassen sich die Hauptakteure schnell erfassen. Auch sie sind plastisch gezeichnet und fügen sich somit gut in das Gesamtwerk ein.
    Insgesamt war es vor allem die sprachliche Seite dieses Krimis, die mich persönlich sehr angesprochen hat, mit Inhalt und vor allem Weltbild habe ich allerdings sehr gehadert. Burke legt mit seiner Robicheaux-Reihe Bücher vor, die bestimmt berechtigterweise ihre große Anhängerschaft haben, die aber meinem persönlichen Geschmack wenig entsprechen. Dennoch gibt es von mir eine Leseempfehlung.

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  1. Louisiana ist ein Sumpf

    Hat Aaron Crown damals in den 60ern den schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon erschossen? Der verurteilte Mörder beteuert seine Unschuld, sogar ein Filmteam will den Fall neu aufrollen. Dave Robicheaux, Deputy Sheriff in New Iberia Louisiana, findet tatsächlich einige Ungereimtheiten und sticht dabei in ein Wespennest.

    Louisiana ist, so scheint es, ein Sumpf an Gewalt, Kriminalität, Korruption. Der Pendragon Verlag hat den 1996 erstveröffentlichten 9. Band aus der Dave Robicheaux Reihe „Nacht über dem Bayou“ von James Lee Burke neu aufgelegt. Dafür dürfen wir dankbar sein. Dieser wort- und bildgewaltige amerikanische Krimi vermittelt atemlosen Suspense. Haarscharf präsentiert Burke die immer noch geltenden Südstaaten Hierarchien, das alte weiße Geld, den White Trash und die Schwarzen. Unter dem porösen Charme des Big Easy verbergen sich die niedrigsten Instinkte: Geld, Macht und Sex. Schwül und schwärend, besser kann Atmosphäre nicht vermittelt werden.

    Dave Robicheaux ist für mich schon so etwas wie der typische amerikanische (Anti)Held, geplagt von Dämonen seiner Vergangenheit in Vietnam, trockener Alkoholiker, aber immer auf der guten Seite, wenn nicht immer ganz auf Seite des Gesetzes, kompromisslos, anti korrupt und integer.

    Dieser Kriminalroman ist hart, brutal, sprachlich anspruchsvoll, sehr dicht, unheimlich spannend und undurchschaubar bis zum Ende. Großartig!

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