Nachkriegsbastard: Erzählung

Buchseite und Rezensionen zu 'Nachkriegsbastard: Erzählung' von Maria Charlotte Wulff
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Inhaltsangabe zu "Nachkriegsbastard: Erzählung"

Was kann aus einem Kind wer-den, das in der Nachkriegszeit von den Eltern als 'Malheur' empfun-den wird? Die Mutter hat nicht nur keine Milch und keine Zeit für das kleine Würmchen, sondern auch sonst wenig Mutterliebe in dessen ers-tem Lebensjahrzehnt. Der mit einer anderen Frau verheiratete Vater verschwindet auf Nimmer-wiedersehen in den Westen, er-scheint erst wieder auf der Bild-fläche, als seine Tochter 35 Jahre alt ist. Und die Großmutter? Die hat unendlich viel Zärtlichkeit und Liebe für den Wildfang, aber sie entschwindet ihm schleichend im Nirwana der Demenz. Das Kind muss sich zunächst 'aus sich selbst heraus' entwickeln! Wie ihm das gelingt und keines-wegs eine Leidensgeschichte wird, ist bildhaft erzählt. Nachdem sich die Mutter, der die Jugend durch Nazideutschland während des II. Weltkrieges ge-stohlen worden war, ausreichend ausgetobt hatte, entdeckt sie ihr Mädchen als Lebensinhalt und beschwert es mit ihrer selbst-süchtigen Liebe. Sind das ideale Voraussetzungen für ein normales geordnetes Le-ben?

Diskussionen zu "Nachkriegsbastard: Erzählung"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:268
EAN:9783981895513

Rezensionen zu "Nachkriegsbastard: Erzählung"

  1. Autobiografisch, interessant, humorvoll, lesenswert

    „Ein schöner Tag mit winzigen, atmosphärischen Störungen, doch alles bewältigt, und darauf kommt es an.“ (Zitat Seite 212)

    Inhalt
    Am 22. Januar 2017 wird die Autorin 69 Jahre alt und geht in Rente. Bereits am 1. Januar macht sie sich Gedanken und beschließt, in diesem ganz besonderen Jahr ein Tagebuch zu führen, über den ganz normalen Wahnsinn, der sich Leben nennt. Geboren in Schwerin, aufgewachsen, liebevoll betreut, zunächst bei der Omi, braucht Charly drei Ehen, bis sie in der vierten ihren Heimathafen findet. Wenn es nicht mehr passt, geht sie, die ohnedies Ruhelose, dies gilt vor allem für ihre berufliche Laufbahn in der DDR, die daher vielseitig, wenn auch immer im betriebswirtschaftlichen Rahmen stattfindet. Doch irgendwie und mit persönlichem Einsatz geht es immer weiter, auch nach der Wende.

    Thema und Genre
    Diese Autobiografie mit Rückblenden lässt den Leser an einem turbulenten Leben teilhaben, Alltagssorgen, Beziehungen, Familie, glückliche Zeiten, aber auch dunkle. Es ist auch eine Geschichte der DDR. Ein weiteres Thema ist das Meer, Boote und das Segeln. Die legendäre rosa Brille sucht man in diesem Buch vergebens, dafür findet man authentische Ehrlichkeit, ein buntes Zeitbild mit Herz, Überzeugung und Humor.

    Charaktere
    Die Autorin zeigt sich als wenig angepasste Persönlichkeit mit eigener Meinung und entsprechend sind die Herausforderungen, die ihr Leben an sie stellt. Ruhelos, eigenwillig und nicht einfach, nimmt sie sich selbst und ihre Mitmenschen auch an weniger guten Tagen mit einem positiven Augenzwinkern, ist ja alles gut gegangen.

    Handlung und Schreibstil
    Der Zeitrahmen, in dem die Ereignisse stattfinden und aufgeschrieben werden, ist ein Jahr, beginnend am 1. Januar. Geführt als Tagebuch, sind die einzelnen Abschnitte mit Tag und Datum versehen und chronologisch. Dazwischen sind oft Erinnerungen eingeschoben, zum jeweiligen Ereignis oder Thema passend, die kursive Schrift erleichtert die Zuordnung. Auch in die Gedanken und Gefühle der Autorin erhält der Leser Einblick. Die Sprache ist erzählend, schildernd und lebhaft, das Buch liest sich mit Vergnügen.

    Fazit
    Diese autobiografische Erzählung in Form eines Tagebuches ist ein interessantes Zeitbild und schildert auch das Alltagsleben in der DDR. Gleichzeitig nehmen wir am immer noch nicht ruhigen ersten Jahr des Rentnerlebens der Autorin teil, lernen ihre Kinder und Enkel kennen, den vierten Ehemann, der endlich der Richtige ist, segeln in Gedanken mehrmals mit nach Hiddensee. Dankbar blickt Charly am Ende dieses Jahres auf ihr Leben zurück, vieles hat sie erreicht, manches nicht, aber wer ist schon perfekt. Ein Buch, das Freude macht und daher sich auch wunderbar zum Verschenken eignet.

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