Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Erzählung

Buchseite und Rezensionen zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Erzählung' von Eric-Emmanuel Schmitt
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Erzählung"

Die hinreißende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Manchmal klaut Moses, der in Paris lebt, Konserven im Laden von Monsieur Ibrahim und glaubt, dass dieser nichts merkt. Doch der hat den jüdischen Jungen schon längst durchschaut. Denn Monsieur Ibrahim, der für alle nur »der Araber an der Ecke« ist, sieht mehr als andere. Er ist ein verschmitzter Weiser, der viele Geheimnisse kennt - auch die des Glücks und des Lächelns.

Diskussionen zu "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Erzählung"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:112
Verlag: Fischer
EAN:9783596161171

Rezensionen zu "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Erzählung"

  1. 3
    07. Jun 2020 

    Ein modernes Märchen - lesenswert, aber kritisch zu lesen...

    „Die Langsamkeit, sie ist das Geheimnis des Glücks.“ (S. 83) - ein schöner Gedanke in unserem schnelllebigen Alltag.

    Der elfjährige Moses lebt zusammen mit seinem Vater, einem verbitterten, kühlen, strengen und lieblosen Rechtsanwalt, in Paris. Moses geht zur Schule und führt den Haushalt.
    Die Freundschaft mit dem Ladenbesitzer Monsieur Ibrahim und der Kontakt zu den Prostituierten aus der Rue de Paradis bringen Wärme und Licht in seinen tristen Alltag.

    Mehr möchte ich über den Inhalt nicht verraten, weil das schmale Bändchen nur ca. 100 Seiten lang ist und der Lesegenuss nicht gemindert werden soll.

    In diesem modernen Märchen werden einerseits zarte, zärtliche, leise Töne und andererseits herzzerreißende, empörende, erschütternde Akkorde angeschlagen.

    Eine katastrophale Vater-Sohn-Beziehung wird geschildert, von schwierigen, zutiefst bedauernswerten und tiefes Mitgefühl erregenden Lebensbedingungen wird erzählt, aber es geht auch darum, wie dies alles bewältigt werden kann, wobei Wärme, Nähe, Freundlichkeit, Güte, Freundschaft und Liebe zentral bedeutend sind.

    Es ist eine bewegende und rührende Geschichte. Der Autor spielt auf der Klaviatur der Gefühle und fordert den Leser emotional: Mitgefühl, Rührung, Empörung, Traurigkeit, Amüsement und Freude.

    Wenn man bereit ist, sich in eine märchenhafte Welt hinein treiben zu lassen und sich darauf einlässt, ein modernes Märchen zu lesen und die allzu kritischer Brille des realen Alltags abzusetzen, kann man diese Geschichte, in der es so manche Wahrheit und Weisheit zu entdecken gibt, genießen.

    Und das ist nun die Stelle, an der ich Kritik äußern möchte. Manchmal waren mir die Weisheiten und Ratschläge zu flach.
    Als dann Monsieur Ibrahim Moses den Rat gab, nicht wütend auf seinen Vater zu sein, da dieser es doch selbst so schwer im Leben hatte, sträubten sich mir sämtliche Nackenhaare. Ja, es ist sinnvoll, hilfreich und wichtig, nachvollziehen zu können, warum Eltern oder Elternteile gravierende Fehler gemacht haben. Aber diese Erklärung kann oder muss keine Entschuldigung sein und darf und kann nicht die Gefühle unterbinden, die dringend notwendig sind, um all das Erlebte zu verdauen. Dieser Rat ist nicht nur psychologisch unsinnig sondern auch gefährlich, weil es dem Notleidenden die Möglichkeit nimmt, durch das emotionale Verarbeiten das Schwere zu überwinden und ein zufriedenes, unbeschwertes Leben zu führen.

    Unterm Strich ist die Geschichte durchaus lesenswert, es ist aber wichtig, dass v. a. die gerade erwähnte Stelle kritisch gelesen wird, um falschen und schädlichen Überzeugungen vorzubeugen. M. E. ein unterhaltsames Büchlein für zwischendurch.

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  1. 4
    05. Aug 2014 

    Wunderschön...

    Manchmal klaut Moses, der in Paris lebt, Konserven im Laden von Monsieur Ibrahim und glaubt, daß dieser nichts merkt. Doch der hat den jüdischen Jungen schon längst durchschaut. Denn Monsieur Ibrahim, der für alle nur ›der Araber an der Ecke‹ ist, sieht mehr als andere. Er ist ein verschmitzter Weiser, der viele Geheimnisse kennt – auch die des Glücks und des Lächelns.

    Moses, ein elfjähriger Junge, lebt in der Rue Bleue in Paris. Sein depressiver Vater, ein jüdischer Anwalt, macht ihm stets nur Vorwürfe und hält ihm dauernd vor, wie viel besser doch sein Bruder Popol sei, der die Familie damals mit seiner Mutter verließ.
    Sein ganzes Erspartes lässt Moses bei den Dirnen in der Rue de Paradis, die aus ihm "einen richtigen Mann" machen sollen. Einen Freund und Weggefährten findet der Heranwachsende schließlich in dem alten Monsieur Ibrahim, der einen kleinen Krämerladen betreibt und stets nur "der Araber an der Ecke" genannt wird. Von ihm lernt Moses, was Leben, Freundschaft und ein Lächeln bedeuten...

    Wenn man dieses Buch einmal begonnen hat, dann kann man es nicht mehr weglegen. Herrlich leichtfüßig und amüsant verquickt Schmitt die Lebensgeschichte des heranwachsenden und vom Schicksal gebeuteltem Juden Moses mit dem des weisen, lebenserfahrenen Moslem Monsieur Ibrahim. Das ist mal heiter, mal traurig, aber immer wunderschön. "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" ist ein wirklich tolles Buch, das zu lesen mir viel Spaß gemacht hat!

    Oder, wie Elke Heidenreich es formulierte: "Das ist ein unendlich zartes, schönes, liebevolles Buch". Ja!
    Und gerade angesichts der aktuellen Lage in Israel und dem Gaza-Streifen auch ein Buch der Hoffnung...

    © Parden

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