Mörder Anders und seine Freunde

Buchseite und Rezensionen zu 'Mörder Anders und seine Freunde' von Jonas Jonasson
3.35
3.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mörder Anders und seine Freunde"

Johan Andersson – seit seinen zahllosen Gefängnisaufenthalten nur noch »Mörder-Anders« genannt – ist frisch aus dem Knast entlassen und braucht einen neuen Job sowie neue Freunde. Da kommt ihm die Begegnung mit der geschäftstüchtigen Pfarrerin Johanna Kjellander, die wegen ihrer atheistischen Gesinnung arbeitslos geworden ist, gerade recht. Zusammen mit dem Hotel-Rezeptionisten Per Persson gründen sie eine »Körperverletzungsagentur« mit Mörder-Anders in der Rolle des Auftragsschlägers. Die Nachfrage läuft blendend. Bis Mörder-Anders nach dem höheren Sinn des Ganzen fragt, sich plötzlich für Gott interessiert und friedfertig werden will. Doch Stockholms Gangsterbosse haben mit ihm noch eine Rechnung offen und nehmen Mörder-Anders und seine Freunde gründlich in die Zange …


Augenzwinkernd und respektlos nimmt Jonas Jonasson die menschliche Profitgier aufs Korn und hat mit Anders einen unvergesslichen Anti-Helden erschaffen.


Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
Verlag: carl's books
EAN:9783570585627

Rezensionen zu "Mörder Anders und seine Freunde"

  1. 3
    16. Dez 2017 

    Leider zu hohe Erwartungen.

    Inhalt: Johan Andersson – seit seinen zahllosen Gefängnisaufenthalten nur noch »Mörder-Anders« genannt – ist frisch aus dem Knast entlassen und braucht einen neuen Job sowie neue Freunde. Da kommt ihm die Begegnung mit der geschäftstüchtigen Pfarrerin Johanna Kjellander, die wegen ihrer atheistischen Gesinnung arbeitslos geworden ist, gerade recht. Zusammen mit dem Hotel-Rezeptionisten Per Persson gründen sie eine »Körperverletzungsagentur« mit Mörder-Anders in der Rolle des Auftragsschlägers. Die Nachfrage läuft blendend. Bis Mörder-Anders nach dem höheren Sinn des Ganzen fragt, sich plötzlich für Gott interessiert und friedfertig werden will. Doch Stockholms Gangsterbosse haben mit ihm noch eine Rechnung offen und nehmen Mörder-Anders und seine Freunde gründlich in die Zange.
    Mit Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand und Die Analphabetin, die rechnen konnte, hat Jonasson zwei großartige Werke geliefert. Dieses Buch hier steht diesen qualitativ in nichts nach, hat aber ein großes Manko, weshalb ich etwas enttäuscht zurück blieb. In Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand werden eigentlich zwei Geschichten erzählt, eine in der Gegenwart und eine in der Vergangenheit, wo der Hauptcharakter auf witzige Art bei den bedeutendsten Momenten des Kalten Krieges dabei war. In Die Analphabetin, die rechnen konnte ist das gesamte Buch wie der Vergangenheitsteil im ersten Buch. Mörder Anders ist nun aber komplett wie der Gegenwartsteil im ersten Buch. Mir hat der Vergangenheitsteil beim Hundertjährigen sehr gut gefallen und dementsprechend auch die Analphabetin, der Gegenwartsteil hat mir hingegen nicht gefallen und daher genauso wenig dieses Buch.
    Wie immer ist das natürlich eine reine persönliche Geschmackssache. Ich finde, dieses Buch steht in seinem Schreibstil und Humor dem Gegenwartsteil vom Hundertjährigen in nichts nach, wem der also gefallen hat, wird auch hier seine Freude haben. Ich selbst habe erst sehr spät einige Momente witzig gefunden und gelacht. Das Buch hat sich eigentlich recht lang hingezogen, was halt darin liegt, dass dieser Humor mir nicht wirklich zugesagt hat.
    Der Plot selbst ist definitiv kreativ und auch spannend genug, dass ich bis zum Schluss gelesen habe, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht. Das Ende passt gut zum Buch und wer sich bis dahin gut unterhalten hat, wird damit auch zufrieden sein.
    Ich persönlich hätte mir wieder etwas Historisches erwartet, aber vielleicht geht der Autor ja im nächsten Buch wieder in diese Richtung.
    Fazit: Unter Vorbehalte empfehlenswert.

    Hier geht es zum Originaltext und weiteren Rezensionen: https://meinekritiken.com/2017/12/16/buch-jonasson-jonas-moerder-anders-und-seine-freunde-nebst-dem-einen-oder-anderen-feind/

    Teilen
  1. Skurril!

    Sprecher: Jürgen von der Lippe
    Spieldauer: 9 Stunden und 24 Minuten
    ungekürztes Hörbuch

    Inhalt
    Der Hotel-Rezeptionist Per Persson trägt schwer an seinem Familienerbe. Obwohl sein Großvater einst mit Pferden viel Geld gemacht hat, verkannte er jedoch die Bedeutung der Traktoren und ging pleite. Von seinem Vater wurden er und seine Mutter, die nach Island ausgewandert ist, verlassen, so dass Per sich mehr recht als schlecht alleine durchs Leben schlägt. Das ändert sich schlagartig, als er die ebenfalls an ihrer Familiengeschichte gescheiterte Pfarrerin Johanna Kjellander kennenlernt. Von ihrem Vater aus Familientradition in den Beruf gedrängt, wird sie nach seinem Tod aufgrund ihrer atheistischen Gundeinstellung arbeitslos. Fehlt noch der titelgebende Protagonist, Johan Andersson, Mörder-Anders genannt, der aus der Haft entlassen, eine neue Aufgabe sucht. Gemeinsam mit der Pfarrerin und dem Rezeptionisten gründet er eine Körperverletzungsagentur, wobei er die Rolle des ausführenden Objekts innehat, während vor allem die Pfarrerin der Kopf der Gesellschaft ist.
    Dummerweise bekehrt sie ungewollt den recht einfältigen Mörder zum Gottesglauben - Hallelujah und Hosianna!

    Als Per und Johanna ihre Liebe füreinander entdecken, wollen sie den Mörder, der in seinem neuen Glauben keinen mehr verletzen möchte, loswerden und sich mit dem "verdienten" Geld absetzen. Dabei machen sie sich jedoch eine Menge Feinde in der Stockholmer Unterwelt und den Mörder werden sie auch nicht los. So kommt Johanna die bahnbrechende Idee die Anders-Kirche zu gründen, mit dem Leitspruch: Geben ist seliger denn nehmen!
    Wobei das natürlich nicht für sie selbst gilt!

    Bewertung
    Faszinierend an Jonas Jonasson ist seine Fähigkeit, völlig absurde Szenarien zu entwickeln und die schrägsten Protagonisten zusammenzuführen. Das ist hier, wie auch in seinen beiden anderen Romanen, auf die Spitze getrieben. Eine Ex-Pfarrerin, die mit einem Mörder als Pfarrer eine Kirche gründet, mit Hilfe eines lebensverachtenden Rezeptionisten. Darauf muss man erstmal kommen.
    Die Handlung ist skurril und kritisiert auf ironische Art und Weise StartUp-Ideen, denen es vor allem ums "Nehmen" geht. Auch die Versprechen sogenannter privater Kirchen werden aufs Korn genommen. So spielt in der Anders-Kirche das Blut Christi, neben den "Opfer-Eimern", eine tragende Rolle. Nebenbei beweist Jonasson seine Bibelfestigkeit (gefühlte 1000 Bibelzitate!).
    Auf die Großzügigkeit der Menschen zu setzen, die gerne bereit sind, für Bedürftige zu spenden, scheint die beste Methode zu sein, wie man ohne ernsthaft zu arbeiten, zu Geld kommen kann.
    Das lässt uns Jonasson zumindest glauben und prangert indirekt diejenigen an, die aus dieser Großzügigkeit - auch mithilfe der Sozialen Medien - Profit schlagen.
    Allerdings sind die Protagonisten trotz ihrer Geldgier sympathisch gezeichnet, selbst der Mörder erscheint trotz seiner einstigen Brutalität, total harmlos.
    Dieser Eindruck entsteht aufgrund der ironisch-distanzierten Erzählweise des Autors, dessen Humor staubtrocken ist. So verhallt die Kritik und die Komik tritt in den Vordergrund.

    Ein Roman, bei dem man sich köstlich amüsieren kann, wobei der hervorragende Sprecher Jürgen von der Lippe dazu maßgeblich beiträgt. Die Hörbuchfassung ist dadurch sicherlich witziger als die Printversion.

    Gute Unterhaltung - nicht mehr, aber auch nicht weniger!

    Teilen
  1. 4
    08. Jul 2016 

    Wie Pippi Langstrumpf auf Speed...

    Johan Andersson – seit seinen zahllosen Gefängnisaufenthalten nur noch "Mörder-Anders" genannt – ist frisch aus dem Knast entlassen und braucht einen neuen Job sowie neue Freunde. Da kommt ihm die Begegnung mit der geschäftstüchtigen Pfarrerin Johanna Kjellander, die wegen ihrer atheistischen Gesinnung arbeitslos geworden ist, gerade recht. Zusammen mit dem Hotel-Rezeptionisten Per Persson gründen sie eine "Körperverletzungsagentur" mit Mörder-Anders in der Rolle des Auftragsschlägers. Die Nachfrage vor allem durch Mitglieder der Unterwelt läuft blendend. Bis Mörder-Anders nach dem höheren Sinn des Ganzen fragt, sich plötzlich für Gott interessiert und friedfertig werden will. Doch Stockholms Gangsterbosse haben mit ihm noch eine Rechnung offen und nehmen Mörder-Anders und seine Freunde gründlich in die Zange…

    "Jonas Jonasson führt drei Simpel zusammen, einen Hotelportier, eine geschasste Pastorin und einen gerade aus der Haft entlassenen dreifachen Mörder, die wie Pipi Langstrumpf auf Speed in einer Folge überraschender Fügungen gegen sämtliche Verbote im überbürokratisierten Sozialstaat Schweden verstoßen." - so äußerte sich der Literaturkritiker Denis Scheck in ARD 'Druckfrisch' zu diesem Buch. Und irgendwie trifft es diese Aussage ziemlich genau.

    Nach 'Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand' sowie spätestens nach 'Die Analphabetin, die rechnen konnte' sollte klar sein, dass die Romane von Jonas Jonasson sich nicht nur durch außergewöhnliche Titel auszeichnen, sondern ebenson durch eine Anhäufung skurriler Absurditäten, die von einem Antihelden gemeistert werden. So auch hier - wobei sich in Jonassons neuesten Werk gleich drei Antihelden die Hand reichen: ein aus dem Knast entlassener Krimineller, der zukünftig "so wenig Morde wie möglich" begehen will, eine arbeits- und mittellose Pfarrerin, die eher an das große Geschäft denn an Gott glaubt und ein im Leben gescheiterter Mann namens Per Persson, der als Rezeptionist einer Billigabsteige die Bestimmung seines Lebens gefunden zu haben scheint. Klassische Verlierer eben, die jedoch plötzlich die Chance wittern, auf die Sonnenseite des Lebens zu wechseln und dabei jegliche moralische Bedenken außer Acht lassen.

    Nachdem die "Körperverletzungsagentur" zum Scheitern verurteilt ist, weil sich Mörder-Anders nun bekehrt fühlt und Bibelstudien betreibt, hat die ungläubige Pfarrerin gleich eine neue Geschäftsidee. Sie will sich die religiöse Leidenschaft des ehemaligen Mörders zunutze machen und mit diesem, ähm, eine eigene Kirche gründen. Aus Mörder-Anders wird Pastor-Anders - doch dass da nicht alles reibungslos verläuft, zumal die geprellten Unterweltler mit den Dreien noch ein Hühnchen zu rupfen haben, versteht sich von selbst.

    Ausgefallene Ideen und die Lust am Fabulieren kennzeichnen diesen Roman ebenso wie der schräge, trockene und rabenschwarze Humor, mit dem Jonasson augenzwinkernd und respektlos der modernen Gesellschaft mit Staat, Kommerz und Kirche einen Spielgel vorhält. Gelesen wird dieses 9:24 h lange Hörbuch in der ungekürzten Fassung gekonnt von Jürgen von der Lippe, der den einzelnen Charakteren durch Stimmfärbung und Dialekte einen Wiedererkennungswert verschafft und beim Lesen einzelner Passagen offensichtlich selbst ordentlich Spaß hatte.

    Diese Buch lässt sich nicht mit dem Hundertjährigen oder der Analphabetin vergleichen - und ich möchte dies auch gar nicht erst versuchen. Dieser Roman war für mich jedenfalls ein unterhaltsames Hörvergnügen mit vielen amüsanten Stellen und einigen echt witzigen Momenten. Ein netter Schelmenroman mit vielen skurrilen Ideen - für mich darf es gerne mehr davon sein!

    © Parden

    Teilen