Miss Kim weiß Bescheid: Storys

Buchseite und Rezensionen zu 'Miss Kim weiß Bescheid: Storys' von Cho Nam-Joo
4.65
4.7 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Miss Kim weiß Bescheid: Storys"

Miss Kim weiß Bescheid« versammelt die Leben von acht koreanischen Frauen im Alter von 10 und 80 Jahren. Jede einzelne dieser stellvertretenden Frauenbiografien wird vor einem aktuellen gesellschaftlichen Thema in Korea verhandelt: das heimliche Filmen von Frauen in der Öffentlichkeit, Hatespeech und Cybermobbing auf Social-Media-Plattformen, häusliche Gewalt, Gaslighting, weibliche Identität im Alter und die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz. Auch sich selbst, die plötzlich weltbekannte Autorin, nimmt sie ins Visier. Ihr Erfolg ermöglicht ihr einerseits, ihr Leben als Schriftstellerin komfortabel zu führen, andererseits lässt sie der Hass, der ihr vor allem im Netz begegnet, nicht kalt. Cho Nam-Joos meisterhaftes Können besteht in der glasklaren Sprache, in der sie ihre Prosa verfasst und gleichzeitig in dem genauen Blick auf die Ungerechtigkeiten Koreas, den sie mit nichts verschleiert, sondern im Gegenteil messerscharf zu Papier bringt. Wie schon bei »Kim Jiyoung, geboren 1982« sind auch die Schicksale dieser acht Frauen nicht annähernd so weit von uns weg, wie wir meinen und hoffen.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
EAN:9783462003499

Rezensionen zu "Miss Kim weiß Bescheid: Storys"

  1. Acht Geschichten, acht Frauenschicksale aus Südkorea

    „Kim Jiyoung, geboren 1982“ heißt der Debütroman von Cho Nam-Joo , der mich 2021 sehr beeindruckt hat. Extrem nüchtern, fast distanziert im Ton, wird darin ein typisches Frauenleben aus Südkorea geschildert, das unter die Haut geht und soziale Missstände rund um die Benachteiligung von Frauen in unterschiedlichen Lebensbereichen aufdeckt. Insofern war ich sehr gespannt, was mich mit diesen „Stories“ erwarten würde – ich wurde nicht enttäuscht!

    Erneut stellt die Autorin Frauen in den Mittelpunkt ihrer Erzählungen. Fast immer wählt sie die sehr unmittelbare Perspektive der Ich-Erzählerin, die gerade eine intensive oder fordernde Phase ihres Lebens durchläuft. Cho Nam-Joo kann sich dabei in die verschiedenen Altersstufen ihrer Protagonistinnen hervorragend einfühlen. Sie erzählt ebenso berührend von der betagten Schwester im Pflegeheim, von der es Abschied zu nehmen gilt, wie von der ersten zarten Liebe zweier Fünftklässler, denen die Corona-Regeln das Leben erschweren.

    In vielen Geschichten wird deutlich, wie schwer es für junge koreanische Frauen ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Es wird gesellschaftlich erwartet, dass beide Eheleute so lange Arbeitstage absolvieren, dass die Kindertagesstätten diese Zeiten nicht komplett abdecken können. Die Geburt eines Kindes scheint daher eine massive Gefahr für die Karriere der Mütter darzustellen. Es sei denn, sie haben rüstige Omas, die ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten der jungen Familien hintenanstellen. Doch auch das birgt Konflikte, wie Nam-Joo vielschichtig darlegt. Immer sind es die Frauen, die die Familie zusammenhalten, die kochen, sorgen und pflegen.

    In allen betrachteten Familien steht Bildung hoch im Kurs, alle leben in und um die Hauptstadt Seoul herum. Schon die Kinder gehen nicht nur zum Schulunterricht, sondern besuchen zusätzlich verschiedene Nachhilfeinstitute, die dafür sorgen, dass die Schulnoten überdurchschnittlich gut werden. Nur die Besten kommen weiter, ergattern die begehrten Studienplätze. Fleiß, Ehrgeiz, Disziplin und Strebsamkeit scheinen Grundtugenden der koreanischen Bevölkerung zu sein. Allerdings sind auch Seilschaften und gute Beziehungen von Vorteil für das individuelle Vorankommen, völlig gerecht scheint es gerade in vielen Betrieben nicht zuzugehen, wie die Titelgeschichte „Miss Kim weiß Bescheid“ auf eindrucksvoll-ironische Weise belegt.

    Nam-Joo entwirft ihre Szenarien sehr gekonnt, sie stellt uns die Protagonisten vor, die Frauen, die in einem Dilemma stecken. Sehr schnell ist man am jeweiligen Schauplatz angekommen. Die Autorin beweist große Beobachtungsgabe durch ihre Figuren. Wie fühlt es sich an, wenn der 72-jährige Vater plötzlich ausbricht und seine Frau sowie die erwachsenen Kinder ohne Abschied zurücklässt? Was sagen die Tischgespräche über alte Rivalitäten, über Erwartungen, und verdeckte Konflikte aus? Rückt eine Familie in dieser Situation eher zusammen oder auseinander? Erinnerungen und Rückblicke runden die Bilder ab, schaffen Empathie für die einzelnen Generationen.

    Auch eine toxische Liebe wird beleuchtet: Zehn Jahre war die Ich-Erzählerin mit Hyunnam zusammen. Ganz langsam hat er seinen Einfluss auf ihr Leben vergrößert, hat sie manipuliert, seinen Willen immer stärker durchgesetzt. Kritisch reflektiert die junge Frau in einem Brief an ihn, wie das hat passieren können.

    In der umfangreichsten Erzählung „Die Nacht der Polarlichter“ geht es um Sehnsüchte, Wünsche und Lebensträume. Beschrieben werden auch hier drei Frauengenerationen derselben Familie, denen das Schicksal übel mitgespielt hat, die sich aber aufrappeln und versuchen, der Situation das Beste abzugewinnen. Am Ende steht eine Reise nach Kanada zu den Polarlichtern, die unglaublich nah an den Figuren Atmosphäre und Wärme vermittelt. Egal, ob Schauplätze, Charakterzeichnungen oder Zwischenmenschliches – Cho Nam-Joo überzeugt auf ganzer Ebene. Sie zeichnet kraftvolle, kluge Frauenfiguren, die den Blick nach vorne richten, ohne unglaubwürdigen Optimismus auszustrahlen. Die Erzählungen machen nachdenklich, aber nicht traurig.
    Wie nebenbei treten dabei die Missstände der koreanischen Gesellschaft zu Tage. Die Strukturen sind noch immer patriarchalisch geprägt, auch wenn sich das im Laufe der Jahre abgeschwächt hat. Jungen stehen im Ranking eindeutig vor den Mädchen, die meist in Familie, Schule und Beruf benachteiligt werden. Sexuelle Übergriffe werden oft bagatellisiert oder vertuscht. Frauen müssen sich zurücknehmen, tragen die überwiegende Last der (Groß-) Familie und reiben sich zwischen den verschiedenen an sie gerichteten Erwartungen auf. Das ist ein Stressfaktor, der krank machen kann.

    Natürlich sind wir in Deutschland schon den ein oder anderen Schritt weiter vorwärts gekommen, doch eine reelle Gleichberechtigung der Geschlechter ist auch hierzulande noch nicht erreicht. Da tut es gut, wenn uns Cho Nam-Joo den Spiegel vorhält, damit wir in unseren Bemühungen um Emanzipation nicht nachlassen.
    Ich kann diesen Erzählband nur aus vollstem Herzen empfehlen. Die Autorin findet immer den richtigen Ton, sie nähert sich sensibel ihren Themen an. Die Erzählungen wirken viel wärmer und lebendiger als ihr o.g. Roman. Die Autorin zeigt ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. „Miss Kim weiß Bescheid“ ist für mich ein feministisches Buch der besten Sorte: Es kommt ohne offenkundige Botschaften aus, es setzt auf eine intelligente Leserschaft, die durchaus in der Lage ist, die latent vorhandene Misogynie zu erkennen und ihre Schlüsse daraus zu ziehen.

    Riesige Lese-Empfehlung für alle Menschen, die sich für fremde Kulturen interessieren und gerne wirklich gute Erzählungen lesen.

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  1. Vom Leid der Frauen...

    Der Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" war 2021 ein absolutes Lesehighlight von mir und so freute ich mich besonders auf diese Storys und ich wurde wieder einmal beschenkt mit literarischem Genuss.

    Im vorliegenden Buch lassen uns mittels Kurzgeschichten acht Frauen, die einen jung, die anderen alt an ihrem Leben teilhaben. Und es zeigt sich sehr deutlich, dass Korea sehr patriarchalisch geprägt ist und die Unterschiede zwischen Korea und Europa gar nicht so groß sind wie man glauben mag.

    Das was mich bei der Lektüre am meisten bedrückt hat war, dass auf die Bedürfnisse von Frauen so gar keine Rücksicht genommen wird, denn sie sind lediglich das Rückgrat des Mannes und halten die Familien am Laufen. Für jeden sollen sie die Stütze sein, nur unterstützt niemand sie, außer es ist eine andere Frau. Dagegen wirkt sexuelle Belästigung als eher kleines Problem. Man nimmt es fast schon als alltäglich hin. Leider.

    Besonders berührt hat mich die Geschichte rund um die toxische Beziehung aus der sich die junge Frau befreien kann. Mir ist es damals nicht so gelungen wie ihr und ich habe erst danach erkannt wie ungesund diese Beziehung war, daher finde ich solche Geschichten besonders wichtig, da man durch solche Lektüre vielleicht die Augen geöffnet bekommt.

    Die Autorin schreibt ansonsten sehr eingängig und für mich ist ihr Stil etwas sehr besonderes.

    Der ein oder andere könnte vielleicht behaupten, dass es sich bei dem Geschilderten um etwas Männerfeindliches handelt. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Es ist vielmehr eine schonungslose Offenlegung der Gesellschaft. Dem Leser wird der Spiegel vorgehalten.

    Die Geschichten eignen sich nicht zum schnell Weglesen, da die dargestellten Schicksale schon enorm berühren. Daher hat man trotz recht geringer Seitenzahl länger etwas von dem Büchlein, zumal die Geschichten lange nachklingen und zum Nachdenken anregen.

    Fazit: Wieder einmal enorm gelungen, gern lese ich mehr von der Autorin. Absolut empfehlenswert.

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  1. Schonungslos ehrlich...

    Nachdem mir nun sehr oft von dieser Autorin vorgeschwärmt wurde, wollte ich mir nun auch endlich eine Meinung bilden und ich bin doch sehr angetan.

    In den acht Geschichten tauchen wir in Frauenleben ein, die unterschiedlicher kaum sein könnten und die dennoch immer eins vereint: die Unterdrückung der Frau und wie sie mit ihrem Schicksal umgehen gelernt hat und sich dennoch durchzubeißen weiß.

    Auch wenn man immer wieder denkt, dass fremde Kulturen doch so gänzlich anders sind und es anderen doch deutlich schlechter geht als den Menschen in Europa, so zeigt dieser Erzählband doch sehr genau, dass Frauen in vielen Ländern, so auch bei uns noch lange nicht gleichberechtigt sind. Ich habe mich so oft in den Geschichten wiedererkannt, vor allem beim Thema toxische Beziehung.

    Besonders hervorheben möchte ich im Übrigen die tolle Schreibe von Cho Nam-Joo. Das hat etwas sehr poetisches.

    Auch wenn der Kurzgeschichtenband recht schmal ist, so habe ich doch länger für das Lesen gebraucht, einfach weil man die Schilderungen dann auch jeweils erstmal verarbeiten muss.

    Fazit: Wir brauchen definitiv mehr solcher toller Bücher auf den Markt. Bitte unbedingt lesen! Spitzenklasse!

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  1. 4
    18. Okt 2022 

    Genauer Blick auf Lebensverhältnisse

    Die südkoreanische Autorin Cho Nam -Joo hat mich schon mit ihrem Roman „ Kim Jiyoung, geboren 1982“ begeistert. Darin zeigt sie exemplarisch an ihrer Hauptfigur die strukturelle Diskriminierung, der Frauen in Südkorea ( und nicht nur dort) ausgesetzt sind.
    Deshalb habe ich mich gefreut, dass ein neues Buch von ihr erschienen ist, dieses Mal kein Roman, sondern ein Band mit insgesamt acht Erzählungen. Ihre Protagonistinnen sind Frauen verschiedenster Altersstufen, vom Mädchen bis zur Greisin.
    In der Eingangsgeschichte geht es um eine ältere Frau, die ihre demente Schwester im Pflegeheim besucht. Dabei kreisen ihre Gedanken um die Mühen des Alters, gehen aber auch zurück in die Vergangenheit der Frauen.
    Ihre eigenen Erfahrungen mit Hasskommentaren nach der Veröffentlichung ihres Buches verarbeitet die Autorin in einer weiteren Erzählung.
    Eine Familie wächst nach dem Verschwinden des Vaters wieder näher zusammen und muss feststellen, dass es ihnen auch ohne ihn ganz gut geht.
    In Form eines Briefes lehnt eine junge Frau den Heiratsantrag ihres langjährigen Freundes ab. Denn ihr ist endlich bewusst geworden, wie sehr sie sich von dessen dominanten, alles bestimmenden Wesen jahrelang beherrschen ließ.
    In der längsten und auch einer der besten Geschichten reist eine 60jährige Witwe mit ihrer Schwiegermutter nach Kanada, um die Polarlichter zu sehen. Nachdem sie ihr Leben lang für Mann, Tochter und Enkelkind da war, möchte sie sich endlich diesen lang gehegten Wunsch erfüllen.
    Die Geschichten geben einen guten Einblick in die koreanische Kultur und das Alltagsleben dort. Trotzdem lassen sich viele Parallelen zu unserer Gesellschaft finden. Viele der Themen, die im Buch angesprochen werden, sind auch für Frauen hier relevant: Benachteiligung am Arbeitsplatz, der ständige Spagat zwischen Familie und Beruf, häusliche Gewalt, Care- Arbeit und manches mehr.
    Die Protagonistinnen hier werden sich ihrer eigenen Bedürfnisse und Wünsche bewusst, lehnen sich auf gegen die Erwartungen von außen, wehren sich und versuchen, ihren eigenen Weg zu finden.
    Sämtliche Geschichten werden aus der Ich- Perspektive erzählt. Das ermöglicht eine intensive Nähe zu den Figuren; ihr Handeln wird dadurch verständlich und nachvollziehbar. Es ist beachtlich, wie gut sich die Autorin in die Gefühls- und Gedankenwelt der verschiedensten Altersgruppen einfühlen kann.
    Die Sprache ist klar und eher nüchtern, die Erzählweise ruhig und unaufgeregt. Trotzdem packen die Schicksale, denn die Figuren werden vielschichtig gezeichnet, die angesprochenen Themen sind von großer Relevanz.
    Nicht jede der acht Geschichten hat mich gleichermaßen angesprochen, dennoch gebe ich gerne eine Leseempfehlung für das neue Buch von Cho Nam- Joo . Zu loben ist auch der Verlag für die passende Cover- Gestaltung.

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  1. 5
    18. Okt 2022 

    EInblick in das Leben koreanischer Frauen

    Schon der erste Roman der Autorin Cho Nam-Joo hat mich begeistert. Doch ihr neuer Kurzgeschichten-Roman hat mir sogar noch besser gefallen.

    Man bekommt einen sehr authenthis wirkenden Einblick in das Leben verschiedenster koreanischer Frauen von jung bis alt. Jede der Geschichten ware in sich sehr stimmig und ich fand die Vielfältigkeit der Charaktere sehr interessant. Nam-Joo schafft es scheinbar, sich in die Gedankenwelt einer 60-Jährigen genauso gut hineinversetzten zu können, wie in die einer 10-Jährigen, wie auch allen dazwischen. Die Themen reichen von Gaslighting, sexueller Belästigung, der belastenden Situation der Pandemie für Kinder, Kindererziehung, Großmutter sein über das, schon in ihrem ersten Roman besprochenen Thema, der Arbeitssituation in Korea.
    Ich habe jede der Geschichten mit großen Interesse und Mitgefühl verfolgt und kann auch diesen Roman der Autorin nur wärmstens weiter empfehlen. Ich werde mit Sicherheit alles verfolgen, was die Autorin noch veröffentlichen wird.

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  1. 4
    25. Sep 2022 

    Viele Geschichten - ein Schicksal

    Nach dem aufrüttelnden Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“, der die fest in der südkoreanischen Gesellschaft verankerte Misogynie anhand der Geschichte einer einzelnen, beispielhaften Frau zeichnete, ist nun die Autorin Cho Nam-Joo mit einem Kurzgeschichtenband zurück.

    Die acht Erzählungen haben erneut das Schicksal der Frauen und Mädchen in Südkorea zum Thema. Alle auf eine andere Weise, alle anhand von Frauen unterschiedlichstem Alters. In diesem Buch dreht die Autorin das Prinzip ihres oben genannten Romans um. Statt anhand der Geschichte einer Frau auf das Schicksal vieler Frauen zu extrapolieren, beschreiben in diesem Kurzgeschichtenband viele Geschichten ein Schicksal, nämlich das der Frauen in der südkoreanischen Gesellschaft. Und wie es auch schon dem Vorgängerroman gelang, dieses scheinbar speziell den genannten Kulturkreis betreffendes Problem auch für Leser:innen hiesiger Gefilde erfahrbar zu machen, so gelingt es auch dem vorliegenden Buch, durchaus Parallelen zu Frauenleben in jeder Gesellschaft, nicht nur der südkoreanischen, zu verdeutlichen.

    So gibt es natürlich auch anderswo auf der Welt die Zerrissenheit von Müttern zwischen der Kinderversorgung, der eigenen beruflichen Karriere und anderen eigenen Bedürfnissen. Ebenso sind Paarbeziehung, in welchen Frauen durch psychische Einflussnahme des Partners unterdrückt und eingesperrt werden, überall möglich. Oder man denke an die Frau aus einer Geschichte, die ihr Leben lang für ihr Kind, die Schwiegermutter, den Ehemann da war und nun mit 60 Jahren noch erstmals das Land verlassen, eine Reise unternehmen und die bisher nur von Fotos bekannten Polarlichter selbst sehen möchte. Cho Nam-Joo nutzt in ihren Geschichten eine Altersspanne für ihre Figuren zwischen dem Grundschulalter mit der ersten Liebe und dem hohen Alter um die 90 Jahre mit Demenz und kurz vor dem Tode stehenden Protagonistinnen.

    Wie beim Vorgängerroman trifft die Covergestaltung mal wieder ins Schwarze. So wird eine gesichtslose und damit austauschbare Frauengestalt gezeigt. In (wenn ich richtig aufgepasst habe) allen Geschichten kommt mindestens eine Frau Kim vor, und alle Protagonistinnen ein das Schicksal des weiblichen Geschlechts in einer Gesellschaft, die sehr stereotype Anforderungen an diese stellt. Mir gefällt die Kontinuität im Gesamtkonzept, die die Autorin durch ihre Geschichten und der Verlag durch die gestalterische Umsetzung hier an den Tag legen sehr gut.

    Wie es nun einmal fast immer bei Kurzgeschichtensammlungen der Fall ist, kann nicht jede Geschichte gleich starke Reaktionen bei den Lesenden aktivieren. Mir haben fünf der acht Geschichten ganz besonders gut gefallen und mit den restlichen drei konnte ich weniger anfangen. Insgesamt überzeugt jedoch Cho Nam-Joo wieder einmal durch ihr literarisches Können, noch mehr durch ihre erzählerische Kraft und nicht zuletzt mit der Verdeutlichung der thematisierten Problembereiche. Eine äußerst lesenswerte Lektüre mit viel Abwechslung, daher glatte 4 von 5 Sterne von mir für diese aufrüttelnden Geschichten.

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