Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Buchseite und Rezensionen zu 'Miss Daisy und der Tote auf dem Eis' von Carola Dunn
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Miss Daisy und der Tote auf dem Eis"

Broschiertes Buch
Spannend, cosy, romantisch
Miss Daisy ermittelt England in den wilden zwanziger Jahren: Nach dem Tod ihres Vaters fasst Daisy Dalrymple, an Luxus gewöhnt, einen eigenwilligen Entschluss: Sie will ihr Leben selbst in die Hand nehmen und als Journalistin arbeiten. Eigentlich soll sie für ihren ersten Auftrag einen Artikel über Wentwater Court schreiben, das idyllisch gelegene Gut des gleichnamigen Grafen und seiner Frau. Aber der schöne Schein trügt: Auf dem zugefrorenen See wird eine Leiche gefunden. Zusammen mit dem attraktiven Inspector Alec Fletcher von Scotland Yard nimmt Miss Daisy die Ermittlungen auf.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:236
EAN:9783746633688

Rezensionen zu "Miss Daisy und der Tote auf dem Eis"

  1. 3
    16. Sep 2020 

    Teatime-Crime - ein eher langatmiger Reiheneinstieg...

    Miss Daisy ermittelt England in den wilden zwanziger Jahren: Nach dem Tod ihres Vaters fasst Daisy Dalrymple, an Luxus gewöhnt, einen eigenwilligen Entschluss: Sie will ihr Leben selbst in die Hand nehmen und als Journalistin arbeiten. Eigentlich soll sie für ihren ersten Auftrag einen Artikel über Wentwater Court schreiben, das idyllisch gelegene Gut des gleichnamigen Grafen und seiner Frau. Aber der schöne Schein trügt: Auf dem zugefrorenen See wird eine Leiche gefunden. Zusammen mit dem attraktiven Inspector Alec Fletcher von Scotland Yard nimmt Miss Daisy die Ermittlungen auf.

    Ich habe keine hohe Affinität zu historischen Romanen, aber ein historischer Krimi kann mich gelegentlich durchaus reizen. Dieser Reihenstart spielt in England in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, der unruhigen Zeit zwischen den beiden Weltkriegen.

    Die gesamte Handlung spielt fast ausschließlich auf dem Adelssitz Wentwater Court und hat daher etwas von einem Kammerspiel. Wenn da nicht die vielen Personen wären, die dem Hörer gleich schon zu Beginn des Buches um die Ohren gehauen werden. Innerhalb kürzester Zeit werden hier so viele Charaktere vorgestellt, die in familiären oder freundschaftlichen Beziehungen zu einander stehen, dass ich immer wieder einmal den Überblick verlor.

    Doch in erster Linie geht es um den Hauptcharakter Daisy Dalrymple, junge 25 Jahre alt, die nach dem Tod ihres Vaters ihr Glück trotz ihres adeligen Standes nun als emanzipierte Journalistin bestreiten will. Von einer Zeitschrift erhält sie den Auftrag, eine Reportage über den Landsitz Wentwater Court zu schreiben und mit Fotografien zu bestücken. Mit professioneller Ausrüstung reist sie also an und wird als ebenfalls Blaublütige herzlich im Kreis der gräflichen Familie aufgenommen.

    Daisy entpuppt sich als neugierig und empathisch und findet zu allen Personen, die ihr auf dem Landsitz begegnen, nach und nach Kontakt. Außer zu dem Toten, der schließlich eines Morgens auf dem Eis aufgefunden wird - und um den es keinem leid zu tun scheint. Man fürchtet einzig den möglichen Skandal und fordert daher einen Ermittler von Scotland Yard an statt des Dorfpolizisten. Zwischen Alec Fletcher und Daisy knistert es schnell, doch Konventionen und die berufliche Etikette lassen die Gefühle außen vor. Es gilt zu klären, ob hier ein Morfall vorliegt - und falls ja, wer der Täter ist.

    Ich muss gestehen, dass ich diesen Teatime-Crime doch als recht langatmig empfunden habe. Allein die unüberschaubare Anzahl an Personen, die fast alle ein Geheimnis zu hüten scheinen - dazu dann zahllose Gesprächsausschnitte, stets von dem passenden Getränk begeleitet (und nein: nicht immer nur Tee...), Schilderungen des Interieurs, der Winterlandschaft im ländlichen England, der gesellschaftlichen Gepflogenheiten sowie der Konventionen des Adels, der jeweiligen Gefühlslage der einzelnen Personen. Wie oft ich hier allein schon gehört habe, dass jemandes Hand leicht zitterte...

    Die Handlung plätschert bis zum Ende recht gemächlich vor sich hin, einen tatsächlichen Spannungsbogen sucht man hier vergeblich. Und die Auflösung - menschlich aber irgendwie auch, hm, hanebüchen. Daisy Darlymple und Alec Fletcher werden in diesem Band als Ermittlerpaar eingeführt, die sicher noch in den weiteren Fällen zusammenarbeiten werden, auch wenn die Anziehung auf persönlicher Ebene womöglich im Vorgrund steht.

    Der Schreibstil ist an sich flüssig, ich stoplerte jedoch ab und an über einige merkwürdige Aussagen bzw. womöglich über schräge Übersetzungsanteile. Eine 25Jährige beispielsweise immer wieder als 'altes Mädchen' zu titulieren, stößt zumindest in heutiger Zeit auf. Wenig ansprechend fand ich zudem die Lesung durch Julia von Tettenborn. Die ungekürzte Hörbuchfassung (7 Stunden und 58 Minuten) zog sich wohl auch durch den eher leblosen Vortrag oftmals zäh dahin, und die Betonungen - gruselig. Das Königshaus der Tudors spricht sie Französisch aus, das Abendessen Dinner wie ein amerikanisches Lokal usw. Da kann man schon mal zusammenzucken...

    Alles in allem eine eher langatmige Einführung in eine Teatime-Crime-Reihe, die nicht wirklich Lust macht auf die weiteren Folgen. Mal schauen, ob ich Band zwei irgendwann noch eine Chance gebe...

    © Parden

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  1. Cosy-Krimi mit Landhausflair

    Miss Daisy ist eine junge Frau aus gutem Elternhaus, mit den besten Verbindungen zum Adel. Es sind die 20er Jahre und ihr Leben hätte eigentlich in gewissen Bahnen verlaufen sollen, wie Tradition und soziale Konventionen es vorgeben: eine standesgemäße Partie und danach ein Leben als charmante Gattin, mit gepflegten Gartenpartys, Jagdgesellschaften, Tanztee und abendlichen Kartenspielen. Tatsächlich ist ihr Verlobter jedoch im Krieg geblieben, ihren Vater hat die Grippe-Epidemie dahingerafft, und Daisy hat nicht die Absicht, die Hände sittsam in den Schoß zu legen und im Haus ihrer Mutter vom verhältnismäßig bescheidenen Erbe zu leben. Stattdessen arbeitet sie als Journalistin und bedient sich offiziell eines Fotografen, der jedoch nur auf dem Papier existiert, da sie ihr Redakteur einer Frau die Bedienung einer Kamera nicht zutraut.

    Das war mir schon mal sehr sympathisch. Daisy weiß, was sie will – und vor allem weiß sie, was sie nicht will. Sie ist entschlossen, mutig, aufgeschlossen und intelligent, und dabei lässt sie sich nicht in ein gesellschaftliches Korsett zwängen. Da versteht es sich fast von selbst, dass sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen kann, als vor ihren Augen ein Toter aus dem zugefrorenen See gezogen wird, und sich dabei auch nicht davor scheut, mit dem bürgerlichen Inspector Alec Fletcher zusammen zu arbeiten. Der hingegen ist es gar nicht gewöhnt, jemandem vom Adel zu begegnen, der nicht auf ihn herabschaut.

    Dieses Buch ist ein waschechter Cosy-Krimi: das Erzähltempo ist eher gemächlich, die Gewalt hält sich in Grenzen, sogar der Mord ist relativ sauber und wird nicht bis ins kleinste Detail beschrieben. Dafür bekommt man einen Einblick ins Leben des Landadels im England der 1920er, mit viel Atmosphäre und bunten Charakterbeschreibungen. Dabei erfährt man Einiges über das Leben der verschiedenen Akteure, das nicht immer unbedingt etwas mit dem Fall zu tun hat: wer ist in wen verliebt, gibt es im Leben der blutjungen zweiten Frau des Grafen ein skandalöses Geheimnis, wird Daisys Kindheitsfreund es jemals aufgeben, ihr trotz ihrer freundlichen, aber entschiedenen Abfuhren Anträge zu machen?

    Ja, das ist eine sehr malerische, vielleicht ein bisschen kitschige Sicht auf die Zeit und das Leben der Menschen damals. Gut, es erfindet ehrlich gesagt auch das kriminalliterarische Rad nicht neu. Aber es hat seinen ganz eigenen Charme, und das soll auch nicht heißen, dass das Buch nicht spannend ist – nur wandelt Miss Daiys eben eher auf den Spuren von Miss Marple als auf den Spuren von Smoky Barrett. Oder: eher Rosenheim-Cops als Hannibal.

    Mir hat gut gefallen, wie Daisy sich in die Ermittlungen stürzt: kein bisschen zimperlich, dafür aber mit guter Beobachtungsgabe und viel Enthusiasmus. Die Auflösung fand ich gut konstruiert; mir war bis zum Schluss nicht klar, wer den Toten ins Eis befördert hat und warum, aber die Erklärung war in meinen Augen schlüssig und glaubhaft.

    Dass es dabei zwischen Miss Daisy und Inspector Fletcher ein wenig kribbelt, ist meines Erachtens (noch?) erfreulich dezent und kitschfrei! Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich daraus in den Folgebänden eine echte Romanze entwickelt.

    Der Schreibstil liest sich leicht und angenehm, beschreibt dabei aber alles bildlich und lebendig genug, dass man es sich wunderbar vorstellen kann. Die Autorin vermittelt einem das Gefühl, wirklich einen kleinen Blick in die Zeit zu werfen, mit all ihren Gepflogenheiten und gesellschaftlichen Normen.

    Fazit:
    Miss Daisy könnte Fans von Miss Marple begeistern: zwar ist sie mit 25 Jahren weitaus jünger als die so berühmte wie betagte Amateurdetektivin, aber auch sie ist eine kultivierte Lady, die sich mit Enthusiasmus in Ermittlungen stürzt, die sie eigentlich nichts angehen. Während Miss Marple in den 30er Jahren ihr Unwesen treibt, lebt Miss Daisy in den 20ern, entstammt dem Landadel und besteht skandalöserweise darauf, sich ihren Lebensunterhalt mit Journalismus zu verdienen. In diesem ersten Band begibt man sich mit ihr ins Herrenhaus Wentwater Court, wo sie eigentlich nur einen Artikel über das Anwesen schreiben will, stattdessen aber messerscharf feststellt, dass ein vermeintlicher Schlittschuhunfall in Wirklichkeit Mord sein muss.

    Für Fans von blutigen Gemetzel oder psychopathischen Serienkillern ist dies ganz bestimmt nicht das Richtige, aber wer gelegentlich gerne einen malerischen Kuschelkrimi mit gemütlichem Tempo und historischem Ambiente liest, sollte es mal mit Miss Daisy versuchen. Die Charaktere sind bunt und lebendig, der Fall schön konstruiert, die Sicht auf die 20er Jahre eventuell ein bisschen geschönt, aber charmant, und die Auflösung solide und unerwartet.

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  1. Amüsant, spannend und "very british"

    Carola Dunn entführt die Leser mit „Miss Daisy und der Tote auf dem Eis“ ins England des Jahres 1923. Es sind die Goldenen Zwanziger, auch wenn viele Familien noch mit den Nachwirkungen des 1. Weltkriegs kämpfen, Erben sind gefallen, Vermögen sind geschmolzen und auch beim konservativen Landadel ändern sich die Zeiten. Daisy Dalrymple muss nach dem Tod des Vaters auf Luxus verzichten. Sie nimmt ihr Leben in die Hand und möchte als Journalistin arbeiten. Ein Artikel über ein malerisches Herrenhaus, Wentwater Court soll ihr den Einstieg ermöglichen. Dank ihrer Abstammung verfügt man über genügend gemeinsame Bekannte und Daisy wird wie ein Gast herzlich empfangen. Das Wochenende bleibt nicht ungetrübt, ein Hausgast liegt ermordet auf dem zugefrorenen Teich, die junge zweite Frau des Adligen scheint einiges zu verschweigen und der älteste Sohn des Grafen hat auch keine blütenreine Weste.
    Dank Daisys unbestechlichem Blick und ihren Verbindungen kann sie dem netten Inspector Fletcher hilfreich zur Seite stehen.

    Wer englisches Landleben mag und sich bei „Downton Abbey“ gut unterhielt, wird auch mit diesem Cosy Krimi seine Freunde haben. Unterhaltsam und stilsicher geschrieben, lässt er charmant eine untergegangene Ära aufleben. Die Figuren sind allesamt mit einem Augenzwinkern charakterisiert, ob zarte junge Damen oder flegelhafte Erben und Lebemänner. Die praktische Daisy, die schon ganz der Moderne des 20. Jahrhunderts angehört, selbst ihre Fotos entwickelt und keine Berührungsängste mit dem Inspector hat, obwohl er nicht ihrer Gesellschaftsschicht angehört, ist eine liebenswerte Hauptfigur. Die Leserinnen und Leser werden ihr sicher gern noch auf weiteren Abenteuern folgen.

    Wenn man sich dann zur Lektüre noch einen schönen Earl Grey und ein feines Gurkensandwich gönnt, steht einem gelungenen Lesenachmittag nichts mehr im Weg.

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