Menschliche Dinge: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Menschliche Dinge: Roman' von Karine Tuil
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Inhaltsangabe zu "Menschliche Dinge: Roman"

Ein Balzac unserer Zeit.« Le Parisien Ausgezeichnet mit dem »Prix Goncourt des Lyceens« und dem »Prix Interallié«. Die Farels sind schön und reich, haben Einfluss und Macht: Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle, bekannt für ihr feministisches Engagement. Ihr Sohn Alexandre, gutaussehend, sportlich, eloquent, studiert an einer Elite-Uni. Eine Familie wie aus dem Bilderbuch, könnte man meinen. Doch eines Morgens steht die Polizei bei den Farels vor der Tür, eine junge Frau hat Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Die glanzvolle gesellschaftliche Fassade zeigt gefährliche Risse. Inspiriert vom "Fall Stanford" und vor dem Hintergrund der #MeToo-Debatte, erzählt Karine Tuil in Menschliche Dinge von den Auswüchsen einer Gesellschaft, die auf Leistung und Selbstdarstellung getrimmt ist, in der sich jeder nimmt, was er haben will.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
Verlag:
EAN:9783546100021

Rezensionen zu "Menschliche Dinge: Roman"

  1. Ein aktuelles Thema, leider teilweise einseitig erzählt

    „Das war vielleicht die einzige Lektion, die er aus den schweren Zeiten mitgenommen hatte: Alles, ausnahmslos alles im Leben konnte von einem Moment auf den anderen aus den Fugen geraten.“ (Zitat Pos. 713)

    Inhalt:
    Alexander Farel, einundzwanzig Jahre alt, ist hochbegabt, smart, ehrgeizig und durch seine ebenfalls erfolgreichen Eltern auf Karriere eingestellt. Dass er gleichzeitig sensibel und wegen des permanent hohen Leistungsdrucks etwas unsicher ist, kann er verbergen. Sein Vater Jean Farel ist ein bekannter Journalist, seit Jahren hat er eine eigene Politshow. Seine Mutter Claire, siebenundzwanzig Jahre jünger als ihr Ehemann, ist eine bekannte Fachautorin. Am Abend des Tages, an dem Jean Farel vom Präsidenten den Orden der Ehrenlegion erhält, ist Alexander zu einer Party bei Studienfreunden eingeladen. Die Stimmung steigt und einer der Freunde schlägt eine Challenge vor …

    Thema und Genre
    In diesem Roman geht es um Erfolg, Öffentlichkeit, Medienpräsenz und die Brüchigkeit von Beziehungen zwischen Mann und Frau, besonders in Zeiten von #MeToo. Das Kernthema ist die Frage nach Schuld oder Unschuld in einer juristischen Grauzone.

    Charaktere
    Die Protagonist*innen sind Menschen unserer modernen Gesellschaft. Jean ist mit siebzig Jahren in einem Alter, wo der Sender ihn und seine Sendung durch jüngere Moderatoren und Formate ersetzen will, doch er ist nicht bereit, sich zurückzuziehen. Der Schutz seiner Familie ist ihm wichtig, und er trifft für alle die Entscheidungen, bedingungslos und konsequent, obwohl seine Ehe mit Claire längst gescheitert ist. Alexander studiert mit hervorragenden Leistungen und ist auf dem Weg zur eigenen Karriere, als ein Ereignis ihn völlig aus der Bahn wirft. Mila ist eine introvertierte junge Frau mit psychischen Problemen. Es ist nicht klar, ob sie wirklich nur Gerechtigkeit will, oder unbewusst zum Rachewerkzeug ihrer Mutter wird.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte spielt Ende 2015 und Anfang 2016, sowie zwei Jahre später. Sie umfasst drei Hauptteile. Der erste Teil zeigt die Ausgangssituation, das Leben der einzelnen Charaktere, ergänzt durch Erinnerungen und Gedanken. Teil zwei beschreibt die Zeit der Ermittlungen und Teil drei den entsprechenden Gerichtsprozess. Die gesamte Handlung ist eine kritische Darstellung der Umgangsformen zwischen Mann und Frau, der aktuell geltenden Gesellschaftsnormen, ihrer Ursachen und Auswirkungen. Die flüssig zu lesende, sachliche Sprache ist berichtet multiperspektivisch.

    Fazit
    Obwohl im Laufe der Handlung mehrmals von einer juristischen Grauzone und zwei Wahrheiten die Rede ist, bewegt sich dieser Roman sehr nahe am Schwarz-Weiß-Denken. Mögliche Hintergründe für eine alles entscheidende Anzeige werden kurz erwähnt, aber nicht weiter verfolgt und die Geschichte bleibt für mich zu einseitig auf den Opferstatus orientiert. Andererseits regt gerade diese Vielschichtigkeit des Themas und der Sichtweisen zum Nachdenken an und macht den Roman lesenswert.

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