Menschen und andere seltsame Wesen

Buchseite und Rezensionen zu 'Menschen und andere seltsame Wesen' von  Monika Loerchner
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Menschen und andere seltsame Wesen"

Format:Taschenbuch
Seiten:244
Verlag: Hybrid Verlag
EAN:9783967411751

Rezensionen zu "Menschen und andere seltsame Wesen"

  1. 4
    19. Dez 2022 

    Kurzweilige Geschichten in einer Genre-Potpourri-Sammlung

    In ihrer Anthologie versammeln Monika Loerchner (geb. 1983)und Leveret Pale aka Nikodem Skrobisz (geb. 1999) 22 Kurzgeschichten aus zwei Jahren kreativer Zusammenarbeit. Dabei entstand eine Geschichte, an der beide Autor:innen mitgewirkt haben, die restlichen teilen sich in Geschichte von der einen und der anderen Person auf. Inhaltlich rangieren die Geschichten zwischen verschiedensten Genres. So gibt es viele phantastische Geschichten, einige skurrile, aber auch richtig böse und blutrünstige. Auf mich machten dabei die meisten den Eindruck, dass sie mit einem Augenzwinkern zu lesen sind. Zwei meines Erachtens tiefgründigere, ernstere Geschichten tauchen ebenso auf.

    Es ist schwer diese wilde Sammlung an Kurzgeschichten der beiden Autor:innen zusammenzufassen, da man hier viele Topoi in einen Topf werfen müsste. So tauchen in einer Geschichte scheinbar durch eine Ansteckung psychotisch und damit gewalttätig gewordene Menschen auf, in einer anderen Zombies, in einer weiteren sprachfähige Tiere, Aliens oder Drachen. Aber auch die Geschichten mit „nicht-phantastischen“ Menschen sind skurril und abwegig. Menschen zeigen hier ungewöhnliche Verhaltensweisen, die häufig gegen andere Menschen gerichtet sind.

    Sprachlich variieren die Geschichten recht stark. Sind manche stilistisch sehr einfach gehalten, können andere durch tolle Beschreibungen und Tiefe glänzen. Meines Erachtens merkt man den Unterschied in Schreib-/Lese- und eventuell auch Lebenserfahrung den unterschiedlichen Generationen an, denen die beiden Autor:innen angehören. So konnten mich meist die Texte von Loerchner sprachlich mehr überzeugen, besser ins das Geschehen ziehen und die Atmosphäre entsprechend vermitteln. Nichtsdestotrotz zeigt auch Pale in der ein oder anderen Geschichte seine Stärken und kann mit den entsprechenden Geschichten herausstechen.

    Mit einer abschließenden Bewertung dieser Sammlung tue ich mich jedoch schwer, da die einzelnen Geschichten so stark in stilistischer Qualität, Genre und Inhalt variieren. Ich bin ganz ehrlich, mir hat zum Beispiel die erste Geschichte eher weniger gefallen. Hätte ich diese als Leseprobe vorab gelesen, hätte ich wohl das Buch nicht im Gesamten weiterlesen wollen. Im Gesamtpaket habe ich sie aber für mich als reine trashige Splatter-Geschichte verbucht. Andere mitunter sehr blutrünstige und einfach übertrieben gewalttätige Geschichte, musste ich lesen, weil sie nun einmal im Buch dazugehören, habe sie aber nicht sonderlich gern gelesen. Das ist einfach nicht das, was ich gern lese. Da haben mir die unerwarteten Szenarien und so manch eine unvorhersehbare Wendung am Ende der ein oder anderen Geschichte schon besser gefallen. Ich habe auch das Gefühl, dass das Cover des Buches mich nicht ausreichend auf die gewalttätigen Inhalte vorbereitet hat. Das Cover sieht dafür viel zu ausgeglichen, lieb, gewöhnlich aus. Erst nach der Lektüre erkennt man, dass sich so einige Protagonisten auf das Cover verirrt haben.

    Was mich nachdenklich gestimmt hat während der Leserunde, an der ich zusammen mit Loerchner und Pale teilnehmen durfte, dass ich bei zwei Geschichten von Loerchner mit sehr ernsten, tiefgründigen Themen (Vergewaltigung und Selbstmordgedanken) diese beim Lesen nicht als solche erkannt habe. Bei der Geschichte, in welcher die Vergewaltigung implizit erwähnt wird, habe ich diese nicht einmal als solche identifizieren können. Auch anderen Teilnehmer:innen ist dies so ergangen. Meine Vermutung ist, dass diese Geschichten zwischen den vielen skurrilen, unterhaltsamen Geschichten untergegangen sind. Sie würden vielleicht besser in eine andere Geschichtensammlung passen, um dort besser im Kontext verstanden zu werden.

    So schwanke ich abschließend sehr bezüglich der Sternebewertung. Mein persönlicher Leseeindruck bewegt sich eher im 3-Sterne-Bereich. Da ich jedoch wenig Leseerfahrung mit Krimi-, Thriller-, oder blutrünstigen Geschichten (Horror?) habe, kann ich diese nur schwer im Kontext der Genre einschätzen. Mir fehlen hier die Vergleichsmöglichkeiten. Manche Geschichten waren für mich eher banal in ihrer Aussage und andererseits gab es aber auch die ein oder andere Perle (z.B. „Delphys Mobil-Reisen“, „Im Wald“, „Gülen hat es satt“) in der Sammlung. Man sollte sich jedenfalls eher auf Geschichten aus dem kurzweiligen Unterhaltungssektor einstellen und am besten selbst ein Bild machen. Unter diesem Gesichtspunkt und weil ich es grundsätzlich toll finde, dass sich diese beiden Menschen zusammengetan haben, um gemeinsam ein Buch zu veröffentlichen, runde ich meine 3,5 Sterne jetzt einfach auf die ganze Bewertungszahl 4 auf.

    3,5/5 Sterne

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