Max: Roman

Rezensionen zu "Max: Roman"

  1. Mitreißend erzählt: das unglaubliche und verrückte Leben des Dad

    Romanbiografie über das dramatische Leben des Surrealisten Max Ernst, verbunden mit den sechs wichtigsten Frauen seines Lebens

    Es ist eine Biografie, ein Roman, eine Kunst- und Zeitgeschichte und das alles kurzweilig, aber anspruchsvoll erzählt, für mich ein Highlight.

    "Mein Vagabundieren, meine Unruhe", so nennt es Max Ernst selbst. Er vagabundierte in seinen Beziehungen, er vagabundierte durch die reale Welt und die der Kunst. Das lag aber nicht nur an ihm, sondern auch an den Zeiten: Teilnahme am Ersten Weltkrieg, Mitbegründer von DADA und Surrealismus, Leben in Deutschland, Frankreich, den USA, Internierung und Flucht. Das war ein so außergewöhnliches, abenteuerliches und reich gefülltes Leben wie man es kaum erfinden könnte.

    Im Rahmen seiner Lebensgeschichte von der Geburt bis zum Tod lernen wir die wichtigsten Frauen kennen (es gab noch viele andere …) und sehen Max auch durch ihre Augen. Da sind:

    Seine erste Ehefrau und Mutter seines einzigen Sohnes, die Kölner Jüdin und Kunsthistorikerin Luise (Lou) Straus, die ménage-à-trois in Paris mit seinem Seelenfreund Paul Éluard und dessen Frau Gala, die später Dalís Frau und Muse wurde, die zweite sehr junge französische Ehefrau Marie-Berthe Aurenche, die leidenschaftliche Liebe zwischen ihm und der jungen Engländerin Leonora Carrington, seine dritte Ehefrau, die amerikanische Millionärin und Kunstsammlerin Peggy Guggenheim und dann endlich die Malerin Dorothea Tanning, seine vierte Ehefrau, bei der er zur Ruhe kommt und mit der er bis zu seinem Tode lebt.

    Es geht aber nicht nur um Frauen, sondern wir erfahren eine Menge über die Geschichte der damaligen Zeit, über Dada und den Surrealismus, über Maltechniken und das alles in einer teilweise außergewöhnlichen Sprache, der jeweiligen Person angepasst, mal expressionistisch, mal wie ein dadaistisches Wortspiel. Ganz nebenbei lernt man durch wenige verständliche Sätze das Wesentliche einer Kunstrichtung oder etwas über Kunst überhaupt. Der Autor Markus Orths in einem Interview:

    "Meine kreative Kraft ging in die Sprache, die Ausgestaltung der Szenen, Monologe, Dialoge, erfundene Briefe, in die Dramaturgie und die Perspektivenwechsel etc."

    Erwähnt werden muss noch, dass die Fakten stimmen, denn es gab ein Fachlektorat des wissenschaftlichen Leiters des Max Ernst Museums Brühl, so dass die Richtigkeit von Daten, Titeln, Orten und Ausstellungen garantiert ist.

    Leider gibt es keine Fotos, aber das hätte den (finanziellen) Rahmen des Buches sicher gesprengt. Zum Glück kann jeder im Internet eine Menge dazu finden. Orths Buch verlockt geradezu, sich näher mit Max Ernst und dem Surrealismus zu beschäftigen oder wieder einmal das großartige Max-Ernst-Museum in seiner Geburtsstadt Brühl – zwischen Köln und Bonn – zu besuchen.

    (vor 6 Jahren gelesen und rezensiert)

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