Mauertänzer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Mauertänzer: Roman' von Andrea Busfield
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mauertänzer: Roman"

Für Fawad ist Afghanistan das Land der Abenteuer, der Poesie und der Traditionen - trotz des beschwerlichen Alltags im kriegsgezeichneten Kabul. Als der Elfjährige mit seiner Mutter in eine WG mit westlichen Journalisten zieht, bleibt der Kulturschock nicht aus: Der trinkfeste James sitzt halbnackt in der Sonne, die blonde May schwärmt für Frauen, und die emanzipierte Georgie liebt einen mächtigen Paschtunen. Fawad will seine Mutter vor diesen Sünden beschützen, zugleich ist er hingerissen von der fremden Lebensweise.

Format:Taschenbuch
Seiten:346
EAN:9783746626017

Rezensionen zu "Mauertänzer: Roman"

  1. 5
    19. Jan 2016 

    Andrea Busfield: MAuertänzer

    Worum geht es?
    Andrea Busfield hat als Journalistin eine entscheidende Zeit ihres Lebens in Afghanistan verbracht Und seitdem lässt sie dieses Land nicht mehr los. Sie schreibt darüber:
    Auch wenn das Leben hier in vielfältiger Weise hart und gefährlich ist, ist Afghanistan doch ein Land des Lachens und des Lichts, des Mitgefühls und des Lebensmuts. Es ist ein Land, das viele Menschen vor mir begeistert hat und noch viele nach mir begeistern wird. Und es ist ein Land, in das ich mich mit Haut und Haar verliebt habe.
    Und so nutzt sie eine Zeit ihres Lebens, die sie nicht in Afghanistan verbringen kann, dafür, über dieses Land einen Roman zu schreiben. Herausgekommen ist der Roman „Mauertänzer“, in den sie ihre Begeisterung für dieses uns so düster erscheinende Land auf oftmals humorvolle, auf jeden Fall aber Interesse weckende Art und Weise hineinpackt. In den Mittelpunkt stellt sie dabei das Nebeneinander und Aufeinandertreffen des traditionellen afghanischen Lebens mit dem Leben des Ausländertrosses, der seit den späten 70er Jahren das Land aus den unterschiedlichsten Gründen mit bevölkert. Als Erzähler des Romans wählt sie einen kleinen Jungen – Fawad – eine Figur, die die kulturellen Unterschiede faszinierend findet und zugleich durch die Geschehnisse der letzten drei Jahrzehnte nicht so geschädigt ist, dass sie keine Freude am Leben entwickeln könnte. So befrachtet sie aus der Sichtweise dieses Jungen ihre Geschichte nicht mit historischen und politischen Dingen, sondern schafft eine Liebeserklärung an das Leben in Afghanistan, die dem Leser durchaus nachvollziehbar erscheint.
    Fawad lebt ohne Vater mit seiner Mutter in Kabul. Die Mutter versucht die kleine Familie mit den wenigen Mitteln, die ihr als Frau in dieser Gesellschaft zur Verfügung stehen, durchzubringen und nimmt die Arbeit als Hauswirtschafterin in einem nicht ganz normalen Ausländerhaushalt an, in dem Fawad dann Kulturen aufeinandertreffen sieht, beide Seiten für sich testet und auf beiden Seiten auch Gutes findet.
    Und obwohl mir, alo ich ins Bett ging, das Verhältnis der Ausländer zu Jesus immer noch nicht klarer war, hoffte ich doch, dass sie zu seinem nächsten Geburtstag noch hier waren.
    Mit dem Schicksal von Fawad werden im Roman eine ganze Reihe von Themen verknüpft, die wir auch normalerweise mit dem Leben in Afghanistan verbinden würden: Kinderarbeit, Verschleppung von Frauen, Tod durch Bombenattentate und vieles mehr. Der Kulturclash ist dabei für den Leser – genauso wie für Fawad – nicht immer einfach aufzulösen. Denn Richtig und Falsch / Gut und Böse und vor allem Verstörendes sind auf beiden Seiten zu finden.
    Ich hatte ja immer schon gewusst, dass der Westen voller verrückter Ideen war, dass zum Beispiel Wissenschaftler dort erklärten, wir stammten vom Affen ab. Aber das hier war wirklich unglaublich. Ich beschloss, sobald ich die Nationalhymne gelernt hatte, einen Brief an Präsident Karzai zu schreiben, um ihn zu warnen. Es gab offenbar so was wie zu viel Demokratie, und das musste er wissen.
    Mein Fazit:
    Eine absolut lesenswerte Auseinandersetzung mit einem Land, das uns sonst so ganz anders begegnet, und gerade das macht das Buch so reizvoll für den Leser. Durch den bauernschlauen Blick des Jungen Fawad erfährt er das Schreckliche aber auch das Liebenswerte aus dem Leben in diesem Land. Nichts ist ganz so, wie es uns die Nachrichten vermitteln. Sicher ist es auch nicht so, wie uns Andrea Busfield in ihrer Liebenserklärung an Afghanistan vermittelt. Aber ich jedenfalls würde etwas vermissen, hätte ich diese Sichtweise über das Land nicht kennen gelernt für das Nachdenken über ein Land, dem wir unsere militärische und finanzielle Hilfe geben.
    Von mir: 5 Sterne

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