Makarionissi oder Die Insel der Seligen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Makarionissi oder Die Insel der Seligen: Roman' von Vea Kaiser
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4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Makarionissi oder Die Insel der Seligen: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:464
EAN:9783462049282

Rezensionen zu "Makarionissi oder Die Insel der Seligen: Roman"

  1. 4
    22. Mär 2023 

    In Griechenland- vom Bürgerkrieg bis zur Finanzkrise

    Der Roman “Makarionissi” von Vea Kaiser erzählt die Geschichte von Lefti und Eleni, zwei Griechen aus einem verarmenden Bergdorf im nördlichen Griechenland. Einstmals begünstigt vom Salzhandel, der genau durch das Dorf führte, fehlen im 20. Jahrhundert die Möglichkeiten und Perspektiven, das Dorf und sich selber nach vorne zu entwickeln. Zudem ist das Dorf zerrrissen von den gesellschaftlichen Gräben, die der Bürgerkrieg zwischen Royalisten und Kommunisten hinterlassen hat. Lefti und Eleni sind Cousin und Cousine und sich von Kindestagen an von ihren Familien versprochen. Sie sind schon in der Kindheit durch eine tiefe Freundschaft und inneren Zusammenhalt verbunden, doch Heirat? – nein, Heirat kommt für Eleni nicht in Frage, denn Heirat in ihrer Gesellschaft bedeutet die Aufgabe von Träumen und eigenen Zukunftsplänen der Frau, ist doch nach der Heirat die Rolle der Frau in der Ehe und Familie klar und eindeutig vorherbestimmt. Und Träume hat Eleni große und viele. Politikerin wäre sie am liebsten. Lefti kämpft um sie und um etwas, was an eine Heirat gegen die bestehenden Widerstände von Eleni ermöglichen könnte. Seine Chance bekommt er dann auf ganz ungewöhnliche Art und Weise. Eleni droht aufgrund ihrer politischen Aktivitäten die Festnahme und Gefängnis. Freiheit erlangen kann sie nur dadurch, dass die Hochzeit mit Lefti stattfindet und ihr dadurch die Fesseln angelegt werden, die sie immer so gefürchtet hat. Zwischenzeitlich blutet das Dorf immer mehr aus. Angesichts der Perspektivlosigkeit setzen sich immer mehr junge Leute ins Ausland ab, um dort wirtschaftlich bessere Möglichkeiten zu bekommen und zu nutzen. Und auch Lefti und Eleni verlassen ihr Dorf und gehen nach Deutschland zum Arbeiten. Dort landen sie in der eher langweiligen Kleinstadt Hildesheim, wo Lefti sich sehr gut integrieren und in das deutsche Leben einpassen kann. Eleni dagegen bleibt dort Außenseiterin und findet nur Freude in Gesellschaft anderer Griechen, die wie sie die Militärmacht, die sich in der Zwischenzeit im Heimatland an die Macht geputscht hat, bekämpfen. Eleni und Lefti leben sich immer mehr auseinander und irgendwann hat jeder von ihnen einen neuen Partner gefunden. Sie trennen sich auf unspektakuläre Art und Weise und führen von nun an ein vollkommen anderes Leben. Lefti geht mit seiner neuen Frau nach Österreich und eröffnet ein griechisches Restaurant. Eleni trennt sich auch von ihrem neuen Partner, macht eine Zwischenstation in Amerika, bevor sie dann mit einem amerikanischen Griechen in dessen Heimatort zurückkehrt: auf die Insel Makarionissi, wo nach vielerlei Verwicklungen am Ende eine Wiedervereinigung der Akteure stattfinden wird.
    Mit der Geschichte der beiden Akteure und deren Familien gelingt es Vea Kaiser leichtfüßig einen Abriss der griechischen Zeitgeschichte im Hintergrund der Familiengeschichten zu gestalten. Dazu muss ganz sicher an der ein oder anderen Stelle das Geschehen geglättet und geschönt werden. Und doch funktioniert der Roman mit seinem Verweben von privater und öffentlicher Geschichte und er ist dazu noch wirklich unterhaltend, so dass ich für den Roman hier gern 4 gute Sterne vergebe. Ein Buch, das vor allem für einen Griechenlandurlaub einen guten Hintergrund liefert und bessere Einsichten in die Kultur und Gesellschaft der Griechen liefern kann.

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  1. 4
    03. Jun 2019 

    Insekten der Sehnsucht

    In einem kleinen griechischen Bergdorf sind die Zeiten vorbei, in denen die Salzstraße Reichtum und Wohlstand brachte. Die alte Maria hat noch Teile der guten Zeichen kennengelernt und für ihre Familie möchte sie diese erhalten. Dabei spinnt sie die Fäden, was sich nicht immer zum Besten der Versponnenen auswirkt. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, dass die Kinder ihrer Töchter heiraten. Eleni und Lefti sind in ihrer Kindheit ein Herz und eine Seele. Doch Eleni möchte lieber eine Heldin sein als heiraten. Sie engagiert sich politisch, was sie kurzzeitig ins Gefängnis bringt. Es bleibt ihr nur die Heirat mit Lefti, mit dem sie gemeinsam nach Deutschland geht.

    Letztlich über fünf Generationen spannt sich diese herzerwärmende Familiengeschichte, begonnen mit Maria, deren Töchter, Elenie und Lefti, Elenis Tochter Aspasía, deren Söhne Iannis und Manolis. Sie sind mit bei den ersten Griechen, die es nach Deutschland verschlägt. Ein Arbeitsvertrag ist in den 1960ern die heiß ersehnte Eintrittskarte. Während es Lefti, der sich schon immer durch Pünktlichkeit ausgezeichnet hat, nach einiger Zeit und nachdem er seine Deutschlehrerin Trudi näher kennengelernt hat, zöge es Eleni eher in die Welt der Politik, wäre da nicht der charmante Musiker Otto. Unter diesen Umständen ist die junge Ehe zum Scheitern verurteilt.

    Mit viel Wärme und Herzlichkeit beschreibt die Autorin die Geschichte einer griechisch-internationalen Familie beginnend ungefähr 1956 bis in die heutigen Tage. Temperamentvoll sind die Familienmitglieder, manchmal etwas überschäumend im Ausdruck, aber zurückhaltend mit Gefühlen. Man sieht förmlich wie Eleni mit wilder Lockenpracht durchs Leben stürmt und Lefti eher ruhig nach seinem Glück sucht. Manchmal sind es Sekunden, die dem Leben eine andere Wendung geben. Schweren Zeiten folgen glückliche Tage geradeso wie im echten Leben. Neue Erdenbürger werden willkommen geheißen und von anderen heißt es Abschied nehmen. An manchem zerbricht die Familie fast, doch immer ist ein gewisser Zusammenhalt zu spüren. Und wenn man irgendwann das Buch zuschlägt im Bedauern, dass man gerne noch weitergelesen hätte, ist man doch bestens unterhalten von dieser Reise durch verschiedene Generationen und etliche Länder der Welt.

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