Mädelsabend: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Mädelsabend: Roman' von Anne Gesthuysen
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mädelsabend: Roman"

Oma und Enkelin – zwei starke Frauen vom Niederrhein und die Frage: Wie viel Ehe verträgt ein erfülltes Leben?
Eine Ehe steht nach sechzig Jahren vor dem Aus – und eine junge Mutter ringt um eine Entscheidung, die nicht nur ihr Leben bestimmen wird. Ruth und Walter leben seit Ruths Sturz im Seniorenheim Burg Winnenthal. Walter möchte am liebsten sofort zurück nach Hause, die vielen lebenslustigen Witwen hier sind ihm unheimlich. Ruth hingegen genießt die Gesellschaft von Gleichgesinnten. Sie lauscht den Lebensgeschichten der anderen Frauen und singt endlich wieder im Chor. Keine zehn Pferde werden sie hier wegbringen. Als ihre Enkelin Sara, Mutter eines kleinen Sohnes, die Zusage für ein Forschungsstipendium in Cambridge erhält und von ihrem Mann vor eine Entscheidung gestellt wird, sucht sie Rat bei Ruth. Geschickt verwebt Anne Gesthuysen Gegenwart und Vergangenheit und erzählt von einem bewegten Frauenleben am Niederrhein, das den Bogen vom Zweiten Weltkrieg über die piefigen Fünfziger- und die wilden Siebzigerjahre bis in die Jetztzeit spannt. Von der Liebe und kuriosen Hochzeitsbräuchen, von Karnevalstraditionen und Anti-AKW-Treckerfahrten. Von den Herausforderungen einer Jahrzehnte währenden Ehe, von patriarchalen Machtstrukturen und gesellschaftlichen Umbrüchen. Humorvoll, warmherzig und feinfühlig spürt sie der Frage nach, was zwei Menschen zusammenhält und welche Bedeutung Freiheit und Selbstverwirklichung haben. Eindrücklich zeigt sie, dass es keine einfachen Antworten gibt, nur individuelle Wege zum Glück.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
EAN:9783462051506

Rezensionen zu "Mädelsabend: Roman"

  1. Was ist das Leben einer Frau wert?

    Bereits mit ihrem ersten Roman konnte mich die Autorin begeistern, weshalb ich voller Vorfreude dieses Buch in die Hände nahm.

    In der Geschichte geht es um Ruth und ihre Enkelin Sara. Beide haben als Frauen ihr Päckchen zu tragen. Werden sie sich für oder gegen ihre Männer entscheiden?

    Bereits auf den ersten Seiten nahm mich die Handlung enorm gefangen, denn es beleuchtet das Frauenbild in der Bundesrepublik ab 1941. Begeistert war ich vor allem deswegen, weil ich dazu kaum etwas weiß, da sowohl meine Eltern als auch ich selbst in der DDR groß geworden sind und mir beim Lesen sehr schnell klar wurde, dass es zwischen den beiden Ländern doch enorme Unterschiede gab.

    Die Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet und man kann sich gut mit ihnen identifizieren. Während Sara für die moderne Frau von heute steht, ist ihre Großmutter Ruth diejenige, die noch leben musste wie ihre Eltern und später ihr Mann es von ihr wollten.

    Richtig spannend fand ich zu erleben wie das Ehepaar Ruth und Walter im Alter miteinander umgehen. Die Autorin hat sehr gut herausgearbeitet, dass eine so lange Beziehung und Ehe Spuren bei beiden Partnern hinterlässt.

    Bis zur Mitte las sich der Roman so fesselnd, dass ich nicht mehr aufhören wollte mit der Lektüre.

    Leider gibt es ab der Mitte der Handlung eine Art Bruch, zumindest habe ich es so empfunden. Plötzlich wird der Leser vor vollendete Tatsachen gestellt, obwohl man sehr gehofft hatte, dass man die Situationen im Buch erleben darf. Dazu kommt es aber leider nicht.

    Fazit: Ich habe das Buch gern gelesen, allerdings konnte es meine Erwartungen nicht zu hundert Prozent erfüllen. Gute Unterhaltung mit Luft nach oben. Für Leser, die Familiengeschichten mögen ideal.

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  1. Familiengeschichte

    Mit 88 und 90 Jahren zieht das Ehepaar van Rennings in eine Seniorenresidenz. Ruth blüht richtig auf. Endliche Freunde und Menschen um sie herum, ein Singkreis und vieles mehr. Ihre Ehe war lieblos, ihr Ehemann war der „Herr im Haus“ und lebte das auch aus. Seine Frau durfte keine Entscheidung treffen, zusammen mit dem unleidlichen Schwiegervater hat er ihr elterliches Vermögen an sich gebracht und ihren Willen gebrochen. Kein Wunder das Walter den Aufenthalt in der Seniorenresidenz nicht genießt, die Freiräume seiner Frau sieht er mit Widerwillen.
    In Rückblenden und Erinnerungen erfahren wir viel über Ruths Leben in den vergangenen Jahrzehnten, ihre kleinen Rebellionen, wie sie aber auch bei Widerstand sofort einknickt und sich in ihre Rolle fügt. Wie sie selbst sagt, hatte sie keinen Kampfgeist. „Sie war die Frau, die sich mit dem zufrieden gibt, was sie hat.“
    Sara ist Ruths Enkelin, sie hat es nicht leicht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Als sie die Möglichkeit erhält in Cambridge ein Forschungsstipendium zu bekommen und ihre Habilitation voranzutreiben, wird ihre Partnerschaft auf eine harte Probe gestellt.
    Zwei Frauen, durch 6 Jahrzehnte voneinander getrennt, sehen sich vor ähnliche Probleme gestellt. Anne Gesthuysen hat einen Roman geschrieben, der sich leicht und unterhaltsam liest, aber nicht nur zwischen den Zeilen den Geschlechterkampf thematisiert. War in den 50iger Jahren noch per Gesetz die Frau als rechtloses Wesen ihrem Gatten unterstellt, ist es heute der vielfache Druck der auf berufstätigen Frauen lastet. Wie sollen sie ihre eigenen Karrierewünsche verwirklichen, wenn Partner und Kind darunter leiden? Geht das denn überhaupt ohne ein permanentes schlechtes Gewissen?
    In Sara und Ruth hat die Autorin die Rolle der Frauen verdichtet, deshalb wirkten die Figuren auch für mich etwas überladen und manche Szene zu melodramatisch. Aber Denkanstöße bringt jeder Absatz. Gerne hätte ich etwas mehr von Sara gelesen, deren Entscheidungen und deren Leben kam, besonders im letzten Drittel, zu kurz. Deshalb wirkten zwei entscheidende Szenen mit Sara und ihrem Ehemann aufgesetzt und übertrieben, denn Entwicklung bis zu den Ausbrüchen fehlte völlig.
    Ich finde den Roman durchaus gelungen und die Denkanstöße lassen ihn nachwirken. Dennoch wurden meine Erwartungen an das Buch nicht ganz erfüllt.
    3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

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