Mado: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Mado: Roman' von Wolfgang Franßen
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Inhaltsangabe zu "Mado: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:376
Verlag: Europa Verlag
EAN:9783958903654

Rezensionen zu "Mado: Roman"

  1. Von der Hoffnung dem eigenen Milieu zu entkommen ....

    Mado hat genug von der Kneipe ihrer Mutter, den anzüglichen Bemerkungen der Männer, ihrer Schwester und der Enge ihres Herkunftsortes in der Bretagne. Sie geht nach Paris, um dort frei von ihrer Vergangenheit, fern ihrer Familie ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Doch ihr Freund ist gewalttätig; er beleidigt, missbraucht und vergewaltigt Mado und sperrt sie aus Eifersucht sogar in der Wohnung ein. Mado wehrt sich, schlägt mit einem Pokal zu und glaubt ihren Freund ermordet zu haben. Fluchtartig verlässt sie Paris, kehrt in die Bretagne zurück, vertraut sich ihrer Großmutter an, die verspricht alles in Ordnung zu bringen. Die Großmutter mit krimineller Vergangenheit ist für mich eine der stärksten vielschichtigsten Charaktere des Romans. Zu ihr konnte ich beim Lesen ein Bindung aufbauen, was mir bei den meisten anderen Protagonisten nicht gelungen ist.
    Mado glaubt schwanger zu sein, tanzt, betrinkt sich, dröhnt sich zu, hat Geldnöte und lässt sich mit Thierry als Notlösung ein. Die Ereignisse nehmen ihren Lauf und Mado leidet auch unter der Last, einen Menschen umgebracht haben zu können. Ihr Leben ist von einer großen Leere, Trost- und Perspektivlosigkeit geprägt. Den einzigen Halt findet sie in ihrer Großmutter. Immer mal wieder blitzt der Wunsch nach Veränderung auf. Mado möchte sich kein Leben vorschreiben lassen. Aber wie kann ein Leben aussehen, dem es an Perspektive, Inhalt, Sinnhaftigkeit mangelt? Wie kann ein Mensch Ziele entwickeln, wenn Unterstützung und Vorbilder fehlen? Die Geschichte ihrer Mutter scheint sich bei Mado und auch deren Schwester zu wiederholen - von Generation zu Generation - ein Entrinnen ist schwierig. Die schnörkellosen, eher kurzen, manchmal derben Sätze passen sehr gut zum Inhalt. Der Roman lässt Protagonisten zu Wort kommen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren wurden und zeigt, wie schwierig es ist, andere Wege zu gehen. Ich lese häufig Bücher, die harte Kost sind und verlasse literarisch gerne meine Komfortzone, um andere Lebensrealitäten kennenzulernen. Thematisch hat mich Mado sofort angesprochen. Leider war mir der Mittelteil viel zu lang, brachte die Geschichte nicht voran und alles drehte sich im Kreis. Dieses nicht vom Fleck kommen hätte bestimmt auch kürzer dargestellt werden können. Insgesamt ein ganz guter Roman, der sein Potential leider nicht ausschöpft.

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