Loreley

Buchseite und Rezensionen zu 'Loreley' von  Kai Meyer
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Inhaltsangabe zu "Loreley"

Autor:
Format:Audible Hörbuch
Seiten:0
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EAN:

Rezensionen zu "Loreley"

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    21. Dez 2020 

    Gesänge...

    Auf einer Klippe hoch über dem Rhein ruft ein Mädchen aus einem vergitterten Brunnenschacht. Noch ahnt Ailis, die beim Burgschmied in die Lehre geht, nichts von dem dunklen Geheimnis der Gefangenen. Doch dann geraten Menschen in den Bann des Teufels in Kindsgestalt, und der magische Lockruf der Loreley droht, das Land ins Verderben zu reißen. Nur Ailis kann die Gefahr noch abwenden. Ihr Weg führt sie in das rätselhafte Reich des Spielmannszaubers...

    Wer kennt sie nicht, die Loreley? Die Nixe, die, ihr blondes Haar kämmend auf einem Felsen im Oberrhein, haufenweise Schiffe an eben diesem zerschellen ließ, da die Schiffer, durch ihren wundersamen Gesang betört, abgelenkt waren und nicht auf die Gefahr achten konnten? Doch geht Kai Meyer in seiner Erzählung nicht auf diese bekannte Sage ein - sondern auf eine noch ältere Version aus dem 14. Jahrhundert, in der Zeit von Wilhelm von Katzenelnbogen.

    Trotz der historisch korrekten Bezüge gehört Kai Meyers Erzählung in das Fantasy-Horror-Genre. Ailis ist die Hauptfigur der Erzählung, ein junges Mädchen und die beste Freundin der Grafen-Ziehtochter Fee. Eines Tages beobachtet Ailis, wie der Graf und seine Getreuen Jagd auf ein kleines Mädchen machen und dieses schließlich in einen vergitterten Brunnen sperren. Der Graf lässt sich von Ailis schwören, nie wieder auf den Lurlinberg zu kommen (= der spätere Loreleyfelsen) und vor allem niemandem davon zu erzählen, was sie dort beobachtet hat.

    Doch Ailis zieht es nach einem Jahr doch wieder auf den Berg, wo sie zu ihrem Erstaunen feststellt, dass das kleine Mädchen noch lebt. Befreien kann und will sie es dennoch nicht, weil Ailis die Geschichte zunehmend befremdlicher erscheint. Doch das kleine Mädchen versteht sich auf einen betörenden Gesang, und Ailis entdeckt ihre eigene Fähigkeit, Melodien hinter den eigentlichen Melodien zu hören. Dies bringt sie letztlich in Kontakt mit den Spielmännern, die eben diese Kunst beherrschen - und stürzt sie damit in ein Abenteuer ungeahnten Ausmaßes.

    Es ist schwierig, mehr zu erzählen ohne zu spoilern, aber diese Geschichte hat etwas. 1998 erschien diese Erzählung erstmals und gehört damit wohl zu den älteren Romanen von Kai Meyer. Vermutlich ist sie auch in der Print-Version empfehlenswert, aber der Regisseur dieses Hörspiels hat tatsächlich ganze Arbeit geleistet. Das Spiel mit dem Echo sei hier nur als Beispiel erwähnt - denn eben dieses spielt in der Geschichte eine große Rolle. Auch die begleitende Musik unterstreicht das Unheimliche der Erzählung und sorgt für eine nahezu greifbar düstere Atmosphäre.

    Die verschiedenen Sprecher wurden passend gewählt, und vor allem die Haupterzählerin Gertie Honeck liest hier herausragend. Wer die Film-Triloge 'Der Herr der Ringe' kennt, kann sich vielleicht an die Eingangspassage erinnern, wo die Geschichte der Ringe erzählt wird - daran erinnerte mich die Lesung von Gertie Honeck. Ebenfalls sehr atmosphärisch. Allerdings überlagerten sowohl die Musik als auch die Geräuscheffekte teilweise die Stimmen der Sprecher zu sehr, so dass es nicht immer leicht fiel, der Erzählung zu folgen.

    Alles in allem eine düstere, unheimliche und mystische Erzählung, die durch die gelungene Hörspielumsetzung (ungekürzt, 5 Stunden und 15 Minuten) eine hervorragende Unterhaltung für dunkle Winterabende bietet.

    © Parden

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