Lex Play

Buchseite und Rezensionen zu 'Lex Play' von Roswitha Pörings
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Lex Play"

„Unser Gamer sollte das Gras riechen können, von der Sonne geblendet werden und das Brot schmecken.
Und ich kann dir verraten: Es ist uns gelungen!“

Der 18 jährige Alex Reimann ist Sohn, großer Bruder und Schüler. Ständig fordern seine Eltern, dass er sich mehr in die Familie einbringen soll. Seine Schwester ist nur dann aus seinem Zimmer zu verbannen, wenn er absperrt und in der Schule sitzt er einfach die Zeit ab.
Doch online kennt man ihn als Lex Play. Den Youtube-Gamer mit über einer Million Abonnenten. Seine Freunde hier kennen ihn richtig, auch wenn sie ihn nie gesehen haben.
Als er die Einladung erhält, eine neue Spieltechnologie zu testen, nimmt er neugierig an. Jedoch hat er da noch keine Ahnung, wie real das Spiel wirklich wird.

Ein mitreißendes Jugendbuch für Leser ab 15 Jahren.

Format:Kindle Edition
Seiten:249
EAN:

Rezensionen zu "Lex Play"

  1. Spiel oder Realität?

    Die Grundidee ist in meinen Augen unheimlich spannend, denn ich interessiere mich sehr für die Internetkultur und die ganzen Phänomene, die sie begleiten! In "Lex Play" geht es um eines davon: wie der Titel schon vermuten lässt, das Phänomen "Let's Play". Abertausende von Zuschauern erleben tagtäglich am Bildschirm mit, wie routinierte Gamer ein Computerspiel spielen und das Ganze locker und witzig kommentieren. Dabei kann ein Kanal schon mal so viele Abonnenten erreichen, dass der Betreiber einen richtigen Kultstatus bekommt und sogar von den Werbeeinnahmen leben kann.

    Zuschauen, statt selber zu spielen? Spielen, statt selber zu leben? Ist "Let's Play" damit nicht der Schatten eines Schattens, doppelt aufgewärmte Realität? Das ist vielleicht die eine Meinung, die man darüber haben kann.

    Einfach nur Spaß haben, ohne jemandem dabei weh zu tun? Harmlose Unterhaltung, die entspannt und auch noch Gleichgesinnte über das Internet verbindet? Das wäre eine mögliche andere Position.

    Diese Thematik wird in "Lex Play" unterhaltsam, spannend und originell eingebaut, und das auch noch glaubhaft. Denn im Mittelpunkt steht der junge Alex, der mit seinem Youtube-Kanal monatlich mehr Geld verdient als sein Vater mit seiner "richtigen" Arbeit - und dabei gar nicht mehr weiß, wie er seinen Drehplan, seine Hausaufgaben und das Leben mit seiner Familie unter einen Hut kriegen soll.

    Er war mir direkt sehr sympathisch, mir gefiel sein Humor, und vor allem kam er mir so "echt" vor, wie ein 18-jähriger eben so ist. Ich habe das ganze Buch hindurch immer mit ihm mitgefiebert!

    Im Verlauf der Handlung lernt man vor allem noch Taty und Andi kennen, beide ebenfalls Youtuber, die zum Test dieses revolutionären neuen Spiels eingeladen wurden. Taty fand ich einfach klasse - sie behauptet sich als Mädchen kess und mutig in der Welt der Gamer, die immer noch hauptsächlich von jungen Männern beherrscht wird. Wenn es hart auf hart kommt, ist sie einfallsreich und entschlossen.

    Andi ist ein bisschen unbeholfen, ein bisschen übergewichtig und hat manchmal einen etwas nervigen Humor. Und trotzdem ist er schlichtweg knuffig und liebenswert, und ich schloss ihn schnell ins Herz! Alex, Taty und Andi zusammen geben ein großartiges Team ab, das schnell durch gemeinsam durchlebte Extremsituationen zusammengeschweißt wird.

    Ein paar der anderen Spieler blieben für mich leider ein bisschen blass, wie z.B. Evan, der zuerst als richtiger Fiesling auftritt, der skrupellos alles tut, um zu gewinnen. Alex hasst ihn richtig, aber später betrachtet er ihn dann auf einmal als Freund... Das ging mir ein bisschen zu schnell!

    Überhaupt hätte ich über ein paar Charaktere gerne noch deutlich mehr erfahren.

    Die Liebesgeschichte ist niedlich, und mir kam es auch sehr glaubhaft vor, dass Menschen sich in einer Ausnahmesituation sehr schnell emotional aneinander binden. Sie ist auch nicht kitschig oder drängt sich zu sehr in den Mittelpunkt.

    Die Spannung baute sich für mich schnell auf und ließ auch selten mal nach. Ein neues Spiel, das absolute Realität verspricht? Die Erklärung dahinter fand ich richtig einleuchtend und plausibel, da könnte ich mir wirklich vorstellen, dass das irgendwann so funktioniert! Auch das Ziel des Spiels (bzw die Ziele) ist eine einfach brillante Idee.

    In der Welt des Spiels fällt es Alex & Co schnell immer schwerer, zwischen Spiel und Realität zu unterscheiden, denn sie können alles hören, riechen, anfassen, schmecken... Sie bekommen Hunger, sie spüren Schmerzen, und sie erleben extreme Angst.

    Als der erste blutrünstige Gegner auftauchte, musste ich erstmal lachen - nein, das verrate ich noch nicht! Aber sagen wir mal so, ich musste öfter an den Trash-Film "Black Sheep" denken... Aber das Lachen blieb mir schnell im Halse stecken, denn das Buch kann durchaus blutig und eklig werden!

    Der Schreibstil war für mich so eine Sache. Einerseits fand ich ihn meist sehr ansprechend und flüssig zu lesen, andererseits beschlich mich immer wieder das Gefühl, dem Buch könnte ein gründliches Korrektorat nicht schaden... Fehler bei Kommasetzung oder Groß- und Kleinschreibung, Tempusfehler in der indirekten Rede, "das" statt "dass", "wiederstrebend" statt widerstrebend", fehlende oder unpassende Wörter, und manchmal erschien mir auch die Wortstellung etwas holprig.

    Dazu muss ich sagen, dass ich da ein sehr pingeliger Leser bin, mir springt sowas immer extrem ins Auge! Im Großen und Ganzen fand ich das Buch sehr gut und habe es sehr gerne gelesen.

    Mit dem Ende bin ich allerdings nur so halb glücklich, denn einerseits finde ich es passend und schlüssig, andererseits hätte ich gerne mehr über Alex' Leben nach dem Spiel erfahren. Denn das Spiel passt sich an den Spieler an, und Alex lernt dadurch etwas sehr Wichtiges über sich.

    Fazit:
    Wenn ein Spiel absolut realistisch ist, wenn du alles hören, riechen, schmecken, anfassen kannst - wo ist dann die Grenze zwischen Spiel und Realität? Roswitha Pörings macht daraus ein spannendes, unterhaltsames Buch nicht nur für jugendliche Leser. Trotz kleiner Schwächen würde ich es allen weiterempfehlen, die sich ein bisschen für Themen wie Internetkultur, Computerspiele und Youtube-Prominente begeistern können.

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